Noch ist die Bullenfalle nicht zugeschnappt. Wenn sich der DAX im Tagesschluss über dem Allzeithoch halten kann, ist diese sogar aus dem Weg geräumt.
Die Bullenfalle ist nicht zugeschnappt – und der DAX hat sie vor dem Fed-Treffen heute glatt übersprungen. Das Allzeithoch liegt bei 12.878 Punkten. Bereits vor der Notenbank hat der DAX sich auf neues Terrain gewagt.
Die US-Notenbank könnte dafür heute den Auslöser liefern. Die Währungshüter dürften eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte beschließen. Die wird allgemein vom Markt erwartet. Spannender ist, mit welchen Worten diesmal Janet Yellen die künftige Fahrlinie der Fed beschreiben wird.
Es ist möglich, dass die Fed ihren Kurs anpasst. Bisher war Konsensmeinung, dass die US-Geldhüter die Zinsen noch mindestens ein weiteres Mal anziehen werden. Diese Erwartung schwindet allerdings gerade aus dem Markt. Denn in der kredit- und konsumgetriebenen US-Wirtschaft zeigen sich bereits erste Bremswirkungen der kontinuierlich steigenden Marktzinsen. So sind die Konsumausgaben zuletzt gesunken, die Banken verschärfen ihre Kreditanforderungen.
Sollte die Fed andeuten, ihre Zügel nicht weiter zu straffen, dürfte der Markt wieder in Jubel-Modus verfallen. Denn dann bleibt das Geld weiter billig. Somit bekämen die US-Unternehmen mehr Zeit, in die hohen Börsenbewertungen mit realen Zahlen hineinzuwachsen.
Die Börsen werden dann wohl in den nächsten Rally-Gang schalten. Die Aktienmärkte dürften ihre seit März 2009 laufende Hausse dann ohne größere Korrekturen fortsetzen. Das hat schon historische Dimensionen. Denn in der Börsengeschichte gab es seit dem Zweiten Weltkrieg nur eine einzige zeitlich ausgedehntere Hausse. Die führte die Indizes bis zum damaligen Kulminationspunkt der Tech-Aktien-Euphorie Ende der 90er Jahre. Ihr Zyklus erstreckte sich über 113 Monate ohne größere Korrekturen. Der S&P 500 startet in seiner aktuellen Rally im Juli in den 100. Monat seiner Aufwärtsbewegung.
Wir sehen nach wie vor die alten Risiken. Dazu zählen hohe Bewertungen (USA), Politik (Katar-Konflikt), die langsam, aber kontinuierlich steigenden Zinsen und die Notenbanken, die an ihrer geldpolitischen Wende und dem Einstieg in den Rückbau ihrer auf Billionen aufgeblähten Bilanzen arbeiten.
All diese Risiken scheinen die Anleger und Investoren aber schlicht kaltzulassen. Es ist offenbar einfach noch zu viel billiges Geld vorhanden, das in den als alternativlos erscheinenden Aktienmarkt drängt. Eigentlich müsste genau das zur Vorsicht mahnen. Andererseits ist der Trend an der Börse der beste Freund des Anlegers. Solange keine massive Straffung erfolgt, bleibt die Richtung aber unverändert.
Fazit: Die Börsen wollen offenbar weiter hoch – auch wenn die Risiken wachsen. Ein DAX-Schlusskurs über dem Allzeithoch öffnet ein neues Szenario. Eine aktive Absicherung bringt dann keine Punkte mehr – auch wenn unser Bauch etwas anderes grummelt. Wir laufen die Rally dann ungebremst mit.
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