Länger unten
Die Leitzinsen in den USA dürften trotz guter Arbeitsmarktzahlen wenigstens bis ins 2. Quartal bei Null verharren.
Die letzte Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank Fed verspricht Spannung. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch mitteleuropäischer Zeit könnte sich herausstellen, wann die Amerikaner das Geld verteuern – erstmals nach sechs Jahren Nullzinspolitik. Einige Rahmendaten sprechen auf den ersten Blick für eine baldige Anhebung noch im ersten Quartal. Die bisherige Haltung der Notenbankchefin Janet Yellen spricht allerdings dagegen. Im Oktober hatte die Fed bereits ihr Anleihenkaufprogramm (QE3) beendet. Offenbar ohne nachteilige Wirkungen für die US-Wirtschaft. Im November kamen sogar überraschend viele neue Arbeitsstellen hinzu: saisonbereinigt 321.000. Experten hatten im Durchschnitt gerade mal 230.000 neue Jobs erwartet. Maximal lagen die Schätzungen bei 275.000. Noch ein weiterer Punkt wird den Offenmarktausschuss umtreiben: der sinkende Ölpreis. Er beschert jedem Durchschnittsamerikaner im Vergleich zum Vorjahr 1.200 Dollar zusätzlich, die er zur freien Verfügung hat. Das Geld belebt nun den für die US-Wirtschaft so wichtigen privaten Verbrauch. Im November gab es im Einzelhandel bereits ein Umsatzplus von 0,7% gegenüber Oktober. Dennoch rechnen wir damit, dass Yellen ihrer bisherigen Linie treu bleibt, den Termin für die Zinsanhebung offen lässt und die Erwartungen dämpft. So erfreulich der Rückgang der Arbeitslosigkeit in den USA und der jüngste Beschäftigungszuwachs auch sind – gemessen an der Bevölkerungszahl liegt die Beschäftigtenquote mit knapp über 59% immer noch deutlich unter den Zahlen von 2006/07 vor der Finanzkrise mit damals annähernd 64%. Zudem weiß Yellen, dass die Arbeitslosen-Statistik das Heer derjenigen nicht erfasst, die vom Arbeitsmarkt verdrängt wurden oder in Unterbeschäftigung verharren. Auch die Inflation gibt der Fed kaum Anlass zum Handeln. Sie liegt seit drei Monaten bei 1,7%, nachdem sie im Sommer schon einmal 2,1% betragen hatte. Die fallenden Energiepreise und die geringen Lohnzuwächse lassen kaum Preisdruck aufkommen.
Fazit: Aus Marktsicht erwarten wir eher eine positive Überraschung – der Zeitpunkt der Zinsanhebung in den USA steht nicht vor dem 2. Quartal an.