Renaissance des Jugendstils
Der Jugendstil erlebt in Deutschland eine erstaunliche Renaissance.
Der Jugendstil war ab Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges die vorherrschende Kunstrichtung. Die Künstler kreierten als äußerlich dominierende Symbolik dekorativ geschwungene Linien und flächenhafte florale Ornamente. Bis vor 20 Jahren galt hierzulande der Architektur- und Einrichtungs-Stil (in Österreich Secessionsstil genannt) als veraltet. Es gibt mehrere Gründe für die neue Beliebtheit des Jugendstils. So währte diese Epoche nur sehr kurz. Aufgrund der Zerstörungen im 2. Weltkrieg gelten mehr als zwei Drittel des Bestandes in Deutschland als unwiderruflich verloren. Zudem war es in den Aufbaujahren nach dem 2. Weltkrieg chic, sich klar und modern einzurichten. Unter Anhängern der Neuen Sachlichkeit wurden Jungendstilgegenstände als protziger Plunder abqualifiziert – und entsorgt. Was macht den heutigen Charme dieses Sammelgebietes aus? Reine und möglichst ergiebige Jugendstilauktionen sind äußerst selten. Zudem ist die Gilde der Jugendstilsammler in Deutschland überschaubar. Das hat zur Folge, dass etliche gute Stücke, die auf den Markt kommen, gleich wieder aufgesogen werden. Das erstreckt sich auf beliebte Gegenstände wie Türen, Tür- und Fenstergriffe, Badeeinrichtungen und Kacheln, Geschirr und Bestecke, komplette Sitz- bzw. Essgarnituren, Schränke, Schreibtische – was es alles immer in einem seinerzeit großbürgerlichen Haushalt gab. Regional ist eine starke Spreizung auffällig. In Belgien und in Großbritannien ist das Sammeln von Jungendstileinrichtungen und -gegenständen wesentlich länger ein Feld der Kapitalanlage. Die Preise sind dort schon teils astronomisch hoch.
Fazit: Der Jugendstil wird neu entdeckt. Gut erhaltene und gepflegte Jugendstilobjekte können Sie kaufen und – wie Börsenguru André Kostolany bevorzugte – liegen lassen. Eine ordentliche Wertsteigerung ist auf mittlerer Sicht sehr wahrscheinlich.