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EU gibt Atomkraft ein Nachhaltigkeits-Siegel

Kein großes Comeback der Atomkraft trotz EU-Plänen

AKW mit dramatisch rotem Himmel. © Smileus / Fotolia
Die EU hat Atomstrom einen Nachhaltigkeits-Stempel aufgedrückt. Das wird Investitionen in AKW verbilligen und dem Atomstrom einen Schub geben. In den nächsten Jahren dürften vor allem einige kleine Atomkraftwerke gebaut werden. Aber für ein großes AKW-Comeback wird das nicht reichen. Die Atomkraft verliert stetig an Bedeutung.

Die EU hat Atomkraft mit der neuen Taxonomie gerade als nachhaltig erklärt, aber ein großes Comeback der AKW wird es dennoch nicht geben. Daran ändert auch die fortschreitende technische Entwicklung kleiner, teils sogar mobiler AKW nichts. Der Anteil der Kernkraft an der weltweiten Stromproduktion wird weiter sinken. 

Die Entscheidung der EU wird der Atomkraft zwar einen Schub geben. Vor allem werden in den nächsten Jahren viele kleine AKW gebaut werden. Es sind einige Unternehmen mit der Entwicklung beschäftigt. Während sich Siemens aus der Technologie zurückgezogen hat, will etwa Rolls Royce in die Produktion solcher Kraftwerke einsteigen. Auch das Startup Terrapower, in das Bill Gates investiert, will kleine AKW entwickeln. Die Klein-AKW sollen eine Leistung von 300 MW (teilweise sogar noch weniger) haben. Das ist etwa ein Drittel aktueller Kernkraftwerke. Der Vorteil bei diesen Mini-AKW: Es werden weniger Sicherheitsmaßnahmen erforderlich und die Kraftwerke günstiger im Betrieb.

Differenzierung der globalen Atomstromproduktion

In Europa und in den USA dürften künftig vorrangig kleine AKW errichtet werden. In beiden Regionen sorgen extreme Kosten- und Zeitüberschreitungen bei allen großen Neubauprojekten (Olkiluoto, Vogtle, Flammanville und Hinkley Point) dafür, dass die Großprojekte hoch subventioniert werden müssen. Kleine Anlagen dürften künftig geringere Subventionen nötig machen, so die Hoffnung. Auf der anderen Seite werden Atommächte wie die USA, Frankreich und Großbritannien schon deshalb weiter auf AKW setzen, um ihre Atomwaffen (die regelmäßig Plutonium aus Kraftwerken benötigen) einsatzfähig zu halten. Neue große Kernkraftwerke werden künftig vorrangig in Schwellen- und Entwicklungsländern wie China, Pakistan, Indien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten gebaut. 

Trotz der neuen Mini-AKW wird aber die Bedeutung  der Atomkraft im globalen Energiemarkt weiter sinken. Einerseits werden mehr AKW stillgelegt als neu gebaut. Die kleinen AKW werden den Wegfall der großen Meiler über etliche Jahre nicht kompensieren können. Parallel dazu wächst die weltweite Stromproduktion spürbar an. Die Gesamterzeugung von Strom hat sich seit der Jahrtausendwende um knapp 80% von 13.000 TWh auf 23.000 TWh erhöht. Die über Atomenergie hergestellte Strommenge ist in dieser Zeit weitgehend konstant geblieben. Darum hat sich ihr Anteil am Energiemix von 20% auf knapp über 10% fast halbiert. 

Atomstrom teurer als erneuerbaren Energien

Langfristig kommt noch hinzu, dass die Erzeugungskosten von Atomstrom auch bei den Klein-AKW voraussichtlich noch deutlich über den Gestehungskosten von Strom aus erneuerbaren Quellen liegen wird. Es gibt zwar noch keine verlässlichen Zahlen zu den Kosten von Mini-AKW weil es noch keine Demonstrationskraftwerke gibt. Aber Sicherheitsmaßnahmen, etwa um Atomterrorismus zu verhindern, bleiben auch für kleine Kraftwerke verhältnismäßig teuer. Demgegenüber sinken die Erzeugungskosten bei den Erneuerbaren weiter kontinuierlich.

Fazit: In den nächsten Jahren werden einige Länder kleine AKW bauen. Einen großen oder gar wachsenden Anteil an der Stromproduktion wird Atomstrom aller Voraussicht nach nicht erreichen. Der Anteil an der weltweiten Stromproduktion wird langsam sinken. 
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