Taiwan stehen (wirtschaftlich) schwierige Zeiten bevor
Zwar hat die regierende Demokratische Fortschrittspartei (DPP) mit Kandidat Lai Ching-te die Präsidentschaftswahl in Taiwan am Samstag gewonnen. Die DPP wird daher weiterhin den Präsidenten stellen. Dennoch muss sie die Zusammenarbeit mit den Oppositionsparteien suchen. Die Sitze der DPP in der 113-köpfingen Legislaturperiode sanken von 61 auf 51 Sitze, während die Zahl der Abgeordneten der KMT von 38 auf 52 stiegen. Es ist zu erwarten, dass es bei wichtigen Fragen, wie der Stärkung von Taiwans Verteidigung zur Abschreckung chinesischer Aggression, immer wieder zu einem politischen Stillstand kommen wird.
China hat derweil die eigene Rhetorik abgeschwächt. Zahlreiche Analysten werten das angesichts der angespannten Beziehungen in der Taiwanstraße als eine gute Nachricht. Das eigens von China eingerichtete Büro für Taiwan Angelegenheiten teilte nach den Wahlen mit, „das Wahlergebnis zeige, dass die DPP keineswegs die öffentliche Meinung der Insel repräsentiere“.
Peking beruhigt (offenbar) die politische Situation
Taiwan-Kenner interpretieren diese Aussage als Beweis dafür, dass Peking den Wahlausgang mit Beruhigung sieht. China glaube, es sei gelungen, die DPP von ihrer großen Mehrheit in die Rolle einer Minderheitsregierung zu drängen. Es gibt sogar Stimmen in der Region, die eine Möglichkeit sehen, dass die Reaktion Pekings auf den Wahlausgang zu einem ausgewogeneren Vorgehen gegenüber Taiwan führen und ein militärische Vorgehen Chinas gegenüber Taiwan weniger wahrscheinlich machen werden.
Der Druck Chinas auf das Land wird weiterhin unerbittlich bleiben. Das hat bereits eine ganze Anzahl junger Technologie-Start -Ups in Taiwan veranlasst, ihren Blick auf die Asean-Region werfen. Je mehr sich die Aussichten auf Stabilität für Geschäfte in China verdüstern, desto mehr streben gerade Hersteller von Produkten mit Verteidigungs- und Militäranwendungen nach Singapur, Malaysia, Indonesien, Vietnam und die Philippinen.