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2001
Währungen aus Westeuropa

Scheinstarkes Pfund, schwacher Ölpreis

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in Großbritannien, der Schweiz, Schweden und Norwegen.

Fragile Auslandsposition

Das Bild der britischen Wirtschaft ist kaum verändert. Das ordentliche Wachstum (zuletzt 0,5% zum Quartal, 2,3% zum Vorjahr) wird von einer starken Binnennachfrage getrieben. Vor allem die Bau- und Immobilienbranche boomt. Der Motor dahinter sind die von der Finanzindustrie erzielten Einkommen. Unverändert schwach ist die industrielle Seite. Die verarbeitende Industrie (manufacturing) hat in den beiden letzten Monaten wieder rote Zahlen geliefert.

Die bereits aus dem Gleichgewicht geratene Auslandsposition verschlechtert sich daher kontinuierlich. Die jüngste Handelsbilanz lieferte zudem wieder Zuwächse beim Import (2%) und Einbrüche bei Export (-8,2%, jeweils ggü. Vorjahr). Das Defizit vergrößerte sich innerhalb eines Monats von 8,8 Mrd. Pfund auf 11,8 Mrd. Euro. Dahinter steht ein nach Kaufkraft überbewertetes Pfund (ca. 15% zum Euro). Das macht die von vielen erhofften Zinserhöhungen zu einer riskanten Sache. Ein zinsbedingt weiter steigendes Pfund würde die Ungleichgewichte weiter verschärfen. Ob das Geldpolitische Komitee der Bank of England dieses Risiko eingeht, ist aus unserer Sicht zweifelhaft. Hinzu kommt, dass die Inflation zuletzt wieder unter Null lag. Eher wäre über eine Schwächung des Pfunds nachzudenken, zumal sich die Risiken des EU-Referendums deutlicher abzeichnen.

Fazit: Das Pfund wirkt derzeit zwar stark, ist aber bei Licht besehen erheblich gefährdet. Wer aus sich gegen Euro-Risiken absichern möchte ist mit dem US-Dollar deutlich besser bedient.

Insulaner im Euromeer

Die Schweizer Wirtschaft stagnierte im dritten Quartal mit einer glatten Null zum Vorquartal. Im Jahresvergleich wurden +0,8% erzielt. Die Last des starken Frankens sorgt für ein trübes Bild: Der Einkaufsmanager-Index für die verarbeitende Industrie fiel auf 49,7 Punkte und damit unter die Expansionsschwelle. Mittlerweile geht auch die Arbeitslosenquote wieder langsam nach oben. Der KOF-Index fiel unter die 100%-Schwelle auf 97,9%. Das weist ebenfalls auf schwächeres Wachstum hin. Die preisbereinigten Umsätze des Einzelhandels gingen zuletzt deutlicher zurück (-0,8% per Oktober nach -0,2% im Vormonat) und die Inflation bleibt mit -1,4% klar unter Null. Auch das verweist auf eine schwache Nachfrage. Es ist also wenig verwunderlich, dass die Notenbank auch nach dem Ende des Limits zum Euro weiter im Devisenmarkt interveniert, wie aus dem Anwachsen der Währungsreserven erkennbar ist. Damit lässt sich die schlechtere Stimmung der Unternehmen kaum umkehren.

Denn hier spielt offenbar die wachsende Angst vor den Folgen des Referendums zur Einwanderung eine Rolle. Die damit beschlossene Beschränkung der Zuzugs von Ausländern ist nicht mit den geltenden Verträge mit der EU vereinbar. Einer Umfrage zufolge sehen sich etwa drei Viertel der Schweizer Unternehmen (73%) negativ betroffen oder sogar in ihrer Existenz bedroht, wenn diese EU-Verträge wegfallen.

Fazit: So bleiben nur Argumente für eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch Interventionen am Devisenmarkt oder eine Senkung des negativen Einlagenzinses. Das schwächt den Franken.  

Trendwende in Sicht

Die Flüchtlingskrise hat auch Schweden erreicht. Das verlangt dem Staat ungeplante, zusätzliche Ausgaben ab und hat auch in Schweden einen klar expansiven Effekt. Der wird von einer ebenso expansiven Geldpolitik verstärkt.

Schwedens Leitzins (Repo-Satz) steht mit -0,35% noch etwas tiefer im Minus als in der Eurozone. Dies dürfte zu Problemen mit dem starken Wachstum führen. Es ist offenbar bereits eine positive Output-Lücke (tatsächliches BIP > Potenzial erkennbar). Das wird im Laufe des nächsten Jahres zu einer gewissen Straffung führen, sobald diese Trends auch in den bislang noch unter dem Ziel liegenden Inflationsraten (zuletzt 0,1% gegenüber dem Ziel 2%) sichtbar werden. Allerdings ist aufgrund des zusätzlichen Arbeitsangebots durch die Migranten mit geringem Lohndruck und statistisch steigender Arbeitslosigkeit als kompensierenden Effekten zu rechnen.

Fazit: Wir rechnen mit einer stabilen und ab dem 2. Quartal nächsten Jahres anziehenden Krone.

Der Ölpreis schmerzt

Norwegens Wirtschaft fühlt die Folgen des Verfalls der Ölpreise. Die Schwäche des Ölgeschäftes breitet sich über die geschrumpften Investitionsbudgets der Ölgesellschaften auf die Festlandswirtschaft (alles ohne Schifffahrt und Offshoreförderung) aus. Die Politik hat darauf mit einer Lockerung der Geldpolitik durch Zinssenkungen (zuletzt im September auf derzeit 0,75%) und fiskalische Maßnahmen reagiert. Das soll die Binnenkonjunktur anregen.

Damit ist gleichzeitig die Krone geschwächt worden. Das stützt Exporte und Importsubstitution der Festlandswirtschaft. Weitere Zinsschritte sind wahrscheinlich. Die aktuellen Projektionen der Währungshüter (September) sehen für das kommende Jahr Leitzinsen von 0,5% vor.

Fazit: Wir erwarten noch einen weiteren Zinsschritt und eine etwas leichtere Krone.

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Westeuropa

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognose-sicherheit
UKGBP0,7230,740,74neutral
3m-Zins0,570,60,5
SchweizCHF1,0821,091,10sicher
3m-Zins-0,51-0,75-0,75
SchwedenSEK9,3159,319,27sicher
3m-Zins-0,41-0,35+0,01
NorwegenNOK9,4779,409,35sicher
3m-Zins1,081,11,1
  • GBP: Das Pfund wirkt durch die Erwartung von Zinserhöhungen stark, bleibt aber durch die expandierende Auslandsverschuldung gefährdet.

  • CHF: Der Franken kämpft mit der Deflation und normalisiert den Außenwert nur sehr langsam.

  • SEK: Die Geldpolitik schwächt die Krone im Kampf gegen die Deflationstendenz.

  • NOK: Norwegens Krone wird durch die Volatilität der Ölpreise bewegt, dürfte aber ihren Boden gefunden haben.

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