Der gute Ton
Porzellan, Steingut und Ton gehören zu den ältesten Kulturgütern der Menschheit. Zunächst entstanden sie als reine Gebrauchsgüter. Doch insbesondere vom 13. bis zum 19. Jahrhundert erlebten Porzellane den Aufstieg zum Luxus- , Kunst- und auch Repräsentationsgut.
Die ersten Porzellane in Europa kamen aus Fernost (Japan und China). Den Wert des Porzellans erkennend, eiferten die europäischen Adels- und Königshäuser um die eigenständige Herstellung von Porzellan. Hunderte Manufakturen z. B. Meißen, KPM, Augarten, Sevres, Royal Kopenhagen, Fürstenberg, Schwarzburg, Hoechst entstanden. Schon bald hielt das teure Porzellan Einzug in den bürgerlichen Haushalt. Wer erinnert sich nicht an die Vitrinen mit Schautassen und dem „guten Services" bei seinen Großeltern.
Existentielle Krise der Porzellankunst
Aber seit nahezu 30 Jahren findet sich Porzellankunst in einer existentiellen Krise. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der Zerfall der traditionellen familiären Strukturen hat den Bedarf großer Speiseensembles bzw. Services überflüssig gemacht. Der Singlehaushalt bzw. die Kleinfamilie nutzt nur selten vielteilige Services. Daneben sind Spülmaschinen der Tod von Malereien auf Porzellan (Aufglasur). Darum ist diese Kunst nicht alltagstauglich in der heutigen Zeit.
Die weite Verbreitung der Fast-Food-Industrie ist für die Porzellan-Kultur ebenfalls hinderlich. Pizzadienste und Essenslieferanten befördern die schnelle Imbisskultur. Schließlich kann man ja gleich aus der Schachtel essen. Das ist durchaus eine Unsitte, die inzwischen sogar in vielen Büros um sich greift.
Auswirkungen auf das Preisgefüge
Diese Entwicklungen wirken sich direkt auf das Preisgefüge aus. Dabei ist zwischen Neuerwerb und Gebrauchtkauf zu unterscheiden. Die renommierten Markenhersteller (KPM, Meißen) versuchen, im Neuwarengeschäft ein hohes exklusives Preisniveau zu halten. Dies erklärt sich aus der z. T. überaus aufwendigen lohnintensiven Handarbeit bzw. neuen Designentwürfen. So rettete der Berliner Unternehmer Jörg Woltmann 2006 das älteste Berliner Unternehmen, die Königliche Porzellanmanufaktur (KPM), vor dem Ruin und sicherte das einmalige Kulturgut. Heute ist KPM wieder die Premiummarke im Segment.
Gutes Porzellan finden Interessierte aber auch schon für kleines Geld. Gute Adressen dafür sind der Gebrauchtwarenhandel, Antiquitätenmärkte und Porzellanauktionen. Dort gibt es nicht selten Porzellane namhafter Hersteller. Denn die Preise sanken binnen 30 Jahren um nahezu 75%. Ausgenommen von dieser Entwicklung sind lediglich museale Stücke, historische Einzelstücke oder kunsthistorische Belege.
Fazit:
Für Anleger und Kunstliebhaber sind Porzellane und Steingut angesichts der weit gefallenen Preise einen Blick wert. Wertige Markenporzellane gibt es preiswert auf Auktionen.
Hinweis:
Unternehmer können mit gutem Porzellan Tischkultur pflegen und Eindruck bei Kunden machen. Beenden Sie doch einfach das Pötte- und Tassenunwesen in den Küchen und auf den Schreibtischen ihrer Firma. Der Handel hält gut gestaltete und günstige Gebrauchsporzellane bereit (z. B. die Serien Elixyr oder auch die Reihe cupit von Kahla-Porzellan).