Echt Öko oder Etikettenschwindel?
Wer glaubt, dass ethische Banken automatisch die nachhaltigsten Fondsprodukte anbieten würden, der irrt. Das ergab eine Analyse der FUCHSBRIEFE in Zusammenarbeit mit der Quanvest GmbH. Außerdem wurde darin (erneut) das Vorurteil widerlegt, dass sich eine vertiefte Nachhaltigkeit negativ auf die Rendite auswirkt.
Stark wachsender Markt
Der Deutsche greift in der privaten Vermögensanlage nach wie vor am liebsten zu Investmentfonds – in letzter Zeit immer mehr auch zu solchen mit dem Label „nachhaltig“. Im Jahr 2020 wurde weltweit ein Vermögen von 38 Bill. US-Dollar nach nachhaltigen ESG-Kriterien verwaltet. 2025 werden es Schätzungen zufolge 53 Bill. US-Dollar sein. Ein wachsendes Feld also, auf dem wir unsere Analyse starten.
Wir sind bei der Fondsauswahl wie der durchschnittliche Privatanleger vorgegangen. Wir wählten große nachhaltig-gelabelte Fonds gemessen am Fondsvolumen von großen bekannten Banken gemessen am Kundenvolumen aus. Namentlich sind das bei uns Fonds der Allianz, Deutsche Bank, Postbank, Raiffeisen und Union Investment. Als Vergleichsgruppe haben wir uns die „Flaggschiff“-Fonds der drei größten ethischen Banken gemessen an der Kundenzahl vorgenommen: GLS, Umweltbank und Triodos. Zudem haben wir uns noch zwei der immer beliebter werdenden ETFs angeschaut.
Ethische Banken ohne Auskunft zum ISS ESG Score
Bei unserer Nachhaltigkeits-Analyse gab es gleich mehrere Überraschungen. Verglichen haben wir die Fonds anhand des ESG Performance Scores – bereitgestellt durch das anerkannte ISS ESG Institut. Je nachhaltiger ein Fonds, desto höher der Score. Dabei gab es gleich die erste Überraschung: sowohl Triodos als auch die Umweltbank konnten uns auf Nachfrage keinen Score nennen, sondern schickten uns eigens erstellte – also nicht unabhängige – Aufstellungen ihrer Nachhaltigkeit. Das gibt ein dickes Minus in der Transparenz.
Beinahe alle anderen Fonds liegen bei der Nachhaltigkeit dicht beieinander und weisen einen Score von über 50 auf. Auf dem Siegertreppchen landet allerdings der Fonds der Raiffeisen Bank, gefolgt von der Deutschen Bank und erst auf dem dritten Platz die GLS. Zwischenfazit: pauschal zu sagen, dass nachhaltige Banken auch nachhaltigere Produkte anbieten, ist falsch.
GLS hat die Nase vorn
Wie sieht es auf der Performanceseite aus? Unser Kooperationspartner von der Quanvest GmbH aus Bad Homburg hat für uns die ausgesuchten Finanzprodukte ausgewertet – nach realen Renditen inkl. Ausschüttungen. Und es zeigt sich, dass sich die Fondsmanager der ethischen Banken im Krisenjahr 2020 durchaus passabel geschlagen haben. Der reine Aktienfonds der GLS Bank erwirtschaftete eine Rendite von stolzen 17%. Die anderen reinen Aktienfonds – beide von der Deutschen Bank – erwirtschafteten gerade einmal 0,7% bzw. (immerhin) 10,5% im vergangenen Jahr. Der passive ESG ETF auf den MSCI World schnitt am schlechtesten ab.
Bei den Mischfonds mit einer Aktienquote zwischen 60% bis 80% hatte im vergangenen Jahr der Fonds der Union Investment die Nase vorn mit 6% Rendite. Der Fonds der Triodos Bank erzielte 4,8%. Auch der Fonds der Umweltbank ist als Mischfonds konzipiert, wurde allerdings erst im Juni 2020 aufgelegt und eignet sich daher nicht für die kleine 1-Jahres-Rückschau.
Nachhaltige Anleihen, wenig Rendite
Der Raiffeisen mit Anleihenfokus hingegen – Sieger in der Kategorie Nachhaltigkeit – erwirtschaftete 2020 gerade mal 0,9%. Dafür sackte er im Corona-Tief des zweiten Quartals 2020 auch gerade mal um 5,5% ab. Die anderen betrachteten Finanzvehikel rutschten alle um mindestens 10% nach unten. Wirkliche Trends zwischen ethischen Banken und „normalen“ Banken konnten wir nicht ausmachen.
Die Trends des Jahres 2020 fanden wir so übrigens auch in der historischen Rückschau wieder. Die Besonderheit dort: viele der "grünen" Produkte sind noch zu jung, als dass sie sich für eine Betrachtung eignen würden.
Fazit: Pauschal zu sagen, dass nachhaltige Banken besser oder schlechter nach Rendite performen als „normale“ Banken wäre falsch. Ebenso geht aus unserer kleinen Erhebung nicht hervor, dass Öko-Banken per se nachhaltigere Produkte anbieten. Es bleibt dabei: genau analysieren und vergleichen.