Vermögensstrategie: Mitschwingen
Anleger sollten sich im Börsenjahr 2017 auf volatile Kurse einstellen. Viele Faktoren sind dafür verantwortlich.
Das Börsenjahr 2017 wird ähnlich volatil werden wie das vorige. Auslöser für kräftige Kursschwankungen gibt es auf der wirtschaftlichen und politischen Seite. Wesentlich bleiben die Geldpolitik und die unterschiedliche Marschrichtung der Notenbanken nach der US-Zinswende. Das wird Anleihen- und Aktienmärkte, aber auch die Währungen bewegen. Es gibt diverse politische Faktoren, die zwar absehbar, deren Folgen aber noch schlecht abschätzbar sind. Der neue US-Präsident Donald Trump wird zeigen, welche seiner teils großspurigen Ankündigungen er wirklich in die Praxis umsetzt. Das kann kräftige Impulse geben (z. B. Infrastrukturinvestitionen). Aber es kann auch Blockaden auslösen (Protektionismus). Eine Vorahnung, welche Auswirkungen das haben kann, bekommen wir beim Blick auf Mexiko und den Peso. Der ist seit der Trump-Wahl brutal abgestürzt und es gibt sogar US-Konzerne (Ford), die milliardenschwere Investitionen zurückstellen. Protektionistische US-Maßnahmen könnten grundsätzlich auch die deutsche Exportindustrie treffen – mit entsprechenden Auswirkungen an der Börse. Für Anleger wird es darum sportlich, sich zu positionieren. Einerseits verlangt die wirtschaftliche und politische Ausgangslage eine möglichst breite Diversifikation. Andererseits sind viele Anlageklassen nicht sonderlich attraktiv. Aktien sind teilweise teuer, Anleihen stehen in allen Industriestaaten zu hoch im Kurs. Die Rohstfoffpreise sind gerade im Jahresvergleich schon gut gelaufen, langfristig aber noch immer attraktiv. Gold scheint für renditehungrige Anleger unattraktiver zu werden. Für sicherheitsfokussierte Investoren ist eigentlich das Gegenteil der Fall. Wie sich also zu Jahresbeginn und mit Blick auf das erste Quartal aufstellen? Wir haben angesichts der fundamentalen Risiken im Finanzsystem (insb. Europa) unser Versicherungsdepot auf 40% vom Gesamtvermögen aufgestockt (vgl. Abbildung). Außerdem stocken wir Rohstoffe weiter auf, die Rally wird noch weitergehen. Dagegen fahren wir den Anteil von Unternehmensanleihen und US-Aktien weiter zurück. Anleihen werden uns zu riskant. Bei den US-Aktien realisieren wir Gewinne nahe historischer Höchstkurse. Wir rechnen zunächst mit einem Auslaufen der Trump-Rally und würden US-Papiere lieber aufstocken, wenn sie wieder etwas preiswerter sind. Auf der Suche nach Renditeperlen werden wir auch 2017 wieder genau hinsehen müssen. Echte Value-Titel, die fundamental günstig bewertet sind, gibt es aufgrund der weltweiten Geldpolitik kaum. Darum müssen Anleger in Währungsräume mit Aufwertungsperspektive investieren, in denen die Aktien noch preiswert sind (z. B. Südamerika). Daneben wird sich lohnen, auf Sektoren zu setzen, die stark zyklisch sind und dort die Dynamik zu nutzen. Das wird agiles Handeln erfordern. Hilfreich wird 2017 sein, Produkte zu kaufen, die in Seitwärtsmärkten gute Renditen liefern. Darüber hinaus werden wir sicher wie voriges Jahr gelegentlich auf kräftige Marktkorrekturen setzen und mit börsengehandelten Indexfonds (ETF) oder Optionsscheinen auf fallende Kurse spekulieren. Das kann schnelle und gute Zusatzrenditen bei überschaubaren Risiken bringen. Ohnehin wird es wichtig sein, Gewinne mit Stoppkursen abzusichern. Nicht zu vergessen ist das Cash-Management. Angesichts der Aussicht auf schwankende Börsen ist es wichtig, stets eine Liquiditätsreserve zu haben. Dann können Anleger bei kräftigen Korrekturen guten Gewissens zugreifen. Der Gewinn liegt schließlich im Einkauf.
Fazit: Anleger müssen sich 2017 anschnallen, auf Sicht fahren, agil auf die Börsensituation reagieren – und mit den Kursen mitschwingen. Es kann eine bewegte Börsenachterbahnfahrt werden. Aber auch dabei kann man Spaß haben und Geld verdienen.