„Auf Hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand“. Sinnbilder unserer Auseinandersetzungen mit Gefahren, Naturgewalten, Kriegsereignissen und Feindschaften, aber auch für die Schönheit des Naturerlebens liefert die beliebte „Marinemalerei“.
Die Marinemalerei als Sujet wird sehr weit gefasst. Sie kann damit auch Landschaften, Personen sowie Ereignisse zeigen und reicht so in mehrere Bildgattungen hinein. Neben der Mythologie und dem Herrscherlob sind im 16. und 17. Jahrhundert sogar kartographische Gemälde für die Seefahrt von Bedeutung. Diese Bilder zeigen meist Städte mit ihren Häfen und damit die Quelle ihres Reichtums: Schiffsverkehr und Hafenwirtschaft.
Im 17. Jahrhundert spielte das Symbolhafte eine bedeutende Rolle in der Kunst. Insbesondere sah man das Schiff in mehrfacher Hinsicht als Symbol. Sei es, dass Bildwerke das „Schiff des Lebens“ in Sturmbildern oder den „Staat als Schiff“ in Seeschlachten metaphorisch darstellen. Damit ist die Verzierung und Beflaggung der gezeigten Schiffe oft bedeutsam und mehrdeutig. Moralische Kategorien, wie die Frage von „Gut und Böse“, der „Sinn des Lebens“ werden häufig im Bildkontext gestellt.
Auffallend für die Werke der Marinemaler des 17. bis 19. Jahrhunderts ist der hohe Anteil militärischer Darstellungen. Neben einzelnen Kriegsschiffen sind Flottenrevuen, Einzelgefechte und Seegefechte zu finden. Die Neuordnung der Welt – von Spanien und Portugal ausgehend, später die Schaffung der französischen und englischen Kolonialreiche –finden wir in der Marinemalerei wieder. Das Motiv dahinter ist der selbstbewusste Aufstieg der Nationalökonomien.
Auch die technische Entwicklung und gesellschaftliche Veränderungen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts gehen in die Marinemalerei ein. Es werden z. B. Schiffe mit Dampfantrieb gezeigt. Erfolgreiche Reeder und Kapitäne lassen ihre „Flotten“ für repräsentative Zwecke malen. Mit der ersten Kreuzfahrt durch den Hamburger Reeder Albert Ballin (1891) nahm die Marinemalerei erneut Aufschwung und fand Eingang in den bürgerlichen Haushalt.
Die Marinemalerei nimmt als eigenständiger Sektor im Kunstmarkt breiten Raum ein. Zahlreich sind die Malerpersönlichkeiten für diese Sujets und meist kommen sie aus Seefahrernationen. Das Gros der gehandelten Objekte entstammt dem 17. bis frühen 20. Jahrhundert. Das derzeit marktschwache 19. Jahrhundert findet sich auch bei den Schiffsbildern dieser Zeit wieder. Die Preisspanne ist – je nach Motiv und Lager – weit: von wenigen hundert Euro bis hin in die Zehntausende.
Einige Namen haben gute Aussichten auf eine starke Preisentwicklung. Dazu gehören Andreas Achenbach, Theodor Gudin, Josef Vernet, Ivan Constantinovich Aivazovsky, Hermanus I Koekkoek, Patrick von Kalckreuth, Emil Nolde, Lyonel Feininger, Charles-Louis Verboeckhoven etc..
Neben klassischen Ölgemälden finden wir ein breites Angebot druckgrafischer Arbeiten. Besonders dekorativ und auch wertstabil scheinen die Arbeiten von Horst Janssen, Paul Klee, Lyonel Feininger, Erich Heckel, Gerhard Marcks, Otto Wilhelm Eglau. Die Auswahl ist breit und vielgestaltig.
Fazit: Nach Jahren des Preisrückgangs greifen wieder mehr Käufer nach maritimen Sujets. Insbesondere Motive mit dramatischen Schiffsuntergängen, tosender Brandung oder auch hochromantische Bildauffassungen sind gefragt.