Bahnchef Lutz verunsichert Lieferanten
Deutsche Bahn-Chef Richard Lutz hat die Lieferanten seines Unternehmens stark verunsichert. Lutz hätte sich gerne auf der InnoTrans, der internationalen Leitmesse für Verkehrstechnik in Berlin (läuft noch bis morgen, 21.9.), als großer Treiber inszeniert. Doch wegen der gravierenden finanziellen Schieflage seines schwerfälligen Tankers musste er noch vor der Messe Farbe bekennen: und die ist tiefrot. Sein Brandbrief an die Führungskräfte (Ausgabenstopp, schlechte Zusammenarbeit der Bereiche etc.) hat nicht nur die Mitarbeiter schockiert.
Die DB-Lieferanten warten jetzt bange auf Ansagen. Immerhin 20 Mrd. Euro Einkaufsvolumen (inkl. Schenker) verwaltet der Einkauf, bei rund 500 Warengruppen und jährlich 800.000 Bestellungen. 1.000 Einkäufer agieren weltweit, und das mit recht guter Performance in den vergangenen Jahren. Der ehemals verschlafene Haufen war auf gutem Weg.
Die Probleme häufen sich
500 Mio. Euro hat das Einkaufsteam 2016 eingespart. Und nun die Kelle vom Bahn-Chef ... Interne Prozesse und technische Implementierungen, Infrastrukturmaßnahmen (Baustellen, Brücken etc.) und Investitionen gilt es neu zu bewerten. Das interne Problem eines Staus von Lieferantenrechnungen (Ursache: Zentralisierung der Buchhaltung) ist jetzt nur ein Brandherd von vielen. Aus Verträgen kommt man nicht raus, aber die Lieferanten sind zutiefst verunsichert.
Am Dienstagabend waren die Mienen auf der InnoTrans leicht gequält. Lutz überließ die Bühne Einkaufschef Uwe Günther. Der vergab Awards an die besten Lieferanten. „Um Qualität und Wettbewerbsfähigkeit des Systems Schiene weiter zu verbessern, brauchen wir solche Partner mit hoher Zuverlässigkeit und Innovationskraft", hatte Lutz zuvor formuliert.
Fazit: Offen bleibt, ob die Bahn ihre Top-Partner künftig noch bezahlen kann. Das Konzept dafür steht noch aus.