Renditechancen auch bei Anleihen
Der Euro bemüht sich um Stabilisierung. Gegen den Yen scheint sogar schon der Dreh nach oben zu gelingen (vgl. Beitrag Yen). Zumindest lässt die Abwärtsdynamik momentan etwas nach. Echte Stärke ist das allerdings nicht. Die kann es auch aufgrund der Konjunkturaussichten für die Eurozone noch nicht geben. Immerhin wachsen die Risiken für die Konjunktur weiter an. Die Lieferengpässe und der Materialmangel sind in immer mehr Wirtschaftszweigen spürbar.
Energiepreis-Explosion ist Inflationstreiber
Als Nachteil für den Euro kommen die Preisexplosionen bei den Energie- und Rohstoffpreisen hinzu. Die steigenden Preise treiben die Inflationsraten hoch und das wird auch noch längere Zeit so bleiben. Schließlich beginnt die Heizperiode gerade erst. Über die schwache Währung importiert die Euro-Zone sogar noch zusätzliche Inflations-Impulse. Unsere Erwartung ist daher auch weiter intakt, dass die Inflation in der Eurozone keine Kurzfrist-Phänomen sein wird.
Dennoch hat der Euro beispielsweise gegenüber dem chinesischen Yuan offenbar seinen Boden gefunden. Wir beobachten hier ein ähnliches Bild wie beim Yen. Die lange Schwächephase scheint aufgrund der größer werdenden konjunkturellen Probleme in China vorbei zu sein. Die Gemeinschaftswährung könnte bei 7,42 EUR|CNY einen Boden gefunden haben. Im Chart deutet sich eine mittelfristige Trendwende für den Euro nach oben an. Der Kurs hat Potenzial bis 7,58 EUR|CNY. Eine Long-Position kann mit eng begrenztem Risiko (SL knapp unter 7,38 EUR|CNY) geöffnet werden.
Weidmann-Abgang schwächt den Euro perspektivisch strukturell
Mittel- und langfristig dürfte der vorzeitige Abgang des Bundesbank-Präsidenten Jens Weidmann den Euro schwächen. Denn Deutschland verliert im EZB-Rat somit erneut eine Falken und die Tauben dürften sich weiter vermehren. In Verbindung mit den Bestrebungen, die Schulden zu vergemeinschaften und auch noch "gute" Schulden für den Green Deal aufzunehmen, wird der Euro strukturell weiter Schwächungs-Impulse bekommen.
Relativ aussichtsreich für Anleihe-Anleger sind aktuell die Zinspapiere von Belgien, Frankreich und Italien. Im Gegensatz zu deutschen Staatsanleihen hat der Rendite-Anstieg diese Papiere immerhin schon wieder in die Positiv-Rendite-Zone geführt. Italien wirft immerhin fast eine Rendite von 1% für 10-Jährige ab. Daneben halten wir die Bonds der osteuropäischen Länder für attraktiv. Dort gibt es teilweise bis zu 2,5% für 10-jährige Anleihen (z. B. Tschechien), verbunden mit einer robusten Konjunktur- und Aufwertungsperspektive für die Währungen, weil die Notenbanken dort eher reagieren als die EZB.
Fazit: Der Euro versucht, sich zu fangen. Das dürfte gegen den CNY am ehesten gelingen. Innerhalb der Eurozone finden Anleger auf der Anleihenseite gerade wieder Möglichkeiten für positive Renditen aufgrund der Zins-Spreads.