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Dividenden für Arbeitsmarktprogramme nutzen

Die EZB sollte Aktien statt Anleihen kaufen

Die EZB finanziert Europas Staaten und Unternehmen inzwischen mehr oder minder direkt. Dafür nimmt sie Anleihen in ihre Bilanz und gibt Papiergeld heraus. Sie sollte besser gleich Aktien kaufen. Eine Glosse von FUCHSBRIEFE-Chefredakteur Ralf Vielhaber

Der Strom kommt aus der Steckdose, das Grundeinkommen vom Staat, das Geld von der Zentralbank. In den Köpfen nicht nur von Laien hat sich eine gefährliche Naivität breit gemacht. Auch unter Ökonomen schreitet die Infantilisierung voran, ablesbar auch an der zunehmenden Verbreitung der „modernen“ Geldtheorie (Modern Monetary Theory). Ihr unterliegt im Kern die falsche Annahme, dass heutiges Papiergeld „nur“ auf Vertrauen beruhe – und deshalb beliebig geschöpft und anschließend durch Steuern wieder vernichtet werden könne. Die Zentralbank ist (abhängige) Erfüllungsgehilfin des Finanzministers und sie steuert die Inflation.

Tatsächlich aber ist heutiges Kreditgeld mit (mehr oder weniger werthaltigen) Pfändern unterlegt. Es schafft normalerweise durch den Zins den Antrieb für den Unternehmer, Mehrwert zu erwirtschaften, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Wer dies nicht sieht, untergräbt den Wesenskern der Marktwirtschaft und steuert in den Sozialismus. Hier liegt auch das Problem der Staatsschulden: Der Staat verpfändet die Steuerkraft seiner Bürger. Der Mehrwert, den er schafft, ist oftmals nur schwer zu ermessen. So weit, so grob.

Von Eurobonds zu Euro-Aktien

Spinnt man den Grundgedanken weiter, wäre es geradezu fahrlässig und unverantwortlich, wenn die Zentralbank nicht endlich zur Aktionärin würde. In unserer Welt hat sich nach zehn Jahren Nullzins die Annahme verfestigt, dass Geld beliebig geschöpft werden kann, ohne dass Inflation entsteht und die Zinsen steigen. Die Vermögenspreise spielen in diesem Gedankengebäude ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Die Begründung ist banal: Diesmal ist alles anders. Oder: Es gibt eine neue Normalität.

Aber gut, wenn man schon Dummheiten begehen will, dann sollte man sie wenigstens auskosten. Europa sollte einen Staatsfonds gründen. Der übernimmt als Zwischenhändler (statt den Banken, die dafür nur sichere Zinsgewinne einfahren) die frischen Anleihen der Euroländer. Der Fonds reicht die Anleihen an die Notenbank durch. Die gibt ihm dafür frische Euro heraus. Doch halt! Da steht die (Eurobonds-)Diskussion in Europa ja längst …

Die EZB sollte Papiergeld in Aktien verwandeln

Also noch eine Stufe weitergedacht, ganz im Sinne der MMT. Die Notenbank gibt direkt Liquidität an den Staatsfonds. Pfänder braucht sie keine. Von diesen Euro kauft der Staatsfonds Aktien. Die schütten Dividenden aus und davon bezahlen wir das europäische Arbeitslosengeld und ein Grundeinkommen noch dazu. Wir machen Europa „grün“, finanzieren Forschung und Entwicklung und eine gemeinsame europäische Verteidigung. Und kann wirklich etwas falsch daran sein, wenn selbst die schweizerische Notenbank inzwischen Aktien kauft, die japanische ohnehin?

Fazit: Früher nannte man so etwas: Aus Sch … Gold machen. Heute glauben viele, dass das geht. Nur eine Frage stellt sich mir persönlich dann doch noch: Warum gehe ich noch arbeiten? Herzlich grüßt Ihr Ralf Vielhaber

Epilog: Falls die krude Idee also Wirklichkeit werden sollte, was ich nicht ausschließen will, dann lesen Sie die Geschichte des Schotten John Law, dem Regenmacher des frühen 18. Jahrhunderts. Er hat sie schon mal umgesetzt, als er das Papiergeld in Frankreich einführte und zum Kauf von Aktien einsetzte. Meine Empfehlung: Machen Sie’s wie sein Gegenspieler Richard Cantillon. Der durchschaute Laws System, setzte dagegen – und gewann (indem er Papiergeld in Gold tauschte). Er starb reich, Law bettelarm.

Weiterführende Links:

zu John Law

zu MMT

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