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Viel spricht für ein anhaltend höheres Zinsniveau - Studie der BIZ

Wohin geht der Zinstrend?

Nichts Genaues weiß man nicht. Das ist das – unbefriedigende – Ergebnis einer Studie zweier Autoren für die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), auch „Bank der Zentralbanken“ genannt, zum „natürlichen Zins“. Ist dieser nach der Corona-Pandemie nun höher anzusetzen als zuvor oder nicht? Trotz ihrer Unsicherheit kommen die Autoren zu einer recht klaren Empfehlung für die Geldpolitik.

Der sog. „natürliche Zins“ gilt als der wesentliche Maßstab für die Ausrichtung der Geldpolitik. Er gibt an, bei welcher Zinsrate der Gütermarkt im Gleichgewicht und das Preisniveau stabil ist. Die Zentralbank bringt, wenn sie ihren Job angemessen macht, mit der Zeit den kurzfristigen Zinssatz in Richtung des natürlichen Zinses.

Sollen die Notenbanken also eher eine expansive oder restriktive Richtung einschlagen; das heißt, die Zinszügel lockern (Zinsen senken) oder straffen (Zinsen hochhalten/erhöhen)? Darüber gibt der „natürliche Zins“ Auskunft. Das Problem: Der natürliche Zins lässt sich nicht messen, nur schätzen. Dennoch versucht sich die Ökonomie aus naheliegenden Gründen (s.o.) immer wieder mit dessen Bestimmung.

BIZ: Schätzungen des natürlichen Zinses liegen derzeit weit auseinander

In einer taufrischen Studie haben sich zwei Autoren für die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ans Werk gemacht. Ihre Beobachtung: Für die Jahrzehnten vor der Pandemie beobachten die Autoren einen Abwärtstrend bei den Schätzungen der natürlichen Rate. Diese Schätzungen gingen sogar um mehrere Prozentpunkte zurück. Doch nun zeichnet sich eine Umkehrung dieses Abwärtstrends ab. Aber: Der Unterschied zwischen der höchsten und der niedrigsten Schätzung des natürlichen Zinses beträgt in mehreren Fällen mehr als satte 2 Prozentpunkte.

Dennoch haben die Autoren mehr Argumente dafür als dagegen gefunden, dass der natürliche Zins aktuell höher sein dürfte als vor Corona. Die zentralen Einflussfaktoren lauten:

  • Mit dem Eintritt der Babyboomer-Generation in den Ruhestand steigen die Abhängigkeitsquoten in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Das Wachstum flacht in den aufstrebenden Volkswirtschaften ab.
  • Die Haushaltsdefizite sind im Zuge der Pandemie explodiert . Sie dürften aufgrund höherer alterungsbedingter Ausgaben weiter ansteigen.
  • Ein zusätzlicher Bedarf an öffentlichen Ausgaben wird sich aus der Notwendigkeit ergeben, den Übergang zu einer „grünen Wirtschaft“ zu unterstützen.
  • Angesichts der geopolitischen Spannungen kommen höhere Verteidigungsausgaben auf die Staaten zu.
  • Die Einführung neuer Technologien, kann private Investitionen ankurbeln.
  • Darüber hinaus könnte die zunehmende geopolitische Fragmentierung die finanzielle Globalisierung bremsen und so den Effekt der globalen Ersparnisschwemme auf die natürlichen Zinssätze in den Kern-Industrieländern abmildern.

Mehr spricht für ein anhaltend höheres Zinsniveau

Zusammenfassend deuten deutlich mehr Faktoren auf ein anhaltend höheres Niveau des natürlichen Zinses hin als auf ein niedrigeres. Dennoch erscheint es den Autoren „ratsam, politische Entscheidungen stärker auf der Grundlage der beobachteten Inflation auszurichten und nicht auf äußerst unsicheren Schätzungen der natürlichen Rate.“ 

Uns erscheint das unangemessen übervorsichtig. Es ermöglicht aber unterm Strich den Zentralbanken größere Handlungsfreiheit. Daher werden die Gremien bereitwillig diesem Kurs folgen.

Fazit: Bei der Einschätzung der Geldpolitik leben wir weiter „von der Hand in den Mund“. Es gibt keine klare Richtung. Die jüngsten „Überraschungen“ bei der US-Inflationsrate zeigen, wie stark sich die Märkte verschätzen können. Daher kann es zu abrupten Stimmungswechseln auf den Märkten kommen. Dies sollten Exporteure wie Investoren einkalkulieren.

Empfehlung: Engagements in ausländischer Währung unbedingt absichern.

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