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Kleinvieh macht auch viel Mist

Hassliebe und Wellen der Zuneigung am Aktienmarkt

Ende Januar wurden ungewöhnlich hohe Umsätze in bisher wenig bekannten Titeln auch in Frankfurt gehandelt: Gamestop, AMC Entertainment und ein paar Tage später kam Silber dazu. Das Muster hat sich gerade für Gamestop wiederholt, das ist ein Anlass für eine systematische Durchschau, für welche Titel überwiegend kleine Ordergrößen den Ausschlag geben.
Der rational denkende Anleger würde normalerweise nur gut ausgesuchte Fonds und ETF über viele Anlageklassen streuen, die ihm vielversprechend erscheinen. Mit Aktien hingegen verbindet Anleger oft viel Emotionales, Hass und Liebe klingt übertrieben, aber Hassliebe kommt der Sache nicht selten viel näher. Der Anleger weiß unterschwellig, dass er nicht klüger ist als der Markt - er tut es trotzdem und kauft gezielt einzelne Aktien, von denen er interessante Nachrichten in Foren oder in der Presse vernommen hat. Natürlich geht das meistens schief und wir haben Ende Januar schon gelernt, dass Hypen und Hodln (engl. Tippfehler für "Halten")  zahlreichen, überwiegend jungen Anlegern eine Art kollektives Spielerlebnis beschert - mit der ebenso gewünschten Nebenwirkung eines Anti-Establishment Feldzuges.

Liebe auf den ersten, Hassliebe auf den zweiten Blick

Aus diesem Anlass schauen wir uns heute die Titel mit dem höchsten Börsenumsatz in Frankfurt und auf XETRA an, bei denen die mutmaßliche Beteiligung von Kleinanlegern in den vergangenen sechs Wochen über 25% liegt, d.h. mehr als ein Viertel des Börsenvolumens fällt auf Umsätze unter 5.000 Euro. Mehr als 60% Beteiligung kleiner Umsätze sind es nur an sehr wenigen Tagen in diesem Zeitraum gewesen, aber Wirecard liegt oft über 60% und kommt manchmal auf 100% - sie tauchen in unserer Aufzählung aber nicht auf, weil Wirecard nach Umsatz nur auf Platz 169 liegt - eher ein Hassliebe Kandidat. Große DAX Titel habe eine Kleinanleger-Beteiligung in der Regel von ca. 2-5%, in den letzten Wochen waren Varta, Lufthansa und die Deutsche Bank Ausnahmen, sie avancierten mit gut 10% an vielen Tagen offensichtlich zu "Börsenlieblingen".

Das erste Balkendiagramm summiert nur die kleinen Umsätze für 30 Aktien Tag für Tag über sechs Wochen auf und man kann diese Titel daher mit Recht als "spekulativ" bezeichnen. Letztlich wissen wir ja nicht genau, ob die Anleger überwiegend gekauft und verkauft haben, doch am Anfang einer Welle kann man überwiegend von Käufen ausgehen. Beispielsweise bei Steinhoff ist dieser "spekulative Anfang" das wohl etwas länger her - also eher ein Hassliebe Kandidat. 

Wellen der Zuneigung

Das zweite Chart darunter zeigt diese Umsätze für die größten Titel im Zeitverlauf, so dass man die "Wellen der Zuneigung" für bestimmte Titel erkennen kann. Glücklicherweise sind die Charts interaktiv, so dass Sie mehr Details sehen, wenn Sie mit Maus oder Finger darüber fahren. Deutlich erkennbar ist der Fall Gamestop, der im Januar von kleinen Anlegern getrieben wurde, jetzt weniger deutlich hervorsticht. Das kann zahlreiche Gründe haben, eventuell sind die Umsätze kleiner Anleger gepoolt, das wäre sogar eine Innovation !  Früher kannten wir umgekehrt eher das Phänomen der Eisberg-Order, bei der große Umsätze in kleine gestückelt wurden, um das Interesse institutioneller Investoren zu kaschieren. Aber die Zeiten ändern sich und viele neue Trends entstehen an den Börsen. Die beste Nachricht ist, junge Menschen beschäftigen sich mit der Börse, vor Allem Crypto-Börsen, in der derzeit ersten Welle aber nur selten zur soliden Vermögensbildung, das wird noch Zeit brauchen.

Schauen wir weiter nach rechts in die jüngere Vergangenheit, sehen wir den Fall Grenke Leasing, der für Schlagzeilen gesorgt hat, aber das Interesse ist nun abgeebbt. Die First Majestic Silver Corp ist auch raus. Die Global Fashion Group ist schon eine Weile und immer noch ein Aufreger und aktuell wächst die Beliebtheit von Salzgitter und Köckner. Vorne sind aber auch zwei Finanztitel, die Depfa und der DWS - da müsste man sich genauer die Nachrichtenlage ansehen.

Titel auf dieser Liste sind interessant, aber ohne weitere Prüfung werden wir sie nicht einfach für Stiftungsdepots kaufen. Weitere Differenzierungen sind: Wie lange tauchen sie auf der Statistik auf? Wie ist das Sentiment in Sozialen Medien? Wie hoch ist der Drawdown? Sind es Einzelfälle oder kann man sie systematisch zu einem Portfoliobestandteil kombinieren? Christian Libor, Quanvest GmbH, Bad Homburg

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