Heil-Mittel für deutsche Unternehmen
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will noch in diesem Jahr zwei wichtige Gesetze an den Start bringen. Sowohl das Fachkräfteeinwanderungsgesetz also auch das Weiterbildungsgesetz seien „im Wesentlichen fertig ausgearbeitet“, so Heil auf dem Zukunftstag Mittelstand des BVMW. Beide Gesetze würden es mittelständischen Unternehmen enorm erleichtern, den vielfach zu spürenden Fachkräftemangel zu reduzieren.
Insbesondere die Einwanderung aus Drittstaaten sieht der Arbeitsminister als Heilmittel gegen den Fachkräftemangel. Darum sollen Arbeitnehmer künftig verstärkt und aktiv aus Drittstaaten angeworben werden. Von der Zuwanderung qualifizierten Fachkräfte aus Europa verspricht sich Heil dagegen nicht mehr viel. Das verfügbare Arbeitskräftepotenzial sei gering, der Wettbewerb um diese Mitarbeiter hoch.
Einwanderung aus Drittstaaten soll beschleunigt werden
Die Einwanderung aus Drittstaaten soll beschleunigt, stark vereinfacht und auch aktiv betrieben werden. Derzeit kümmern sich z.B. 1.100 staatliche Stellen um die Anwerbung und Abwicklung der Einwanderung. Sie sind zuständig für die Anerkennung von Ausbildungen usw. Diese Prozesse sollen künftig kanalisiert und zentralisiert werden. So soll künftig z.B. möglich sein, dass Einwanderer mit Fachabschluss nach Deutschland kommen können, wenn sie eine Stelle haben. Die Anerkennung der Ausbildung soll dann im Nachgang erfolgen.
Heil ist sich der politischen Gratwanderung bewusst. Deutschland brauche zwingend die qualifizierte Einwanderung aus Drittstaaten. Dennoch müsse „man darauf achten, dass die Einwanderung die soziale Akzeptanz nicht gefährdet“, so Heils Allgemeinaussage. Dabei bestehen an den positiven Effekten der Einwanderung aus Drittstaaten Zweifel. So rechnete Karsten Linnemann (CDU) vor, dass im Jahr 2021 gut 530.000 Einwanderer aus Drittstaaten nach Deutschland kamen. „Nur 40.000 von ihnen sind in sozialversicherungspflichtigen Jobs“, so Linnemann.
Es gibt attraktivere Arbeitskräfte-Potenziale
Für Unternehmen gibt es anderes Arbeitskräftepotenzial, das viel einfacher zu aktivieren sei als Facharbeiter aus Drittstaaten. Darauf weist das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hin. Demnach zeigen Untersuchungen, dass das größte Arbeitskräftepotenzial die Mini-Jobber sind. Viele dieser Personen wollen gern deutlich mehr arbeiten.
Auch Frauen seien nach wie vor eine große Arbeitskräftereserve. In diesem Segment fällt auf, dass zwar die Anzahl der Frauen wächst, die arbeiten. Das Volumen der von Frauen geleisteten Arbeit ist aber rückläufig, so Heil. Grund dafür seien nach wie vor mangelnde Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Problematisch sei auch, dass nach wie vor 1,6 Mio. Menschen im Alter von 18 bis 36 Jahren ohne Ausbildung dastehen. Diese Personen sind überdurchschnittlich oft langzeitarbeitslos.