Die Zinsen tendieren weiter nach unten
Es geht immer billiger
Die Zinsen gehen heftig auf Tauchstation. Heruntergezogen werden sie vom kräftig wachsenden Konjunkturpessimismus. Rund um den Globus nimmt die konjunkturelle Dynamik ab. Zudem verschärft sich der Handelsstreit zwischen den USA und China weiter. Hinzu kommen Störfeuer aus dem Weißen Haus in Richtung Mexiko. Auch gegen diesen wichtigen US-Handelspartner hat US-Präsident Donald Trump nun neue Strafzölle angekündigt – obwohl gerade ein Freihandelsabkommen (Stahl und Aluminium) unterzeichnet wurde.
Die Rendite der Staatsanleihen ist wieder bis in lange Laufzeiten negativ. Am kurzen Ende sind die Zinsen leicht gesunken (-0,515% Dreimonatsbereich). Zehnjährige Bundesanleihen rentieren mit -0,21%. Die Zinsstrukturkurve flacht damit deutlich ab und schiebt sich insbesondere am langen Ende nach unten.
Parallel zu den Zinsen ist die Inflationsrate in Deutschland geradezu abgestürzt. Sie fiel laut erster Schätzung von 2,0% auf aktuell noch 1,4% zurück. Das dürfte, so die Erklärung der Statistiker, auf den „Osterfest-Effekt" zurückzuführen sein. Der hatte die Inflation im April etwas angehoben. Die für Mai gemeldete Rate schließt nun wieder an den im März gemessenen Wert (1,3%) an.
Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) rückt somit erneut in weitere Ferne. Wir können auch nicht erkennen, wie die Zinsen angesichts der Konjunkturentwicklung in Richtung 2% steigen könnten – schon gar nicht auf Basis der Kerninflationsrate. Der Lohndruck in Deutschland wird zwar bestehen bleiben. Sein Einfluss auf die europäische Inflationsrate ist aber marginal. Daher wird auch der neue EZB-Präsident, sollte er Jens Weidmann heißen, keine Möglichkeit haben, die Leizinsen anzuheben.
Die niedrigen Kreditzinsen sind somit noch lange Zeit zementiert. Zudem deutet die Entwicklung der Kreditvergabe laut IKB darauf hin, dass die Unternehmen derzeit eher Vorsicht walten lassen. Selbst eine konjunkturelle Beschleunigung dürfte nicht zu einer stürmischen Kreditvergabe führen. Denn die meisten Unternehmen verdienen nach wie vor gut und bauen auch angesichts der akuten Unsicherheit Cash auf. Da der nicht verzinst wird, dürfte diese Cashreserve bei klarer Sicht und Investitionsvorhaben zunächst wieder abgeschmolzen werden.
Fazit
Die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen bleiben äußerst günstig. Die Zinsen bleiben am Boden, am langen Ende stehen sie sogar erneut unter Druck. Die sinkende Kreditnachfrage wird den Wettbewerb der Banken um Neugeschäft mit guten Kunden forcieren. Sie haben bei den Konditionen Verhandlungsspielraum nach unten.