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Gasversorgung besser als erwartet

Gaslieferstopps für die deutsche Industrie nicht mehr wahrscheinlich

Gastankschiff. © alexyz3d / stock.adobe.com
Die Gasversorgung Deutschlands ist im Moment etwas besser als von vielen erwartet. Das zeigt eine Studie der Wirtschaftsforschungsinstitute IfW und IWH. Beide Institute sind vorsichtig optimistisch, dass ein Gasnotstand verbeidbar ist. Wie realistisch ist das Szenario?

Das entscheidende Kriterium sind die Annahmen der Forscher. Sie gehen davon aus, dass Russland nach der Wartung der Pipeline Nordstream 1 (zwischen dem 11. und 21. Juli) die Gaslieferungen wieder im selben Umfang aufnimmt wie bisher. Das würde bedeuten, dass Russland auch nach der Wartung etwa 40% der üblichen Liefermengen nach Deutschland transportiert. Wenn das so wäre, wird es keine Gasnotlage geben.

Kommt nach der Pipeline-Wartung wieder Gas in Deutschland an?

Die Wahrscheinlichkeit, dass Russland nach der Wartung von Nordstream 1 zu seinem Lieferumfang zurückkehrt, ist aber gering. Das liegt dem Vernehmen nach nicht einmal an Russland selbst, sondern daran, dass Kanada die Rücklieferung der gewarteten Turbine (von Siemens Energy) blockiert, weil das Land die Sanktionen gegen Russland einhalten wolle. 

Egal, wo in dieser Frage die Wahrheit liegt: FUCHSBRIEFE halten es für unwahrscheinlich, dass nach der Wartung das Gas im nötigen Umfang schnell wieder fließt. Zwar hat Russland wegen der Einnahmen ein Interesse daran. Es müssen aber auch zwei weitere der sechs nötigen Turbinen gewartet werden und Russland dürfte diese kaum zur Wartung nach Kanada schicken. Auch eine theoretisch denk- und machbare Umleitung der nötigen Gasmengen auf Nordstream 2 ist politisch ausgeschlossen. Es sei denn, die Bundesregierung hätte das Kreuz, den Amerikanern in dieser Frage Paroli zu bieten - und es gelänge ihr noch dazu, über ihren eigenen Schatten zu springen. 

Preis bremst Nachfrage

Selbst bei einem Lieferstopp Russlands ab Juli sei die Gefahr des Gasmangels aber nicht sehr hoch. IfW und IWH beziffern die Wahrscheinlichkeit einer Abschaltung industrieller Verbraucher auf nur noch 20%. Denn beide Institute gehen davon aus, dass beim Ausbleiben des Gases aus Russland zunächst auf die Befüllung der Speicher verzichtet würde. Das würde helfen, den akuten Bedarf zu decken und Zeit zum Einkauf weiteren Gases zu gewinnen. 

Zudem ruhen die Hoffnungen auf einem milden Winter und den Sparmaßnahmen der Verbraucher. Zumindest die Verbraucher treten bereits auf die Bremse. IfW und IWH gehen davon aus, dass die Verbraucher (Haushalte, Stromerzeugung, Industrie und Dienstleister) ihren Gaskonsum einschränken. Tatsächlich wurde in den ersten fünf Monaten dieses Jahres temperaturbereinigt 6,4% weniger verbraucht als im vorigen Jahr.    

Starker Ersatz für ausgefallene russische Lieferungen

Auf der anderen Seite verzeichnet Deutschland hohe Liefermengen. Norwegen, die Niederlande und Belgien haben ihre Liefermengen stark erhöht. Die Gasspeicher in Deutschland sind darum inzwischen zu fast 62% gefüllt. Das ist nur wenige Prozentpunkte unter dem langjährigen Durchschnitt für Juli. 

Fazit: Die Gasnotlage ist nicht vom Tisch, die Situation scheint aber etwas weniger dramatisch und akut zu sein als vielfach angenommen. Selbst bei einem völligen Ausbleibenden Lieferungen aus Russland dürfte es erst Ende Januar wirklich kritisch werden (Bundesnetzagentur). Es ist also noch Zeit, weiter vorausschauend zu Handeln.
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