Raus aus der Lira!
So macht man eine Währung kaputt ... Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Murat Cetinkaya, den Präsidenten der türkischen Zentralbank (CBT), per Dekret aus dem Amt gejagt. Hintergrund ist die Weigerung des Währungshüters, die Zinsen zu senken, wie von Erdogan gefordert. Der starke Mann der Türkei benötigt neue wirtschaftliche Erfolge, um seine politische Position abzusichern. Denn die aktuelle Krise hat seinen Rückhalt geschwächt.
Indes scheint uns ziemlich sicher, dass Erdogan von der Entlassung Cetinkayas keinesfalls profitieren wird. Die Ursache der Krise in der Türkei ist eine politische. Eine übermäßig expansive Fiskalpolitik und eine zu laxe Geldpolitik erzeugten Übernachfrage. Die lehrbuchmäßigen Resultate steiler Anstiege sowohl der Inflation (bis etwa 25%) als auch der Leistungsbilanzdefizite brachten zunächst die Lira unter Druck.
Damit kommen die Unternehmen an ihre Belastungsgrenze. Denn sie haben rund zwei Drittel ihres Fremdkapitals in Dollar und Euro aufgenommen. Und in den Bilanzen. Der Einbruch der Lira im Jahr 2018 von etwa 4,50 Lira/Euro (3,80 Lira/USD) auf 7,91 Lira/Euro (6,92 Lira/USD) musste daher durch massive Zinserhöhungen der Leitzinsen von 8% auf 24% gestoppt und aufgefangen werden. Es gelang der CBT, die Lira zu stabilisieren – auf Kosten einer Rezession. Eben diese Rezession untergräbt die Machtposition des Präsidenten. Der will jetzt um jeden Preis neues Wachstum anstoßen.
Fazit: Wir sehen keine Chance für einen Erfolg der von Erdogan erzwungenen Wirtschaftspolitik. Es wird weiter abwärts gehen.
Empfehlung: Raus aus allen Lira-Titeln! Selbst die von uns bislang relativ sicher eingeschätzten Hartwährungsanleihen der Türkei sind ab jetzt mit großer Vorsicht zu betrachten.