US-Zinserhöhung verliert an Schrecken
Immer mehr US-Investoren können einem nächsten Zinsschritt der Fed etwas abgewinnen. Der wäre ein gutes Signal für die Börsen, nicht nur in den USA.
Der DAX hat sich zwar wieder über 10.000 Zähler geschaukelt, aber die breite Seitwärtsrange ist noch intakt. Es gibt für den Markt also noch keine neue Trend-Richtung. Die Handelsspanne zwischen 9.800 und 10.200 Punkten besteht weiter. Ein neues mittelfristiges Richtungssignal für den DAX gibt es erst, wenn sich der Index über 10.400 Zählern halten kann. Antrieb für den DAX-Schwung war die US-Börse. Der Dow hat seine Unterstützung bei 17.500 Zählern verteidigt, dürfte jetzt erneut Anlauf auf 18.000 Punkte nehmen. Wirklich markt- und kursrelevante Nachrichten gab es allerdings nicht. Unter dem Strich schwingen die Märkte vor der US-Zinsentscheidung (15.6.) und dem Brexit-Votum (23.6.) volatil und impulsgetrieben hoch und runter. Unterstützung gibt es auch weiter vom Ölpreis und vom Wechselkurs. Die Notierungen des Schwarzen Goldes klettern langsam, aber sicher weiter. Die Nordseesorte Brent notiert sogar wieder über 50 US-Dollar je Fass. Der Euro ist dagegen leicht zurückgekommen. Das hilft über den Treibriemen Exportwerte dem DAX etwas auf die Sprünge. Interessant ist ein mentaler Wandel in den USA mit Blick auf eine mögliche Zinserhöhung. Demnach wächst die Zahl der Marktteilnehmer, die eine nächste Zinserhöhung inzwischen als positiv bewerten. Ein Zinsschritt der Notenbank nach oben sei ein Zeichen dafür, dass sich die US-Konjunktur stabil und gut entwickle. Eine Zinserhöhung wäre ein gutes Signal für die US-Börse. Denn dann könnten die Unternehmen in der Breite und in absehbarer Zeit möglicherweise doch mit steigenden Gewinnen und sich deutlich verbessernden Geschäftsaussichten bei Anlegern punkten. Das würde die hohen – und vielleicht auch noch höhere – Kurse an der Wall Street rechtfertigen. Allerdings dürfe die Fed auch nur einen ganz kleinen Zinsschritt machen, heißt es bei Börsenhändlern. Fed-Chefin Janet Yellen müsste zudem unmissverständlich formulieren, dass die US-Notenbank mit weiteren Schritten sehr behutsam sein wird. Eine weitere Indikation, wie sich die Fed verhalten wird, dürfte es bei der Yellen-Rede morgen (Freitag) geben. Hinter dem Drängen auf eine sehr behutsame Gangart der Fed stecken nach wie vor die hohen kurzfristigen Kredite, die für den Aktienkauf eingesetzt wurden. Wir sind der Meinung, dass die US-Notenbank die Zinsen im Juni noch nicht erhöhen wird. Hintergrund: Sie hatte bereits einen Paradigmenwechsel vollzogen, als sie ihre Entscheidungen von der Lage in China abhängig machte. Diesmal könnte die Fed wenige Tage vor dem Brexit-Referendum ähnlich argumentieren und sich erneut Zeit für ihre Entscheidung organisieren.
Fazit: Die Börsen schieben sich zwar vorsichtig nach oben. Ein neues Bild und ein klarer Aufwärtstrend entsteht aber noch nicht. Die Seitwärtsrange ist intakt. Die Märkte bleiben volatil und korrekturanfällig. Wir warten darum weiter geduldig ab.