Aktienkurse ausgereizt
Die Aktienkurse sind vorläufig ausgereizt. Jetzt dürfte die Erholungs-Rallye nach dem US-Bankenschreck ins Ziel gefahren sein. Die Märkte scheinen sich gerade wieder auf die fundamentalen Eckpunkte zu besinnen: Unternehmenszahlen (US-Berichtssaison), Inflationsdaten, Zinspolitik. FUCHS-Kapital analysiert, was das für Anleger erwarten lässt.
Die große Aufwärtsdynamik der Aktienkurse lässt jedenfalls deutlich nach. Der Dow tritt seit Tagen praktisch auf der Stelle. Selbst der US-Technologieindex Nasdaq verharrt seit Tagen praktisch reglos bei 12.000 Punkten. Der DAX hat sich sehr stark bis auf 16.000 Punkte hochgearbeitet, kommt hier aber auch nicht weiter.
Notenbanken im Dilemma
Die Börsianer scheinen momentan weiter mit Rätselraten beschäftigt zu sein (FK vom 13.04.). Klar ist, dass die US-Notenbank im Mai die Leitzinsen um 25 Basispunkte anheben wird. Vielmehr schauen die Börsianer aber schon weiter in die Zukunft und versuchen zu ahnen, ob die Fed im Sommer weiter die Zinsen anheben oder doch die von Aktienanlegern ersehnte Zinspause einlegen wird. Eine klare Meinung dazu hat sich am Markt noch nicht gebildet. Beim Blick auf die US-Inflationsraten (akt. 5%) und das aktuelle BIP-Wachstum müsste die Fed die Zinsen noch weiter anheben.
In einer ähnlich unübersichtlichen Ausgangslage steckt die Europäische Zentralbank. Noch nicht einmal in der EZB herrscht schon Klarheit, wie auf der nächsten Zinssitzung (4.5.) entschieden werden sollte. Die Einschätzungen dazu gehen zum Teil erheblich auseinander. Die größten Bedenken gibt es in der Zentralbank offenbar darüber, dass die gestiegenen Zinsen die Kreditvergabe der Banken bereits stark gebremst haben. Das würde sich mit einiger Verzögerung auch spürbar in der Konjunktur niederschlagen. Der Bau-Sektor hat bereits deutlich die Folgen des Zinsanstiegs zu spüren bekommen.
Unternehmen stochern bei Ausblicken im Konjunktur-Nebel
Aus strategischer Sicht sehen wir derzeit ohnehin wenige fundamentale Kurstreiber. Die teils guten Unternehmensergebnisse sind bereits in den Aktienkursen enthalten. Wichtiger sind die Aussichten - und genau bei denen halten sich die US-Unternehmen derzeit ziemlich bedeckt. Sie gehen von hohen Prognose-Unsicherheiten aus, weil die Konjunkturentwicklung derzeit schwer einzuschätzen sei. Angesichts der gekletterten Kurse dürfte das der Börse nicht sonderlich gefallen.
Fazit: Anleger sollten jetzt taktieren, Gewinne aktiv mitnehmen und absichern. Kurzfristig halten wir die Börse für ausgereizt, eine Konsolidierung ist überfällig. Die Börsenweisheit sell in May hat eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit. Der DAX kann dabei in den Bereich 14.700 - 15.000 Punkte zurückfallen. Der Dow auf 33.000 - 33.500. Auf diesen Niveaus wären die jüngsten Aufwärtstrends noch intakt und neue Käufe aussichtsreich.