Nur Liebhaberei in Deutschland
Die Deutschen sind sehr zurückhaltend bei Investitionen in Kunst. Das haben die schweizerische Großbank UBS und die Art Basel in einer Datenauswertung ermittelt. Demnach wurden im Jahr 2017 nur 2% des in Europa in Kunst investierten Geldes – immerhin wechselten Gemälde, Skulpturen und Fotografien im Wert von 63,7 Mrd. USD den Besitzer – von Deutschen umgesetzt.
Ungewöhnliches fehlendes Interesse
Grund für die Zurückhaltung sei das fehlende Interesse an modernen Handelsmechanismen außerhalb der Auktionsszene. Viele Kunstliebhaber hätten demzufolge einen rein ästhetischen Zugang zu der Materie, keinen materiellen. Das sei ungewöhnlich für ein Land mit derart vielen großen Künstlern, das zudem wirtschaftlich enorm erfolgreich und mit einem großen Potential an finanzkräftigen Investoren ausgestattet ist.
Allmählich entdecken wohl aber auch die deutschen Kunst als interessante Anlageklasse. Vor allem „für junge Sammler ist Kunst nicht nur ein Liebhaberwert, sondern auch eine Assetklasse" sagt Phillip Hofman, Gründer der Londoner Fine Art Group. Das 2001 gegründete Unternehmen, das nach eigenen Angaben Kunst-Vermögenswerte in Höhe von 500 Mio. USD von Klienten in über zwanzig Ländern betreut, weitet seine Aktivitäten gerade auch auf Deutschland aus. Auf der institutionellen Seite hätten speziell „family offices" reges Interesse, stärker in Kunst zu investieren.
Andere Länder, andere Sitten
China und der Nahen Osten ticken ganz anders. Beide Regionen machen jeweils mehr als 10% des Gesamtmarktes europäischer Kunst aus. Diese Präsenz resultiert vor allem aus der Sicht, Kunst mit all ihrem Steigerungspotential als Investition zu betrachten. Die Kundschaft aus beiden Regionen ist also primär nicht an der Kunst an sich interessiert, sondern an einer Rendite bei der Veräußerung durch Auktionen. Es ist bei dieser Kundschaft – bis auf einige Ausnahmen – egal, wo ihre Anlagen aufbewahrt werden, Hauptsache sicher.
Entsprechend sind das Dienstleistungsangebot und die -qualität unterschiedlich auf den Märkten ausgeprägt. Während es im angelsächsischen Raum und zunehmend in den stark wachsenden Märkten Beratungs- und Vermarktungsfirmen gibt, sind in Deutschland neben den Auktionshäusern Galerien dominierend.
Die richtige Kunstanlage kann finanziell durchaus sinnvoll sein
Angesichts der langfristigen Renditechancen und des Diversifikationseffektes sind Kunstinvestments für Vermögende durchaus sinnvoll. Immerhin sind Renditen zwischen sechs und sieben Prozent pro Jahr realistisch. Manche Unternehmen, etwa die Londoner Beratungsadresse Fine Art Wealth Management, hält sogar 13% Effektivzins pro Jahr für möglich.
Fazit:
Der Kunstmarkt wächst und gerade jüngere Vermögende betrachten Kunst öfter als rendite-trächtige Anlage. Darum werden sich auch hierzulande der Markt uns seine Anbieter professionalisieren. Themen wie Kunstleihe, Versicherung und Portfolioberatung werden dann zunehmen.