Devisen: Straffung beim Euro
Straffung in Sicht
Die expansive Politik der EZB wirkt langsam. die Inflation stieg zuletzt per Dezember überraschend deutlich auf 1,8% – die Konsenserwartung lag bei 1,6%. Nach den 1,1% des Vormonats ist das ein großer Sprung in die Nähe des Ziels. Allerdings ist nicht mit einer schnellen Reaktion der Währungshüter zu rechnen. Denn die Kernrate ohne Lebensmittel und Energie liegt mit 0,9% deutlich niedriger.
Aber selbst dann wird langsam absehbar, dass das Ankaufprogramm ausläuft. Die Nullzinspolitik geht zu Ende. Zumal die aktuellen Konjunkturdaten eher positiv überrascht haben. Das Wachstum lag im 4. Quartal mit 1,8% zum Vorjahr (annualisiert 2%) am oberen Rand der Erwartungen. Der Einkaufsmanager-Index für die verarbeitende Industrie befand sich zuletzt mit 55,2 Punkten leicht über dem Vormonat (54,9) und deutlich über der Expansionsschwelle. Treiber waren vor allem die starken Auftragseingänge aus dem Ausland.
Zudem zog auch die Industrieproduktion zum Jahresende hin wieder an. Sie lag per November um 3,2% über dem Vorjahr. Damit übertraf sie die Erwartungen (Konsens +1,6%) und die Zuwächse des Vormonats (+0,8%) jeweils deutlich. Diese Belebung spiegelt sich auch in der Handelsbilanz per November. Der Überschuss legte auf 27,7 Mrd. Euro zu. Im Monat davor waren es noch 19,9 Mrd. Euro, die Konsenserwartung betrug 20,8 Mrd. Euro. Und das bei wachsendem Volumen. Im- und Exporte lagen um 5% bzw. 6% über dem Vorjahr.
Die Stimmung ist angesichts solcher Rahmendaten entsprechend gut. Das belegen die „weichen“ Indikatoren. Diese positiven Trends machten sich auch am Devisenmarkt bemerkbar. Dort legte der Euro seit Jahresanfang tendenziell zu. Allerdings kommen neue politische Spannungen auf die Eurozone zu. Sie werden zu Spekulationen über die Stabilität der Brüsseler Institutionen führen. Das wird auch den Euro belasten.
Fazit: Aufgrund der wachsenden Zinsdifferenzen sowie der aufziehenden politischen Probleme zu den meisten Währungen, bleibt der Euro anfällig.
Die FED bleibt vorsichtig
Der neue US-Präsident Donald Trump hat in seinen ersten Wochen im Amt für viel Wirbel gesorgt. Klarheit über den zukünftigen Kurs ist daraus aber nicht entstanden. Die Währungshüter reagierten darauf mit betonter Zurückhaltung. Sie sprachen in ihrem jüngsten Statement weder den von Trump im Wahlkampf angekündigten fiskalischen Impuls an, noch äußerten sie sich zur Frage, wie die durch das Anleihen-Ankaufprogramm auf rund 4,5 Billionen Dollar angeschwollene Bilanz verkürzt werden soll.
Das FOMC beschränkte sich auf Hinweise zur Konjunktur. Die Mitglieder des Board sehen diese offenbar weiter auf dem richtigen Weg. Der Anstieg der Inflation zum 2%-Ziel hin wird jetzt als sicher unterstellt (es heißt erstmals „ . . . will rise“ statt zuvor „. . . is expected to rise“). Die Dynamik bleibt allerdings überschaubar, eben „moderate“. Die Investitionen der Unternehmen sehen Janet Yellen und ihre Kollegen weiter als Schwachpunkt („business spending soft“).
Die Daten vom aktuellen Rand waren überwiegend positiv. Sie deuten auf eine robustere Konjunktur hin. Die erste Schätzung des Wachstums im 4. Quartal lag indes mit annualisierten 1,9% unter den ohnehin schon gedrückten Erwartungen – der Konsens betrug +2,2% – und weit unter dem Vorquartal (3,5%). Das Konsumentenvertrauen war auf hohem Niveau leicht rückläufig. Und die Orders für dauerhafte Güter lieferten ein widersprüchliches Signal. Der Gesamtwert war mit -0,4% im Monatsvergleich überraschend rückläufig; der Konsens betrug +2,6%. Und die Korrektur um die volatilen Flugzeugbestellungen macht die Sache nur wenig besser (+0,5%).
Klar positiv zu vermerken sind die mit +2,8% erstmals wieder ansteigenden zivilen Kapitalgüter. Vorher gab es eine Reihe von Monaten mit roten Zahlen, Das deutet auf eine wachsende Investitionsneigung hin. Die verschiedenen Einkaufsmanager-Indizes zeigen auch keine klare Richtung.
Fazit: Wir halten vorerst an unserer Einschätzung fest, dass die USA zum Dollar-treibenden policy-mix aus expansiver Fiskal- und straffer Geldpolitik finden. Allerdings sind die Risiken für dieses Szenario gewachsen. In diesem Punkt könnte bald eine Neuorientierung nötig werden.
Ein bisschen besser
Die Konjunktur Japans sieht derzeit relativ freundlich aus. Die Industrieproduktion hat ihr Tief überwunden. Sie legte per Dezember um 3% zum Vorjahr zu. Die Handelsbilanz wies per Dezember einen Überschuss von 614 Mrd. Yen aus. Sie lag damit weit über den Erwartungen – Konsens waren 270 Mrd. Yen – und dem Vormonat mit 152,5 Mrd. Yen. Der Export legte um 5,4% im Jahresvergleich zu; der Import ging mit -2,6% stärker zurück als erwartet (Konsens -0,8%).
Die Zahlen wecken einen gewissen Optimismus in Japan. So setzte das geldpolitische Komitee der Notenbank in der Januar-Sitzung seine Prognosen (gemessen am Median der einzelnen Schätzungen) im Vergleich zum Oktober für das Fiskaljahr 2016 (bis 31.3.) von 1,0% auf 1,4% und für 2017 von 1,3% auf 1,5% herauf. Zum positiven Eindruck gehört auch, dass sich die Inflationsrate mit 0,3% über Null hält; im Vormonat waren es sogar 0,5%. Das ist allerdings allein auf die anziehenden Lebensmittelpreise zurückzuführen. Rechnet man deren Effekt heraus, bleiben wieder durchgängig rote Zahlen.
Hier deutet sich bereits an, dass der Aufschwung allein am Export hängt. Und der wiederum profitiert vom schwächeren Yen. Die Binnennachfrage bleibt dagegen extrem schwach. Die Ausgaben der Haushalte sind in den letzten zehn Monaten in Folge gefallen. Die jüngsten Zahlen per Dezember ergaben -0,3% im Jahresvergleich. Das liegt über den Erwartungen (Konsens -0,6%) und dem Vormonat (-1,5%). Allerdings scheinen die Zahlen durch „big-ticket-items“ wie PKW verzerrt. Ohne die Ausgaben für Autos und Wohnen ergeben sich -1,5% zum Vorjahr.
Fazit: Die Konjunkturimpulse von Geld- und Fiskalpolitik erzielen jenseits des Export kaum Wirkung.
Neue Ausrichtung
Die Handelsbilanz für 2016 unterstreicht den Bedarf für eine Neuausrichtung der chinesischen Wirtschaft. Der Überschuss sank von umgerechnet rund 595 Mrd. Dollar auf rund 510 Mrd. Dollar um fast 15%. Grund: Der Export sank mit -7,7% schneller als die Importe mit -5,5%. Unterdessen hinterlässt der Abbau von Überkapazitäten etwa bei Stahl oder Zement vor dem Hintergrund einer rückläufigen Bautätigkeit Spuren. Die Zuwachsraten bei der Industrieproduktion schrumpfen weiter. Per Dezember wurden noch 6% zum Vorjahr notiert. Die Zuwächse der stärker vom Konsum abhängigen Umsätze des Einzelhandels halten sich dagegen immer noch über der 10%-Marke.
Die Gewichte verschieben sich weiter vom Export hin zum Konsum. Die Auseinandersetzungen mit neuen US-Regierung könnten diese Umschichtung noch beschleunigen. Sie geht allerdings auch mit geringeren Wachstumsraten einher. Diese schlagen sich in schwächeren Konjunkturdaten wie den schwachen Einkaufmanager-Indizes nieder. Sie sollte allerdings nicht über das unverändert hohe Wachstumstempo von zuletzt 6,8% hinwegtäuschen.
Das Wachstum wird ruhiger, aber nicht ruhig. Schon allein, weil die politische Führung unter dem Zwang steht, sich durch wirtschaftlichen Erfolg zu legitimieren und sich Spielräume zu schaffen, um soziale Konflikte kontrollieren zu können. Die Zentralregierung wird die Konjunktur nicht abfallen lassen. Im Zweifelsfall wird sie die Binnennachfrage mit fiskalischen Mitteln stützen.
Fazit: Die Währungspolitik bleibt „on hold“ bis sich die Beziehungen in und mit Washington geklärt haben. Das schließt auch die Stützung des Yuan ein.
Prognose zu Euro, Dollar, Yen und Yuan
Kurs Vorjahr | Kurs aktuell | 1. Quartal 2017 | 2. Quartal 2017 | 3. Quartal 2017 | 4. Quartal 2017 | ||
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EURO | USD | 1,09 | 1,08 | 0,99 – 1,09 | 0,95 – 1,09 | 0,92 – 1,05 | 0,92 – 1,03 |
CHF | 1,109 | 1,07 | 1,07 – 1,11 | 1,10 – 1,13 | 1,10 – 1,13 | 1,10 – 1,13 | |
GBP | 0,757 | 0,86 | 0,85 – 0,89 | 0,87 – 0,97 | 0,95 – 1,05 | 0,99 – 1,05 | |
JPY | 131,7 | 121,6 | 117 – 124 | 114 – 120 | 112 – 118 | 112 – 118 | |
3-Monatsgeld | -0,15 | -0,33 | -0,30 – 0,00 | -0,30 – 0,00 | 1,10 – 1,13 | -0,10 – 0,05 | |
10-Jährige Anleihe Bund | 0,43 | 0,43 | 0,25 – 0,45 | 0,25 – 0,40 | 0,30 – 0,65 | 0,45 – 0,80 | |
USD | JPY | 120,59 | 121,6 | 112 – 118 | 115 – 122 | 117 – 124 | 117 – 124 |
3-Monatsgeld | 0,36 | 1,03 | 0,95 – 1,25 | 1,10 – 1,40 | 1,10 – 1,40 | 1,35 – 1,65 | |
10-Jährige Anleihe Bund | 1,98 | 2,48 | 2,30 – 2,70 | 2,40 – 2,75 | 2,45 – 2,95 | 2,45 – 2,95 | |
Hinweis: Diese Tabelle gibt die Meinung der Redaktion zur Zins- und Wechselkursentwicklung wichtiger Währungen wieder. Sie dient ausschließlich zur Orientierung und ist nicht als Handlungsaufforderung zu sehen. Insbesondere Wechselkursprognosen unterliegen einer hohen Unsicherheit. Alle Angaben ohne Gewähr.