Märkte noch im Flucht-Modus
Der Dollar knapp unter 1,09 – wie passt das zur Wirtschaftslage? Gar nicht. In der letzten Woche ging es mit der US-Wirtschaft weiter abwärts. Mehr als 5 Mio. neue Arbeitslose kamen hinzu. Innerhalb der letzten 4 Wochen gingen somit zusammen genommen rund 22 Mio. Jobs verloren. Der nächste Arbeitsmarktbericht müsste mehr als 10% Arbeitslose ausweisen.
Der Jobverlust schlägt offenbar bereits auf den Konsum durch. Die Umsätze des Einzelhandels sind ebenfalls eingebrochen: -8,7% zum Vormonat. Zugleich weisen die Konjunktur-Indikatoren der einzelnen Fed-Banken steil abwärts. Der Empire State Index (New York) hat mit -78,2 ein weit unter dem bisherigen Negativrekord (-34,2 aus der 2008/9 Krise) liegendes Tief erreicht. Der Phily Fed Index fiel von -12,7 auf -56,6 Punkte.
Dienstleistungssekot besonders stark betroffen
Die Krise schlägt stärker im Dienstleistungssektor durch. In dem Sektor also, der die US-Wirtschaft dominiert. Daher wird diese insgesamt härter getroffen als die Eurozone mit ihrem höheren Industrieanteil. Es wird immer unwahrscheinlicher, dass es in den USA in ähnlichem Tempo wieder aufwärts geht. Denn 22 Mio. neue Jobs entstehen auch in einem steilen Aufschwung nicht innerhalb von ein paar Wochen. Legt man sehr optimistisch durchschnittlich 250.000 neue Jobs pro Monat im Aufschwung zugrunde, braucht es etwas mehr als sieben Jahre um zur Vollbeschäftigung zurückzukehren.
Das ist eine schwere Hypothek für Präsident Donald Trump im bereits laufenden Wahlkampf. Der Druck auf die Notenbank wird wohl bald steigen, mit noch mehr Liquidität und noch niedrigeren Zinsen für neuen Schwung zu sorgen. Daneben dürften auch alle fiskalischen Mittel zum Einsatz kommen, um der Wirtschaft neue Impulse zu geben.
Der Dollar steht unter widerstreitenden Einflüssen
Das alles sollte den Dollar schwächen. Doch es gibt eine Gegenbewegung: die Flucht in den sicheren Hafen „Dollar“. Sie überdeckt nach wie vor das fundamentale Wirtschaftsgeschehen.
Zudem ist unsicher ob die US-Wirtschaft durch die Corona-bedingte Sterblichkeit dauerhafte Schäden erleidet. Obwohl die Epidemie in den USA später als in Deutschland begann, ist die Sterblichkeit relativ zur Bevölkerung (Tote je 100.000) mit 9,3 jetzt schon etwa doppelt so hoch wie hierzulande, wenn auch noch nicht dramatisch. Zumal weiterhin unklar ist, inwieweit Covid19 jeweils Todesursache oder nur "letzter Auslöser" bei Vorerkrankten ist, die sonst möglicherweise aufgrund eines anderen Auslösers in Kürze gestorben wären. Sollte sich die Quote aber weiter deutlich erhöhen, würde das sicher zu einer zusätzlichen Belastung werden, die auch den Dollar beeinflussen würde.
Fazit: Kurzfristig hält sich der Dollar aufgrund des Drangs in die sicheren Häfen, dürfte aber auf längere Sicht wegen der wachsenden Probleme unter Druck kommen.
Empfehlung: Vorhandene Bestände halten, aber nicht mehr aufstocken.