Deutsche Gründer haben’s schwer
Deutsche Gründer haben es schwerer als die meisten ihrer Wettbewerber in den europäischen Nachbarländern. Nicht nur, dass Gründungen hier weitaus umständlicher sind als anderswo. Es scheiden auch mehr Unternehmen nach kurzer Zeit wieder aus dem Markt aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung des britischen Kreditmaklers money.co. Über die Hälfte (53%) der 2013 in Deutschland gegründeten Kleinstunternehmen (bis 9 Mitarbeiter) sind bereits wieder vom Markt verschwunden. In Großbritannien sind es sogar 57%. Die besten Überlebenschancen haben demnach Jungunternehmer in Frankreich (25%) und Schweden (27%).
Die Erhebung deckt sich mit den Daten des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn. Etwa jedes zweite deutsche Jungunternehmen scheidet nach vier bis fünf Jahren wieder aus dem Markt aus. Sie schaffen es im europäischen Vergleich seltener in die Profitabilität zu kommen und hängen daher oft am Tropf von Investoren. Auch die hohe Konkurrenz am deutschen Markt spielt hier mit rein.
KMU außerhalb Deutschlands höher im Kurs
In Deutschland wird prinzipiell aber auch weniger gegründet als in Gesamteuropa. Das liegt einerseits am risikoscheuen deutschen Gründergeist. Andererseits aber auch an den regulatorischen Anforderungen des Gesetzgebers. Nach wie vor ist es in Deutschland nicht möglich, ein Unternehmen online anzumelden. Die Steuererklärung ist ohne Beratung ein Ding der Unmöglichkeit.
Das wirkt sich deutlich auf die KMU-Dichte (also Mittelständische Unternehmen pro 100.000 Einwohner) aus. Während in Deutschland laut IfM schätzungsweise 3.039 KMU je 100.000 Einwohner zu finden sind, liegt der EU-Durchschnitt bei 4.875 KMU.
Frische grün-liberale Impulse?
Ob sich die Situation für Gründer vereinfacht, wird maßgeblich von der kommenden Bundesregierung abhängen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) analysiert in einem Positionspapier, dass während Union und FDP im Interesse vom KMU unterwegs sind, die Programme von SPD und Grünen sich stärker auf Beschäftigte und Umweltfragen richten, was „mittelstandspolitisch vor allem auf zusätzliche Regulierung für die betroffenen Unternehmen hinausläuft.“ Demnach wäre eine SPD-geführte Regierung tendenziell gründerfeindlich.
Ob die pessimistische Haltung berechtigt ist, wird sich zeigen müssen. Gerade von den als „Verbotspartei“ titulierten Grünen könnten für Gründer möglicherweise auch Impulse ausgehen. Die Öko-Partei will Gründer mit einem Einmalbetrag von 25.000 Euro unterstützen. Mit einem Wagniskapitalfonds soll zudem gezielt in junge (grüne) Unternehmen investiert werden. Auch die Vereinheitlichung des europäischen Gründungsrechts soll angegangen werden. In Koalitionsverhandlungen mit der FDP oder der SPD wird darüber vermutlich wenig zu diskutieren sein.
Fazit: Deutschland hat ein Gründerproblem, das auf die Flexibilität der Wirtschaft und internationale Wettbewerbsfähigkeit drücken wird. Ob sich die Situation nach der Bundestagswahl verbessern wird, hängt maßgeblich von den Koalitionsfarben ab.