Der DAX hat seine lange erwartete Aufwärtskorrektur gestartet – eine neue Perspektive nach oben hat er damit aber noch nicht. Zwar ist der Index-Anstieg äußerst kräftig und hat das Blue-Chip-Barometer inzwischen sogar über 9.500 Zähler gehoben. Damit hat der Index nun fast den von uns erwarteten Schub um 1.000-Punkte ausgeschöpft.
Angetrieben werden die Aktienmärkte – auch in den USA und in Japan – von einer nachlassenden Risikowahrnehmung. Insbesondere die jüngsten Meldungen von den Ölmärkten haben die Sorgen über Länder-, Unternehmens- und eventuell Bankpleiten für den Moment aus dem Bewusstsein verdrängt. So kletterte der Ölpreis und notiert momentan sogar über 35 US-Dollar je Fass (Brent).
Der Druck der Niedrigpreise auf die Öl-Förderländer ist inzwischen so groß, dass jedes Mittel recht zu sein scheint, die Preise verbal zu stützen. Nach wie vor gibt es keine handfesten Fakten, die auf Förderkürzungen hindeuten. Der Iran hält weiter daran fest, seine Förderung so zügig wie möglich deutlich auszubauen. Saudi-Arabien hat Russland eine Absage erteilt, beim nächsten OPEC-Treffen konkret über Förderkürzungen zu sprechen. Prompt meldet Russlands Energieministerium, dass es wegen der niedrigen Preise eine sinkende Produktion erwartet. Ob das eintrifft, bleibt abzuwarten. Schließlich fördert Russland gerade so viel Öl wie seit Jahrzehnten nicht. Hintergrund: Das Land hat ein enormes Defizit und somit ein handfestes Interesse an einem steigenden Ölpreis, um den eigenen Haushalt zu finanzieren. Viel mehr fördern kann Russland aber nicht, also muss der Erlös über den Preis gehebelt werden.
Der starke Kursanstieg dürfte aber bald wieder vorbei sein. Denn derzeit wird nur die in den vergangenen Wochen übertriebene Risikoeinschätzung neutralisiert. Damit kehrt der DAX jetzt bei 9.500 Punkten von unten in seine Handelsspanne seit September 2015 zurück. Der DAX hat maximal Kurspotenzial bis 10.500 Zähler.
Im Dow Jones Index gleicht sich das Bild. In Übersee hat die Leitbörse ihr Tief von September 2015 gehalten, läuft nun ebenfalls wieder leicht nach oben. Die Handelsspanne für die kommenden Wochen dürfte zwischen 15.800 und 17.000 Zählern liegen.
Größeren Abwärtsdruck im DAX wird es aber schon wieder an der Marke von 10.000 Punkten geben. Auf diesem Niveau verläuft derzeit der mittelfristige Abwärtstrend und wir gehen fest davon aus, dass dieser den Index wieder nach unten zwingt. Fällt er dabei unter die technische Unterstützung bei 9.300 Punkten, dürfte es auch nochmal eine Etage tiefer gehen. Dabei ist auch ein schneller Test des jüngsten Tiefs bei 8.750 nicht ausgeschlossen.
Fazit: Wegen der großen Schwankungsbreite müssen Sie weiter taktieren. Die Bärenmarkt-Rally hat das Potenzial, den DAX bis knapp über 10.000 Punkte zu treiben. Nutzen Sie das, um jüngst aufgebaute taktische Positionen mit Gewinn zu versilbern. Wir erwarten, dass der DAX noch einmal rutscht. Dann können Anleger wieder einsteigen.