Türkei vor der nächsten Finanzkrise
Die türkische Lira ist wieder stark unter Druck geraten. Sie hat die in der akuten Krise vom Sommer 2018 noch gehaltene Marke 7 Lira/Dollar durchbrochen. EUR|TRY aktuell: 7,71. Zum Euro hat die Lira damit seit Ende Februar rund 13% abgewertet. Angesichts der hohen Währungsschulden der türkischen Unternehmen ist das eine weitere schwere Belastung. Die anstehenden Fälligkeiten der Auslandsschulden des privaten Sektors mit 44,5 Mrd. Dollar bis Jahresende könnten sich als zu schwerer Brocken erweisen. Denn natürlich werden diese Beträge nicht voll getilgt. Sie müssen vielmehr größtenteils zu den aktuellen Konditionen refinanziert werden. Die Verluste an Eigenkapital durch die verschlechterten Währungsparitäten werden damit in den Bilanzen festgeschrieben.
Die Position der türkischen Schuldner verschlechtert sich daher rapide. Hinzu kommt die seit Jahresanfang wieder defizitäre Leistungsbilanz und die Aussicht auf eine Corona-bedingt schwache Saison für den Tourismus. Unterm Strich steht zusätzlichen Finanzierungsbedarf für die Türkei der nicht ohne weiteres bewältigt werden kann. Denn im Hintergrund steht unverändert eine übermäßig stark auf Expansion ausgerichteten Geldpolitik. Mit Leitzinsen (8,75%) unter der aktuellen Inflationsrate (10,9%). Die Inflation tendiert zudem schon wieder nach oben. Die jüngsten drei Monatsraten lauten offiziell 0,35%, - 0,57%, - 0,85%.
Fazit: Der Absturz der Börsenkurse um 25% im März hat gezeigt, wie groß das Misstrauen der Investoren gegenüber der türkischen Wirtschaftspolitik wieder geworden ist. Genau diese Investoren müssen aber überzeugt werden, um die anstehende Refinanzierung der Auslandsschulden zu stemmen.