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Sanktionen ohne nachhaltige Wirkung auf die Währung

Die Wiederauferstehung des Rubels

Russischer Rubel. (c) picture alliance/dpa | Silas Stein
In den hiesigen Nachrichten hören wir tagtäglich, wie schwer Russlands Wirtschaft vom westlichen Sanktionsregime getroffen wird. Das stimmt aber nur in Teilen. Die Bevölkerung auf dem Land ist vielfach autark, was ihre Lebensmittelversorgung betrifft. Und der Rubelkurs zeigt an, dass das Land mit Sanktionen nicht in die Knie gezwungen wird. Zumal die europäische Allianz bereits bröckelt. Der Westen neigt dazu, sich etwas vorzumachen.

Während Brüssel das nächste Sanktionspaket feiert, setzt der Rubelkurs ein dickes Fragezeichen hinter die europäische Sanktionspolitik. Nach dem massiven Kursverfall hat eine ebenso kräftige Erholungsphase eingesetzt, die noch immer andauert. Mit einem Kurs von 62,30 zum Dollar ist Russlands Währung derzeit stärker als vor Kriegsbeginn. „Seit seinem Einbruch im März gegenüber dem US-Dollar mehr als verdoppelt und wurde in diesem Jahr zur bisher leistungsstärksten Währung der Schwellenländer“, schreibt Allianz Research in einer Analyse.

Das ist vor dem Hintergrund der westlichen Strafmaßnahmen erstaunlich.

  • Über Nacht wurden etwa 55% der russischen Vorkriegs-Devisenreserven in Höhe von 630 Mrd. USD eingefroren.
  • Die meisten russischen Banken wurden aus dem internationalen SWIFT-Zahlungsnachrichtensystem ausgeschlossen. Das macht es russischen Banken praktisch unmöglich, mit ihren westlichen Partnern Geschäfte zu tätigen
  • Exportverbote haben den direkten Handel mit dem Westen praktisch auf null runtergefahren.

Die Gründe für den starken Rubel

Die Gründe dafür lauten:

  • Der Leistungsbilanzüberschuss stieg im ersten Quartal 2022 auf einen Rekordwert von 58 Mrd. USD und könnte – ohne ein umfassendes Embargo für Energieexporte – auf bis zu 250 Mrd. USD steigen.
  • Wichtige rohstoffbezogene Unternehmen und Banken waren von den Sanktionen nicht betroffen. Das macht die Fortsetzung der Gas- und Öl-Flüsse, aber auch Geldzuflüsse nach Russland dennoch möglich.
  • Die russischen Behörden – darunter die Zentralbank – hatten sich offenbar vorbereitet. Sie ergriffen rechtzeitig und konsequent Gegenmaßnahmen. Darunter strenge Kapitalverkehrskontrollen, ein vorübergehendes Gold-Fixing des Rubels und die Aufforderung an Energieimporteure, Zahlungen auf Rubel umzustellen.
  • Das zusammen mit einer steilen Leitzinserhöhung, um den Rubel zu stabilisieren, nachdem er abgestürzt war. Die russische Zentralbank mit der dritten Zinssenkung seit April (von 17,8% auf aktuell 11,0%) reagiert, um die Aufwertung der Währung zu zähmen.

Das ist nicht unbedeutend. Denn der Rubelkurs bestimmt auch darüber, welche Kaufkraft der russische Staat und seine Unternehmen im Ausland haben. Zwar sind die westlichen Märkte versperrt. Aber über Drittländer, die die Sanktionen nicht mittragen, allen voran China, können russische Adresse weiterhin waren auch aus dem Westen beziehen.

Kommt noch eine zwischenzeitliche Härtephase?

Allerdings könnte dazwischen noch eine Härtephase für den Russischen Rubel liegen.

  • Russlands Währung wird auf einem sehr „dünnen“ Markt (und hauptsächlich im Inland) gehandelt.
  • Die Binnenwirtschaft ist getroffen und wird dieses Jahr voraussichtlich in eine (schwere) Rezession abrutschen.
  • Ein stärkerer Rubel schadet zunächst dem Haushaltssaldo der Regierung. Denn die meisten Energieexporte lauten weiterhin auf Devisen (USD).
  • Mögliche EU-Zölle auf russische Energieexporte wären ebenfalls eine wirksame Maßnahme, Russlands Finanzierungssaldo zu treffen.

In näherer Zukunft dürfte der aktuelle Aufwärtsdruck auf den Rubel nachlassen. Denn einige der russischen Gegenmaßnahmen laufen aus. Die russischen Energieexporte werden im Zeitverlauf weniger wettbewerbsfähig werden und die sich verschlechternden Wirtschaftsaussichten werden den Wechselkurs belasten.

Längerfristig sind die Aussichten günstig – wenn politisch vieles im westlichen Sinne läuft

Längerfristig jedoch ist es absehbar, dass der Rubel wieder auf die Beine kommt. Auch das hat politische Gründe. Jeder Tag, an dem Verhandlungssignale die Weltöffentlichkeit erreichen, macht den Rubel etwas stärker. Und sollte das westliche Kalkül aufgehen, dass sich Russlands Staats- und Kriegschef Wladimir Putin nicht mehr lange an der Macht halten kann (von unbestätigten Gerüchten über eine Krebserkrankung abgesehen), wird es danach darauf ankommen, einen kompromissfähigeren Nachfolger an der Macht zu halten.

Das wird nur über ein Rollback des Sanktionsregimes funktionieren. Das heißt: Der Handel mit Waren wird ebenso wieder aufgenommen und voraussichtlich sogar mit versicherten Exportkrediten unterstützt, wie Gas- und Öllieferungen. Auch die Nordstream II-Pipeline sollte nicht vergessen werden.

Fazit: Auch im Falle Russlands und seiner Währung Rubel gilt: Totgesagte leben länger. Wer Anlagen in Rubel hat, sollte sie entspannt halten. Zumal eine Veräußerung ohnehin sehr schwierig ist.
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