Lebensversicherungen: Optimierung ist angesagt
Ein Fall aus der Praxis
Siegmund Semanski hat Ende 2004 schnell noch eine Fondspolice abgeschlossen. Bei dieser Vertragsart wird das Versicherungskapital in einen oder mehrere Investmentfonds investiert. Die genaue Aufteilung darf der Versicherungskunde selbst festlegen – je nach eigener Risikoeinschätzung und Renditeziel. Der Betriebswirt entschied sich damals für einen besonders kostengünstigen Tarif. 2,5 Mio. Euro zahlte er im Dezember 2004 in die neue Police ein. Davon gingen 98% direkt in die Fonds, 2% flossen an den Vermittler als Provision. Die Versicherungsgesellschaft sagte für den Rest der Laufzeit eine extrem günstige Verwaltungskostengebühr von jährlich 45 Euro zu. Bis dahin hatte Semanski alles richtig gemacht: Ein solcher steuerfreier Versicherungsvertrag ist heute nicht mehr zu bekommen und somit ein wertvoller Baustein für die langfristige Vermögensstrategie. Der Vermittler übernahm 2004 als Gegenleistung für die 2% Provision auch die Investmentberatung. Semanski konnte aus gut 40 Investmentfonds auswählen. Er entschied sich für einen Strategie-Dachfonds eines Vermögensverwalters. Nach 11 Jahren Laufzeit ist das Ergebnis ernüchternd. Die jährliche Rendite der damals gewählten Fondsanlage beträgt 2%. Grund: Der Fondsmanager hat mehrfach die Märkte falsch eingeschätzt, in Stressphasen verloren und in Boomphasen zu defensiv gehandelt. Semanski sucht Rat bei einem Honorarberater. Ergebnis: Der Versicherungsvertrag selbst ist gut; aber beim Fonds kommen zur schwachen Managerleistung noch hohe interne Kosten hinzu. Sie betragen über 2,1% p. a.. Der Experte lässt sich von der Versicherungsgesellschaft die Liste aller jetzt einsetzbaren Investmentfonds liefern. Die gute Nachricht: Im Vergleich zu 2004 ist der Umfang gewachsen. Inzwischen stehen über 100 Fonds zur Auswahl. Das eröffnet Gestaltungsspielraum. Der Vermögensmanager sieht noch weitere Optimierungsmöglichkeiten. Bislang ist das Versicherungsgeld in einen Dachfonds mit Aktien und Renten investiert. Doch Semanski hat noch weitere 5 Mio. Euro in ähnlicher Aufteilung investiert. Der Rat des Beraters: Da die höchsten Gewinne bei Aktien zu erwarten sind und alle Policengewinne steuerfrei sein werden, sollte Semanski die Police auf 100% Aktienanlage umstellen. Die defensiven Anteile des Gesamtvermögens können in den anderen, abgeltungssteuerpflichtigen Depots verwaltet werden. Dadurch wird die Rendite seines Gesamtvermögens nach Steuern deutlich gesteigert. Anschließend macht sich der Finanzplaner an die Police. Hier findet der Experte eine Handvoll kostengünstiger Indexfonds. Damit können der weltweite Aktienmarkt und auch Schwellenländer effizient abgebildet werden. Kosten der Fondskonstruktion: 0,35% p. a. – plus Zusatzgebühren, die die Versicherung beim Einsatz von Indexfonds verlangt. Die jährlichen Versicherungskosten inklusive Fondsgebühren reduzieren sich durch die neue Struktur um 1,4% – das sind auf Basis des aktuellen Policenwertes mehr als 40.000 Euro. Der geschilderte Fall ist typisch für vor 2005 abgeschlossene Lebensversicherungsverträge. Viele sind nun Sanierungsfälle. Bis zu 2,5% Gesamtkosten sind für eine Versicherungskonstruktion keine Seltenheit. Durch das niedrige Zinsniveau werden die Kosten (künftig) nicht mehr verdient werden können. Wichtig: Jeder Vertrag ist gesondert zu betrachten. Mal ist die Vermögensanlage das Problem, mal der Mantel, oft auch beides. Und nicht alle Verträge haben solche Veränderungsmöglichkeiten wie der Vertrag des Betriebswirts. Gibt es diese nicht, ist die Beendigung des Versicherungsvertrags nach 12 Jahren die einzige Option.Fazit: Steuerfreie Alt-Verträge aus den Jahren 2004 und früher bleiben ein wertvoller Baustein für eine Vermögensstrategie. Wer solche Versicherungsmäntel liegen lässt, verschenkt häufig Rendite. Klug handelt, wer die Verträge im Kontext seiner gesamten Vermögensstrategie betrachtet und ggf. optimiert.