Der Jahresstart an den Börsen zeigt, dass Anlegern ein forderndes Jahr 2016 bevorsteht. Momentan dominieren klar die Risiken. Zum Teil gibt es fundamentale Nachrichten, die zur Vorsicht mahnen. Dazu zählen z. B. die enttäuschenden Konjunkturdaten aus China (Stimmungsbarometer Einkäufer Dienstleistungen). Allerdings spielt der Markt hier gerade das Szenario einer tiefen Rezession im Reich der Mitte. Die vermögen wir allerdings bisher zu erkennen; der Markt übertreibt.
Auch der gesunkene Ölpreis wird inzwischen überwiegend als Risiko bewertet. Für die Nordseesorte Brent ist die Notierung inzwischen auf unter 33 US-Dollar pro Fass gefallen. Das liegt aber nicht an einem weltweit rückläufigen Verbrauch. Der ist im Jahr 2015 gegenüber dem Jahr 2014 um eine Million Barrel pro Tag gestiegen. In diesem Jahr wird er laut Prognose der EIA ebenfalls um eine Mio. Fass auf 94,17 Mio. Barrel pro Tag zulegen. Die niedrigen Ölpreise rühren also von einer Überförderung her. Insofern sind sie für die meisten Industrieländer eher ein Konjunkturmotor als ein Problem. Auch hier scheint uns der Markt mit seiner aktuellen Risikoeinschätzung zu übertreiben.
Thema Geldversorgung: Auch hier gibt es nichts Neues. Die Europäische Zentralbank wird angesichts der Inflationsentwicklung in der Eurozone lange an ihren Niedrigzinsen festhalten. Die jüngsten Inflationsdaten, die mit 0,2% wieder sehr niedrig waren, bekräftigen das. Auch in den USA werden die Zinsen nur langsam steigen. Alles andere wäre auch nur ein Indiz für eine dynamische US-Konjunktur. Das wiederum wäre gut für die Börse. Ergo: Der Markt übertreibt nach unten.
Strategisch sehen wir kein neues Bild. Zu Aktien gibt es keine Alternative und etliche Papiere und Märkte sind langfristig preiswert. Einen grundlegenden Schwenk an den Finanzmärkten zu Anleihen können wir nicht erkennen. Er wäre mittelfristig angesichts der Ausgangslage auch nicht logisch. Nur ein solches Umschichten großer Adressen würde aber einen langfristig neuen Trend am Aktienmarkt rechtfertigen. Darum schichten wir in unserer Vermögensaufteilung leicht von Anleihen in Aktien um und stocken die Positionen in Emerging Markets antizyklisch auf.
Die aktuelle Herausforderung für Anleger heißt: Volatilität ausnutzen. Die heftigen und schnellen Kursverluste bieten gute Einstiegschancen in etliche Akien. Angesichts der hohen Schwankungsbreite können die Papiere binnen weniger Tage wieder 5 bis 8% im Plus liegen. Solche Bewegungen sollten Sie nutzen und Gewinne auch zügig mitnehmen. Daneben stocken Sie konsequent Titel auf, von denen Sie strategisch überzeugt sind.
Fazit: Unterscheiden Sie zwischen Strategie und Taktik: Momentan dominieren die Risiken den Markt. Der Blick im DAX ist nach unten gerichtet. Hält 9.700 nicht, ist ein Panik-Rutsch auf 8.700 denkbar. Das entspräche einer Korrektur vom Allzeithoch von ca. 30% und wäre eine klare Kauf-Aufforderung für Strategen.