Einbrüche oder Durchbrüche?
Innovationen sind ein wichtiger Motor des Fortschritts, aber manchmal läuft der Motor einfach nicht rund. So ist das auch beim viel gelobten Metaverse. Das hat vermutlich noch einiges Potenzial, schöpft es aber noch längst nicht aus. Es gibt bisher einfach zu wenige Nutzer, die ein Interesse am Metaverse haben. Und offenbar gibt es bisher auch keine Probleme, die das Metaverse lösen könnte.
Metaverse zündet noch nicht
Als Metaverse werden Virtual (VR) und Augmented Reality (AR) bezeichnet, also das digitale Umfeld, das in eine Datenbrille eingespiegelt wird. Oder digitale Elemente, die mit einer Datenbrille in die reale Welt eingespiegelt werden. Der Unternehmensberater McKinsey, der ein hohes Wachstum erwartet, gibt ein Beispiel. Bei einem digitalen Konzert können Zuschauer die Band und auch die anderen Fans miterleben. Eine solche "Verabredung im Metaverse" können sich aber nur 22% aller vom deutschen Digitalverband Bitkom befragten Personen vorstellen. Das Metaverse bleibt somit vorerst ein Thema der großen Tech-Konzerne.
Auch die Nutzerzahlen für Virtual und Augmented Reality steigen nur sehr langsam. Die dafür nötige Technik ist allerdings schon seit einigen Jahren ausgereift. Selbst unter den technikbegeisterten Computerspielern haben bisher nur wenige VR-Brillen. Es ist aber zu erwarten, dass sich die VR-Brillen allmählich durchsetzen könnten. Denn einerseits sinken die Preise drastisch, andererseits gibt es zunehmend auch Industrieanwendungen (Schulungen, Maschinenwartung).
Web3 noch ohne Durchbruch
Auch das Web3 hat den Durchbruch noch nicht geschafft. Im Kern geht es beim Web3 um Internetseiten, Videos und Anwendungen, die auf der Blockchain aufgebaut sind. Auf die Dienste der großen Internetkonzerne könnte dann verzichtet werden. Allerdings ist das Web3 noch langsamer als das klassische Internet. Die Risikokapitalgeber des Silicon Valley finanzieren seit zwei Jahren vermehrt Web3-Unternehmen, der Durchbruch steht aber noch aus.
Sinnkrise im Silicon Valley
Das Silicon Valley gerät in eine tiefe Krise. Die Finanzierungen für Startups werden 2023 wegen der steigenden Zinsen stark zurückgehen. Die Valley-Riesen wie Alphabet/ Google verlieren an Glanz. Es gelingt ihnen nicht wie in der Vergangenheit, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Die chinesische App Tiktok hat sie auf dem falschen Fuß erwischt. Sie versuchen mit Youtube Shorts und Reels (Facebook) dagegenzuhalten. Aber wer im Internet nicht den neusten Trend gesetzt hat, hat üblicherweise keine zweite Chance. Damit wird erstmals ein chinesisches und kein amerikanisches Internetunternehmen einen weltweiten Internet-Teilmarkt beherrschen.
KI-Nutzung kommt in Schwung
Künstliche Intelligenz wird 2023 aber einen Aufschwung erleben. Zwar taugt die Technik nicht dazu, einen dominierenden Konzern hervorzubringen, wie Google bei der Internetsuche. Denn KI muss angelernt werden. Auf jedes Feld, in dem sie genutzt werden soll, einzeln. Das führt zu fragmentierten Märkten. Aber im Hintergrund gibt es spezielle KI-Chips, Software, die KI anlernt, sie auswertet, usw. Hier gibt es schon einige Startups und es entstehen weiterhin neue.
Die großen Chancen der KI – Verwaltungsaufgaben automatisieren, Forschung und Entwicklung beschleunigen – stehen noch am Anfang. Bei der Umsetzung von KI gehören die großen deutschen Unternehmen zu den Vorreitern. Schon 42% von ihnen nutzen KI laut einer Befragung des Wirtschaftsprüfers und Unternehmensberaters Deloitte und haben Erfolg. Sie können damit etwa die Nachfrage vorhersagen, Kosten senken und Umsätze erhöhen. Global nutzen erst 27% der Großunternehmen erfolgreich KI. Das wird sich sukzessive ändern.
KI-Programme malen und geben gute Antworten
Neue, KI-basierte Programme zeigen überraschende Möglichkeiten. Etwa die seit einigen Wochen erstmals frei verfügbare Zeichensoftware Dall-E2, die aus Beschreibungen Bilder macht. Auch Chat GPT, seit November 2022 verfügbar, das auf natürliche Fragen sinnvolle Antworten gibt (in Englisch), zeigt eine Leistungsstärke, die vor wenigen Monaten nicht möglich war. Beide Softwareprodukte zeigen, dass KI auch bei wenig spezifischen Anwendungen immer besser wird.
Catena-X bietet freien Datenaustausch in der Autoindustrie
Mit Catena-X startet 2023 eine erste freie Datenaustauschplattform. Durch den offenen Datenaustausch zwischen Unternehmen soll eine höhere Produktivität erreicht werden. Das eröffnet Big Data neue Möglichkeiten. Catena-X baut seit 2020 ein offenes Datennetzwerk speziell für die Autoindustrie auf. Catena-X kann neue Anforderungen an die Industrie relativ leicht erfüllen. Etwa die im Rahmen des Lieferkettengesetzes geplanten Nachweise zur Herkunft von Teilen. Außerdem werden die Catena-X-Datenbanken Rückrufe einfacher machen, weil schneller nachvollziehbar wird, welche Teile in welchen Fahrzeugen verbaut wurden. Weitere Vorteile sind die einfachere Produktionsplanung und eine frühere Erkennung von Lieferkettenproblemen.
Drohen heben an
Drohnen werden bis 2023 universelle Flugreisen ermöglichen. Erfahrene Fotografen und Filmemacher setzen Drohnen bereits häufig ein. 2023 werden Drohnen so preiswert sein, dass jeder sie kaufen kann und sie werden weitere Einsatzgebiete erschließen. So könnte die Nutzung von Drohnen für geschäftliche Aufgaben wie Postzustellung und Überwachung (Infrastruktur) zunehmen.