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Pictet & Cie. (Europe), Stiftungsmanagement 2018: Qualifikation

Ein fachlich solides Angebot mit Lücken

Bei Pictet & Cie. (Europe) hat es in diesem Jahr nicht ganz für die Endausscheidung Stiftungsmanagement gereicht.
Über 200 Jahre Stiftungskompetenz, das will schon was heißen. Pictet & Cie darf sich zu Recht als ein traditionsbewusster Partner in der Vermögensverwaltung sehen. Diese Tradition lässt sich die Bank jedoch etwas kosten. Und ganz so transparent, wie sie sich selbst sieht, ist sie aus der Außensicht dann leider doch nicht.

Pictet präsentiert sich als traditionsbewusste Bank. Unabhängig und transparent biete man langfristig angelegte stabile Investmentlösungen an. Deshalb verzichtet Pictet auf Investment Banking und Eigenhandel. Der Fokus liegt auf privater und institutioneller Vermögensverwaltung. Wealth Management, Asset Management und Asset Services & Trading sind die drei Geschäftsbereiche, auf die sich Pictet konzentriert. Diese Bereiche verwalteten per Juni 2017 insgesamt ein Vermögen von rund 438 Milliarden EUR.

Die Bank wurde 1805 gegründet. Sie wird derzeit von sechs Teilhabern mit zusätzlicher, geringfügiger Beteiligung von Mitarbeitern geleitet. Pictet erhält derzeit positive internationale Bewertungen. Fitch Ratings stuft sie langfristig auf AA-, Moody's auf Aa2.

Stiftungskompetenz vor allem in der Genfer Zentrale

Die Pictet-Gruppe beschäftigt weltweit über 4.200 Mitarbeiter. Ansprechpartner mit Stiftungskompetenz stellt sie in Niederlassungen in Genf, Frankfurt, München und Stuttgart bereit. Die Gruppe macht jedoch keine Angaben zu der Anzahl der von ihr betreuten Stiftungen insgesamt. Ebenso wenig zum betreuten Stiftungsvermögen insgesamt.

Während sich die Vertretungen in den deutschen Standorten primär auf deutsche Stiftungen konzentrieren, spezialisiert sich die Genfer Zentrale von Pictet auf Stiftungen mit internationalem Bezug. Dabei können die deutschen Niederlassungen auf fast 20 Jahre Stiftungskompetenz zurückgreifen, speziell im Portfoliomanagement unter Berücksichtigung von steuerlichen, handels-, aufsichts- und zivilrechtlichen Besonderheiten, erläutert die Bank.

13 Mitarbeiter befassen sich mit dem Stiftungsthema, davon zehn in der Genfer Zentrale. Lediglich drei Portfoliomanager in den deutschen Niederlassungen sind mit dem Stiftungsthema betraut. Immerhin spricht eine geringe Personalfluktuation (4%, inklusive Pensionierungen) für hohe Beständigkeit und Wahrung des Erfahrungswissens innerhalb der Organisation.

Pictet besitzt eine eigene Wohltätigkeitsstiftung, die Pictet Group Charitable Foundation, welche gemeinnützige Projekte in der Schweiz und im Ausland finanziell unterstützt.

Zwei Mitarbeiter befassen sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit und strukturieren und verwalten Portfolios nach entsprechenden Kriterien. Pictet verwendet dabei Nachhaltigkeitsratings von Sustainalytics. Sie steht obendrein im regelmäßigen Austausch mit weiteren externen Institutionen wie MSCI und Oekom, die Nachhaltigkeitsratings vornehmen. Die Bank traut sich daher zu, kundenspezifische Vorgaben zum Thema Nachhaltigkeit vollständig abzubilden.

Fokus auf den Anlageertrag

Im Kontext ihrer ausformulierten Anlagestrategie geht die Bank explizit auf die Notwendigkeit des Erhalts bzw. der Erwirtschaftung der regelmäßigen ausschüttungsfähigen Erträge von Stiftungen ein. Nur so lasse sich die Erfüllung der Stiftungsaufträge gewährleisten.

Daher stellt Pictet bei der Auswahl der Anlagen den zu erwartenden Gesamtertrag ebenso wie die Höhe der Ausschüttung in den Mittelpunkt. Dabei werden Anlagen in Rohstoffe und Hedge Fonds bewusst außer Acht gelassen, da diese nicht auf Ausschüttungen abzielen. Vielmehr wird versucht, qualitativ hochwertige Anleihen mit ausreichend hohen Kupons auszuwählen.

Aufgrund des derzeitigen Niedrigzinsumfelds und der damit einhergehenden Rarität ertragreicher Anleihen fokussiert Pictet gleichzeitig auf (Einzel)Aktien mit hohen Dividendenzahlungen. So empfiehlt die Bank eine Gewichtung von 60% der Investitionen in Aktien in ihrem sog. „ausgewogenen Mandat".

Investmentstrukturen und Gremien

Pictets Investmentprozess wird von einer sogenannten Investment-Plattform umgesetzt welche derzeit etwa 100 Mitarbeiter beschäftigt. Ein Anlagekomittee sowie ein Investment Board sollen ein diversifiziertes, transparentes Anlageverfahren gewährleisten.

Diese Gremien steuern langfristige Trends, geben die strategische Asset Allokation vor und entwerfen Szenarien für die taktische Zusammenstellung der Anlagen. Portfoliomanager seien aber in der Lage auf individuelle Mandatsbesonderheiten des Kunden einzugehen und Investmentideen auch selbständig auszuführen.

Die Entscheidungen werden auf Basis von quantitativen Daten aus dem Makroresearch und Einzeltitelresearch getroffen. Diese Form von Sekundärresearch komme laut Pictet ausschließlich den Kunden im Kontext der Vermögensverwaltung zugute. Verkaufsorientiertes „Sell-Side Research" soll nicht betrieben werden.

Bei festverzinslichen Portfolios bilden Direktanlagen und (Themen-) Investments über Fonds und ETFs den Kern. Aktienportfolios setzen sich aus Direktanlagen und Fondsinvestments bzw. ETFs zusammen.

Bei Aktien-Einzeltiteln konzentriert sich Pictet überwiegend auf Europa, die USA und ausgewählte Schwellenländer. Bei Einzelanleihen legt Pictet einen Schwerpunkt auf mit Investment Grade bewertete Staats- und Unternehmensanleihen in der Direktanlage in Europa.

Auswahlprozess für Aktien, Anleihen und Fonds

Pictet verwendet primär Aktien von Unternehmen, welche einen stetigen Cashflow, eine hohe Marktkapitalisierung, geringe Verschuldung und eine solide Bilanz vorzeigen können.

Mit einem Fokus auf Kurssteigerungspotential werden konkrete Aktien durch einen fünfteiligen Filterprozess ermittelt. Die Auswahl der Anleihen hingegen vollzieht sich auf Basis einer zweiteiligen Risikoanalyse, welche das Inflations-und Zinsänderungsrisiko und das Kreditrisiko untersucht.

Damit führt Pictet sowohl top-down Analysen der Geldpolitik und des globalen Konjunkturzyklus als auch bottom-up Analysen der Bilanzkennzahlen des Unternehmens, der aktuellen Marktbewertung und des Geschäftsmodells zusammen.

Fonds hingegen werden durch das sog. „Quantitative & Fund Investments" Analyseteam (QFI-Team) ausgewählt. Dieses QFI-Team erstellt eine „Focus List" von Fonds auf Basis von Kriterien wie dem Fondsvermögen, der Performance, der Risikoverwaltung und dem Verwaltungsstil. Nach der Auswahl werden diese Fonds aktiv durch ein Team überwacht.

Angebot „Ausgewogenes Mandat"

Die geplante Anlagestrategie für die Stiftung entspricht dem Modell „Ausgewogenes Mandat". Mit einem angestrebten Anlagezeitraum von mindestens 5 Jahren zielt die Anlage auf die Umsetzung einer Ertragserwartung von mindestens 4% p.a. nach Kosten.

Eine graphische Veranschaulichung der historischen Rendite- und Risikokennzahlen des ausgewogenen Mandats über die vergangenen 10 Jahre soll den Interessenten davon überzeugen, dass selbst maximal negative Schwankungen innerhalb eines bzw. weniger Jahreszyklen wieder aufgeholt werden. So wurde beispielsweise die schlechteste Jahresperformance des Mandats (-16,4%; 2008) bereits im Folgejahr fast vollständig wieder aufgeholt.

Die Bandbreiten für die taktische Allokation

Des Weiteren stellt Pictet die strategischen Bandbreiten der einzelnen Anlageklassen dar. Sie zeigen, in welchem Rahmen sich die taktische Allokation bewegen kann. Für die Liquidität wird eine Bandbreite von bis zu 80% angegeben. Für Anleihen liegt die Bandbreite zwischen 20% und 60%. Für Aktien zeigt die Bank eine Bandbreite von 30% bis 70% auf.

Die konkrete, taktische Asset Allokation sieht zum Stand der Veröffentlichung des Vorschlags 0% Liquidität, 40% in Anleihen – davon der Großteil in Investment Grade Anleihen – und 60% in Aktien (27% in Europa, 23% in USA und 10% in globale taktische Investments) vor.

Pictet rechnet mit regelmäßigen Erträgen in Höhe von 2,9% p.a. vor Kosten, oder in konkreten Zahlen 114.000 EUR p.a. vor Kosten. Vor diesem Hintergrund hält die Bank eine langfristige Gesamtrendite von mindestens 4% p.a. nach Kosten für dieses Portfolio für realistisch.

Reporting und Schnittstellen

Pictet versendet monatlich einen Depotauszug, welcher alle Transaktionen aufführt und Renditeberechnungen darstellt. Dieses System ist mit einem Online-Informationssystem namens Pictet Connect ergänzt. Wem das noch zu wenig ist, der kann von Pictet ausführlichere Reporting-Varianten anfordern. Zudem verspricht die Bank eine Q-Plix Schnittstelle, eine Wealth Management Software, einzurichten. Exemplarisch schickt die Bank einen Muster-Depotauszug mit, der den Umfang des Reports wiedergibt.

Vergütung

Die Berechnung ihrer Dienste koppelt Pictet an den Umfang der Dienstleistungen und das Volumen des betreuten Vermögens. Für die Verwahrung, die Verwaltung und die Transaktionen von Vermögenswerten in Höhe von 4 Mio. EUR werden pauschal 0,85% pro Jahr berechnet, zuzüglich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Im Vierteljahrestakt berechnet Pictet die Vergütung auf die durchschnittliche Summe des Depotvolumens inkl. Liquidität an den drei vorangegangenen Monatsenden. Die Kosten werden vom Vermögenskonto abgebucht, welche somit auch durch Renditegewinne ausgeglichen werden können.

Die Vergütung setzt sich teilweise aus Pauschalgebühren zusammen. So entfallen etwa 50% dieser Pauschalgebühren auf die Transaktionskosten, während sich der Rest auf das Entgelt für die Vermögensverwaltung, die Depotgebühren und Liefergebühren aufteilt. Dies beinhaltet jedoch weder die Auslagen und Aufwendungen für Leistungen Dritter (wie etwa Depotgebühren von Korrespondenten, fremde Gebühren für die Ausführung von börsengehandelten Transaktionen, o.ä.), noch die Margen auf Devisengeschäfte.

Bewertung

Pictet favorisiert Einzeltitel und mischt Fonds bei, z. B. sog. Katastrophenbonds. 0,85 % plus Umsatzsteuer verlangt die Bank als Honorar - das ist viel im Marktvergleich. Da könnte man also Einiges erwarten. Doch eine Ausschüttungsplanung finden wir ebenso wenig wie die gewünschte Gewinner-Verlierer-Darstellung. Zudem fehlt eine nachvollziehbare Herleitung der Aktienquote und damit des Portfolios.

 

 

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Stiftungsservices und Transparenz

Pictet unterstützt Stiftungen inhaltlich und strukturell. So hilft die Privatbank beispielsweise bei der Ausarbeitung einer Stiftungssatzung und unterstützt die Konzeption einer Stiftungslösung. Ebenso bietet sie ihre Expertise bei der Auswahl des Stiftungszweckes und während des Anerkennungsverfahrens bei Behörden an.

Im Bezug auf rechtliche Rahmenbedingungen berät Pictet zu Änderungen im Stiftungs- und Steuerrecht durch aktive und zeitnahe Informationen und offeriert Strategiegespräche. Des Weiteren bietet die Bank Unterstützung bei der Koordinierung von Bankverbindungen an.  

Adresse und Ansprechpartner zum Thema Stiftungen:

Pictet & Cie (Europe) S.A. Niederlassung Deutschland, Büro München, Maximilianstraße 2, 80539 München, Oliver Melches, Wealth Planner, Tel.: 0049 69 23 80 57 3 1441; omelches(at)pictet.com

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Pictets Angebot ist fachlich solide, aber es hat zwei „Macken": Aus Sicht der ausschreibenden Stiftung fehlen wichtige Informationen und das bei einer gemessen am Markt hohen Vergütungserwartung. So schafft es Pictet nicht in die nächste Runde.

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