Polens gleichgeschaltete Notenbank
Polen ist Deutschlands wichtigster Außenhandelspartner in Osteuropa. Wir sind nicht nur das mit Abstand wichtigste Liefer-, sondern auch Abnehmerland polnischer Produkte. Da muss die Geldpolitik der offenbar zunehmend unter politischem Einfluss der regierenden PiS-Partei stehende Notenbank benunruhigen.
Es gibt durchaus erste Parallelen zur Entwicklung in der Türkei. Eindeutig ist: Das Gerede von einer Überbewertung des Zloty ist absurd. Die aktuellen Kurse zum Euro mit 4,40-4,60 in den letzten Monaten sind im langfristigen Vergleich eher schwach. Sie lassen auch keinen Aufwertungstrend erkennen. Ähnlich das Bild im Vergleich zu den beiden anderen osteuropäischen Währungen: Zum Stabilitätsmusterknaben „Tschechische Krone“ hat der Zloty in den letzten Monaten erkennbar abgewertet; zum schwächelnden Ungarischen Forint hat er sich stabil gehalten. Der Kaufkraftvergleich anhand der Parameter der OECD liefert eine Unterbewertung von etwas mehr als 40% zum Euro.
Notenbank schwächt den Zloty gezielt
Der anekdotische Vergleich anhand international standardisierter Konsumgüter entsprechend dem „Big Mac Index“ des „Economist“ ergibt noch höhere Werte. Das ist das Gegenteil von Überbewertung.
Dennoch setzt die Notenbank auf weitere Leitzinssenkungen. Bei aktuell 0,1% würde das umgehend zu negativen Sätzen führen. Das Gremium scheint auch auf andere Lockerungen abzuzielen und interveniert wohl auch immer wieder gegen den Zloty am Devisenmarkt. Offenbar stehen sie unter starkem Druck, eine politisch gewünschte stärkere Dynamik anzufachen auch auf Kosten der Stabilität. So ähnlich begannen die Probleme der Türkei.
Die Daten begründen keinen Bedarf für expansive Impulse
Die vorläufigen Daten per Dezember ergeben für Polen eine Inflationsrate von 2,3%, was unter den Erwartungen der lokalen Analysten (Konsens 2,6%) und dem Novemberwert (3,1%) liegt. Allerdings wurde in den Vormonaten die Zahl bei der turnusmäßigen Revision jeweils nach oben korrigiert, was auch in diesem Fall wohl wieder geschehen dürfte. Die in den letzten Monaten deutlich höhere Kernrate (4%-5%) deutet auf eine ziemlich kräftigen Inflationstrend hin.
Die Preiskomponente des jüngsten Einkaufsmanager-Index für die verarbeitende Industrie deutet in die gleiche Richtung. Dort ist ausdrücklich von einem steigenden Kostendruck die Rede und dem stärksten Anstieg der Input-Preise seit April 2011. Der größte Druck gehe von den Rohstoffen (vor allem Metalle und Holz) sowie den Zulieferungen aus China aus. Die Produzenten hätten diesen Druck bisher nur zum Teil an die Endkunden weiter gegeben hätten, stellen die Markit-Analysten fest. Da ist also noch Druck vorhanden, der die Preise nach oben treiben wird.
Inflationsziel fast erreicht
In jedem Fall sind die 2,3% überraschend nahe am offiziellen Ziel der Notenbank mit 2,5%. Und ganz klar innerhalb des Toleranzbereichs (1,5%-3,5%). Von daher scheint die Lage undramatisch aus Sicht der Währungshüter. Zumal der Industrie-Index mit 51,7 Punkten nicht rekordverdächtig ist, aber klar im Expansionsbereich lieg. Das ist aktuell schon ein ordentliches Ergebnis angesichts der aktuellen Corona-Probleme.
Umso mehr verwundert die Diagnose der Währungshüter mit den Eckpunkten „Deflationsgefahr“ und „Überbewertung des Zloty“. Dass Ersteres angesichts der Daten nur als Unsinn abgetan werden muss, liegt auf der Hand. Eine gerade erst nach unten zum Zielwert hin gerutschte Inflationsrate samt einer klar nach oben weisenden Preisdynamik sind das Gegenteil von „Deflationsgefahr“.
Fazit: Das Gerede von "Überbewertung" und "Deflationsgefahren" der polnischen Notenbank ist politisch motivierter Unfug. Der Zloty wird schwächer werden.
Tipp für Spielernaturen: Wetten auf einen schwachen Zloty mithilfe von Derivaten könnten funktionieren wie etwa mit dem Endlos-Zertifikat von BNP Paribas (DE000PR72K11).
Empfehlung: Konservativ veranlagte Investoren sollten sich vom Zloty fernhalten.