Britische Strategieanpassung, schweizer Ermüdungserscheinungen (Kopie 1)
Arbeitsmarkt neu interpretiert
Der jüngste Inflationsreport der britischen Währungshüter weist auf eine Revision ihrer bisherigen Strategie. Der Gleichgewichtswert für die als Orientierungspunkt fungierende Arbeitslosigkeit wurde herabgesetzt. Statt 6%-6,5% sollen jetzt 5,25%-5,75% als eine Art Normalwert gelten. Laut aktuellem Arbeitsmarktbericht ist die Arbeitslosigkeit bereits auf 6,8% gefallen. Sie kommt also in die Nähe dieses Normalwertes, mit dem ein neutraler Leitzins korrespondiert. Der wäre nach konventionellen Vorstellungen in der Größenordnung um 4,5%-5% zu finden (Wachstumstrend um 3% plus 2% Inflationsziel). Das liefe auf eine Straffung um 400-450 Basispunkte hinaus, ausgehend von den aktuell gültigen 0,5%. Das Problem: Die Währungshüter trauen den guten Daten mit zuletzt 3,1% Wachstum bei 1,8% Inflation – es sind gleichzeitig auch die Eckdaten ihrer Projektion bis 2016 – offenbar nicht. Sie wollen zunächst die quantitative Stimulierung abbauen, bevor sie die Leitzinsen 2015 erhöhen. Letztlich stehen sie vor dem Problem, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf der ultra-expansiven Politik befreien zu müssen, ohne einen neuerlichen Konjunktureinbruch zu provozieren.
Die bisherige, auf dem Papier eindrucksvolle Erholung, stützt sich allein auf eine letztlich zinsgetriebene Binnennachfrage. Sie schiebt die Bautätigkeit und die Investitionen der Unternehmen an. Was von diesen Werten und dem damit induzierten Konsum bei höheren Zinsen Bestand hat, ist höchst ungewiss. Der Immobilienmarkt zeigt mittlerweile deutliche Blaseneigenschaften.
Fazit: Die Währungshüter wecken durch die Neuinterpretation von Daten und Lage unser Misstrauen. Wenn die guten Zahlen die Lage zutreffend beschreiben würden, müsste umgehend der Einstieg in die Straffung folgen. Dieser logische Bruch in der BoE-Argumentation ist aus unserer Sicht ein Gefahrensignal.
Leichte Ermüdungserscheinungen
Die Zahlen vom aktuellen Rand deuten auf eine leichte Abschwächung der Konjunktur in der Schweiz hin. Die Umsätze des Einzelhandels waren im 1. Quartal eher schwach. Sie erholen sich aber mittlerweile. Der neu strukturierte KOF-Index hat nachgegeben. Er liegt aber mit 102% nach 106,3% immer noch im starken Bereich oberhalb des langfristigen Mittels (=100).
Die Inflationsrate bewegt sich kaum. Sie steht bei Null ziemlich fest. Positive Signale liefert der Einkaufmanager-Index. Er legte zuletzt leicht von 55,5 auf 55,8 Punkte zu. Damit befindet er sich klar im expansiven Bereich. Auch der Außenhandel liefert weiter positive Signale. Der Überschuss ging zuletzt zwar von 2,3 auf 2,05 Mrd. Franken zurück. Die Volumina stiegen jedoch leicht. Der Export sorgt also weiter für Beschäftigung und Einkommen. Auf der monetären Seite sind keine neuen Impulse erkennbar.
Fazit: Wir erwarten vorerst einen auf dem aktuellen Niveau stabilen Franken.
Konsum rettet das Wachstum
Das 1. Quartal 2014 war eher enttäuschend. Das Wachstum belief sich lediglich auf +0,3% gegenüber dem Vorquartal. Ursache war das rückläufige „Offshore“-Einkommen aus der Öl- und Gasförderung. Die wirtschaftliche Aktivität auf dem „Festland“ erreichte dagegen dank des privaten Konsums einen Zuwachs um 0,5%. Auffällig sind die Investitionen. Sie warteten zum 3. Mal in Folge mit einem Minus auf. Die Schwäche des Offshore-Geschäftes strahlt auf den Rest der Wirtschaft aus. Die Inflation hält sich mit 1,8% (Konsumentenpreise) eher in der unteren Hälfte des Zielbereichs. Sie wird von den Währungshütern auch auf längere Sicht in dieser Größenordnung gesehen. Eine Straffung der immer noch niedrigen Leitzinsen von 1,5% ist von daher für die nächsten 12-15 Monate unwahrscheinlich.
Fazit: Sofern die Ukraine-Krise nicht zu heftigen Schwankungen auf dem Energiemarkt führt, dürfte die Krone sich wenig verändern.
Inflation weiter schwach
Sveriges Riksbank ist ebenso wie die EZB Forderungen nach niedrigeren Zinsen ausgesetzt. Die aktuelle Inflationsrate – zuletzt 0,0% – ist klar unterm Ziel. Damit wachsen die Erwartungen auf eine weitere Zinssenkung. Das schwächt die Krone, verschafft allerdings dem Export Luft. Das ist auch gut so. Zwar erholt sich die Wirtschaft der Eurozone. Dafür belasten aber die wachsenden Probleme Osteuropas. Die zuletzt erzielten 3,1% Wachstum (4. Quartal 2013) dürften zunächst nicht wieder erreicht werden. Zumal die externe Krise wohl auch auf die Stimmung der Verbraucher schlägt. Sie bremst damit einen wichtigen Wachstumsmotor ab, der ansonsten gute Voraussetzungen hätte. Denn die Beschäftigung steigt, die Reallöhne wachsen bei stabilen Preisen. Die Investitionsneigung der Industrie geht leicht zurück. Auch das spricht für eine schwächeres Wachstumstempo.
Fazit: Die Krone dürfte sich angesichts der Zinsperspektive nicht zu weit von den aktuellen Niveaus entfernen.
6-Monats-Ausblick
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | P |
---|---|---|---|---|---|
UK | UK | 0,809 | 0,80 | 0,82 | sicher |
3m-Zins | 0,5 | 0,5 | 0,5 | ||
Schweiz | CHF | 1,22 | - | - | neutral |
3m-Zins | -0,01 | 0,0 | 0,01 | ||
Schweden | SEK | 9,01 | 9,10 | 9,15 | unsicher |
3m-Zins | 0,91 | 0,80 | 0,70 | ||
Norwegen | NOK | 8,12 | 8,10 | 8,05 | neutral |
3m-Zins | 1,83 | 1,9 | 1,9 |