Ladeinfrastrukturproblem wird virulent
Der Zubau der Ladeinfrastruktur ist viel zu langsam und wird zu einem Problem für die E-Mobilität. In den vergangenen zwei Jahren ist der E-Auto-Bestand doppelt so schnell gewachsen wie die Zahl der öffentlichen Ladesäulen.
Das Verhältnis von E-Autos zu Ladesäulen kippt gerade. Vor zwei Jahren gab es noch zu viele Ladesäulen, die entsprechend wenig besucht wurden. Inzwischen ist das Wachstum bei den E-Autozulassungen aber so hoch, dass es keinen Überhang bei den Ladesäulen mehr gibt. 2019 wurden gerade einmal 63.000 reine E-Autos zugelassen. 2021 waren es aber schon 356.000. Das ist fast eine Versechsfachung.
Zahl der Ladesäulen hat sich nur verdreifacht
In den kommenden ein bis zwei Jahren dürfte es einen eklatanten Mangel an Ladesäulen geben. Denn die Zahl der Ladepunkte hat sich in den vergangenen Jahren nur verdreifacht. Ihr Anzahl stieg von knapp 17.000 auf über 50.000 Anfang April des Jahres. Die Zahl der Schnelllader ist um etwas mehr als das Dreifache auf aktuell über 8.700 gewachsen.
Zwar laden viele E-Autos (vor allem im ländlichen Raum) an der heimischen Steckdose. Der Ausbau der öffentlichen Ladepunkte kann daher in einem gewissen Maß unter der Zahl der Neuzulassung bei E-Autos liegen. Aber die Zahl der E-Autos pro Ladepunkt ist von acht im Jahr 2019 auf 23 in diesem Jahr gestiegen. Die Ladeleistung pro E-Auto – eine Zahl, in der die höhere Leistungsfähigkeit von Schnellladern schon berücksichtigt wird – ist von 10 kW im Jahr 2019 auf nur noch 2 kW 2021 (aktuellste verfügbare Zahl) gesunken. Trotz kürzerer Ladezeiten dürften die Ladesäulen aber zu einem Engpass werden. Denn ab 1 kW je E-Auto herrscht ein Mangel an Ladekapazität. Ab dieser Zahl wird es dann schwierig, mit einem E-Auto eine freie Ladesäule zu finden.
Einkaufsmöglichkeiten rund um die Ladestationen
Für Unternehmen kann es sich daher lohnen, Ladepunkte zu schaffen (wird gefördert). Etliche Handelsunternehmen und Tankstellen investieren bereits. Dafür ist es aber gut, ein Gesamtkonzept zu haben. Das bedeutet für Anbieter auch, sich z. B. Gedanken darüber zu machen, wie Kunden die Zeit nutzen können, in denen die E-Mobile an den Ladesäulen hängen.
Die Kombination mit Einkaufsmöglichkeiten oder eigene Angebote für Lade-Kunden drängt sich auf, denn nur sehr wenige und teure E-Autos (z. B. Porsche Taycan Cross Tourismo) könne in etwa 20 Minuten an einem Schnelllader wieder vollgeladen werden. In der Regel benötigen viele Fahrzeuge noch mindestens eine halbe Stunde, viele noch länger. Denken Sie das Thema gleich mit, nutzen Sie es eventuell auch direkt im Marketing.
Fazit: Es müssen schnell viele Ladesäulen gebaut werden, die Infrastruktur ist der Engpass für E-Autos. Für Unternehmen bietet das Chancen, insbesondere dann, wenn sie die Geschäftsmöglichkeiten „über die Ladesäule hinaus“ denken.