Vontobel Europe: Interessanter Stiftungs-Vorschlag, aber intransparente Kosten
Bank Vontobel Europe AG: Alter Hof 5, 80331 München
www.vontobel.de
Das Angebot
Aus den Angaben der Stiftung schließt Vontobel Europe auf eine möglichst spekulationsfreie Anlage. Der Substanzerhalt ist wichtiger als eine möglichst hohe Ausschüttung, hält die Bank fest. Daher entfallen über 50% der Anlagen auf Liquidität und Renten. In den letzten zwölf Monaten hätte ein vergleichbares Portfolio eine Rendite von 80.685 Euro oder 2,68% Ausschüttungsquote erzielt. So weit, so gut. Doch der Zielkonflikt, der aus dem Wunsch der Stiftung nach Werterhalt der Anlage und jährlichen Ausschüttungen zwischen 50 bis 100.000 Euro resultiert, wird kaum diskutiert. Und: In den o. g. Wert sind die Kosten der Vermögensverwaltung nicht abgezogen. 47% Renten, 20% Aktien, 15% Liquidität und 18% alternative Investments lautet der Anlagevorschlag der Bank Vontobel. Bei den Renten handelt es sich mit 28,1% überwiegend um Unternehmensanleihen in Euro, um 11,2% Hartwährungen ohne Euro und 7,9% Anleihen von Emerging Markets. Bei den Aktien überwiegen europäische Papiere mit 12% vor Emerging Markets mit 4,2% und globalen mit 3,5%. Die alternativen Investments bestehen aus Papieren von Absolute Return Fonds, in diesem Falle Mischfonds. Überhaupt stützt sich Vontobel in allen Anlageklassen stark auf Fonds.Unternehmensanleihen für kalkulierbaren Cash flow
Der hohe Anteil an Unternehmensanleihen wird damit begründet, dass sie risikomindernd wirken und einen stetigen, kalkulierbaren Cash-Flow generieren. Um das zu gewährleisten, werden solche mit guter Bonität ausgewählt. Sie haben gegenüber Staatsanleihen das bessere Chancen- / Risikoprofil. Für die vergangenen zwölf Monate hätte das Portfolio eine Ausschüttung von etwa 80.000 Euro erreicht – das liegt innerhalb des gewünschten Bereichs. Neben einer historischen Betrachtung seit 2006 nutzt die Bank eine Szenarioanalyse, um Chancen und Risiken des vorgeschlagenen Portfolios in den nächsten fünf Jahren zu analysieren. Sie zeigt, was passiert, wenn die Zinsen steigen oder die Aktien fallen oder der Ölpreis steigt. Eine gute Auseinandersetzung mit den Risiken.Reicht es nach Kosten?
Vontobel verlangt als Honorar 0,8% – das ist schon recht hoch im Marktvergleich – plus 10% Erfolgshonorar (High Water Mark inklusive). Wird nach Abzug der Kosten immer noch das Ausschüttungsziel der Thussi-Drexler-Stiftung erreicht? Das lässt sich nicht sagen, denn ein anschaulicher Ausschüttungsplan fehlt.Hinweis: Vontobel Europe nahm am Performance-Projekt III (Stiftung) von Dr. Jörg Richter und Verlag FUCHSBRIEFE teil.
Allgemeine Informationen
An den drei deutschen Standorten in München, Frankfurt und Hamburg gibt es Kundenbetreuer, die über fundiertes Grundwissen beim Thema Stiftungen verfügen. Einige Mitarbeiter sind selbst ehrenamtlich für Stiftungen tätig, etwa in Stiftungskuratorien. Seit der Gründung von Vontobel Deutschland 2002 verfügt das Unternehmen über Stiftungskompetenz. Neben der Vermögensverwaltung bietet die Bank auch Betreuung bei strategischen Fragen, der Kontrolle und Strukturierung des Vermögens und bei der Errichtung einer Stiftung an. Auch bei der Kommunikation mit den Aufsichtsbehörden hilft Vontobel. Die Bank hält zudem ein umfangreiches Angebot nachhaltiger Anlagen vor. Vontobel hat sich verpflichtet, Nachhaltigkeit verstärkt in das Produkt- und Dienstleistungsangebot zu integrieren. Privatkunden können ein ausschließlich auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Vermögensverwaltungsmandat wählen. Verschiedene Themenfonds machen es möglich, in Trends wie den Wandel der Energieversorgung, knappe Ressourcen u.ä. zu investieren. Vontobel arbeitet beim Thema Nachhaltigkeit mit Vigeo, Inrate, Swiss Sustainable Finance und Hermes zusammen. Vier Stiftungen halten derzeit 15% der Vontobel-Anteile. Ein erheblicher Teil der Unternehmensdividende geht dorthin. Sie dienen der Förderung von Kunst, Kultur und Sozialem.Fazit: Die Privatbank Vontobel Europe unterbreitet einen durchaus guten Anlagevorschlag. Für eine Platzierung unter den ersten Zehn reichte es aber nicht. Dazu wurde der Zielkonflikt zu wenig diskutiert und vor allen Dingen die Kosten und ihre Wirkung auf die Ausschüttungen zu intransparent dargestellt.