Im deutschen Mittelstand herrscht große Unsicherheit in Sachen Türkei. Die Manager fragen bei der Deutsch-Türkischen Handelskammer gezielt nach Rechtssicherheit von Investitionen, möglichen Einschränkungen des Handels respektive der Zollabwicklungen sowie nach Stabilität von Lieferketten. Wer aus heutiger Sicht die Türkei als neuen (Produktions-)Standort in Betracht zieht, analysiert verstärkt auch Alternativen wie Bulgarien oder Tschechien.
Risiko-Experten empfehlen ein Bündel an Maßnahmen. Analysieren Sie sämtliche Lieferverträge mit Kunden und Lieferanten in der Türkei hinsichtlich vereinbarter Leistungen und eventueller Pönalen, Laufzeiten und Ausstiegsoptionen. Gibt es alternative Lieferanten (auch Second Tiers) außerhalb der Türkei? Zudem sollten Sie auch C-Teile-Lieferanten, deren Teile in mehreren Produkten vorhanden sind, in die Risikoüberwachung einbeziehen.
Als Produzent in der Türkei sollten Sie wissen, in welchem „Ersatzwerk“ Sie ggf. produzieren können. Neben Anpassungen der Lagerbestände für die aus der Türkei bezogenen Waren und dem Check aller logistischen Knotenpunkte, verbunden mit einem eventuellen „Re-Routing“ über alternative Kanäle, sollten Sie auch Versicherungspolicen zur Absicherung von Lieferkettenunterbrechungen überprüfen. Gefahr droht auch aus der 2. Reihe. 51% der Lieferunterbrechungen kommen aus Sub-Lieferantenstrukturen. Die meisten Unternehmen vernachlässigen diese Vorstufe.
Fazit: Regelmäßige Statusreports sind jetzt unerlässlich. Ein Frühwarnsystem sollte im Risikofall Alerts via E-Mail bzw. Mobile App senden.
Hinweis: Lieferkettenbedrohungen in entlegenen Teilen der Welt mit erheblichen Auswirkungen auf betroffene Industrieansiedlungen sind zumeist nicht in klassischen Standardmedien nachzulesen. Dazu zählen etwa kleinere Erdbeben in Japan, Brände in Holzwirtschaftsbetrieben oder Erdrutsche. Hier hilft ein Alert-System, das negative Events auf Ihrer Risikolandkarte transparent macht und im Idealfall Maßnahmen hinterlegt.