Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
3265
Robert Habeck hat ein Gas-Problem

SEFE verstößt gegen Sanktionslinie aus Berlin

Robert Habeck. © Sebastian Rau / Photothek / Deutscher Bundestag
Deutschland hilft Russland wieder dabei, Flüssiggas in relevantem Umfang zu exportieren. Abgewickelt wird das Geschäft über die verstaatlichte SEFE (ehemals Gazprom Germania). Das dürfte für Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zu einem Problem werden. Denn die SEFE verstößt de facto gegen die Sanktionslinie aus Berlin.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat einen Gas-Skandal mit Russland vor der Brust. Denn die SEFE verstößt gegen die Sanktionslinie aus Berlin. Hintergrund: Die verstaatlichte SEFE (Securing Energy for Europe) handelt wieder mit russischem Gas und ermöglich Russland, LNG in größerem Umfang zu verkaufen. Das geht aus einem internen Schreiben hervor, das FUCHSBRIEFE vorliegt. Zuerst hat Bloomberg darüber berichtet. 

Bis mindestens Ende 2025 wird die SEFE, vormals Gazprom Germania, jährlich 2,9 Mio. Tonnen russisches LNG abnehmen und ausliefern. Im laufenden Geschäftsjahr wird sie noch mindestens acht LNG-Lieferungen aus Russland abnehmen und über den Hafen Zeebrugge (Belgien) abwickeln. Das Flüssiggas wird von Russland an Indien verkauft, die SEFE ist der Händler und Transporteur – und verdient mit.

Wirtschaftsministerium ist sich der politischen Brisanz bewusst

Hintergrund: Die russische Regierung hat das mehrheitlich in russischem Besitz befindliche Unternehmen Yamal LNG im Juni 2023 autorisiert, die zu Beginn des Ukraine-Krieges gegen die SEFE geltend gemachte Force Majeure aufzuheben. Das ermöglicht es Yamal LNG, wieder Gas nach Indien zu verkaufen.

Der SEFE und dem Wirtschaftsministerium ist die politische Brisanz des Yamal-Deals bewusst. In einem weiteren internen SEFE-Schreiben, das FUCHSBRIEFE ebenfalls vorliegt, heißt es, dass aufgrund der Genehmigung aus Moskau der „langfristige Liefervertrag wieder in Kraft tritt und die SEFE verpflichtet“ sei, russisches Gas zu handeln. Zugleich bekräftigt die SEFE ihre Absicht, ihre „Rolle im russisch-indischen Handel zu minimieren“.

Habeck schaut weg und redet das Thema klein

Der SEFE-Deal steht im Widerspruch zur Position der Bundesregierung. Die hatte zu Beginn des Ukraine-Krieges erklärt, dass sich Deutschland unabhängig von russischem Öl und Gas machen und auch den Handel unterbinden werde. Diese Position ist mit dem SEFE-Deal de facto obsolet.

Wirtschaftsminister Habeck redet das Thema klein. Das Yamal-LNG werde nicht in das deutsche Gasnetz eingespeist. Darüber hinaus ist der Handel von russischem LNG durch die EU nicht sanktioniert. Berlin hatte aber bewusst eine schärfere Position bezogen als die EU. Die verstaatlichte SEFE wird nun in den kommenden fast 2,5 Jahren Russland helfen wird, sein LNG zu verkaufen. Das Geschäft boomt ohnehin. Der Export von LNG in die EU ist seit Anfang 2023 um 40% gestiegen (FB vom 04.09.2023).

Habeck schiebt die Verantwortung zur SEFE

Habeck versucht außerdem, die Verantwortung für das Geschäft auf die SEFE zu verschieben. Das Wirtschaftsministerium hat erklärt, dass es zum operativen Geschäft und zu den Vertragsgestaltungen der SEFE keine Stellung nehmen könne. Da die SEFE staatlich kontrolliert ist, ist diese Aussage zweifelhaft. Die Kontrolle der SEFE ist über den Aufsichtsrat geregelt. Der hat vier Mitglieder.

Die Verbindungen zwischen SEFE und Wirtschaftsministerium sind sehr eng. Dr. Charlotte Senftleben-König, im Wirtschaftsministerium Referatsleiterin für Gas und Wasserstoffinfrastruktur, ist als Regierungsdirektorin eines von vier Aufsichtsrats-Mitgliedern in der SEFE. Es ist kaum vorstellbar, dass sie Habeck nicht über den Yamal-SEFE-Deal und die politische Brisanz informiert hat. Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind, offenbaren gegenüber FUCHSBRIEFE: „SEFE-Geschäftsführer Egbert Laege hat nur getan, was vom Wirtschaftsministerium abgesegnet war."

Fazit: Habeck sitzt in der Falle, dürfte erneut ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Wir sehen zwei Möglichkeiten: Entweder Habeck setzt durch, dass die Regierung von ihrer Sanktionslinie gegenüber Russland abweicht und den Handel und ggf. Import von LNG wieder erlaubt. Oder er nimmt die SEFE als verstaatlichtes Unternehmen an die kurze Leine und zwingt sie zur Einhaltung der politischen Sanktions-Linie Berlins. Dass Habeck mit seiner Doppelstrategie auf Dauer durchkommt, bezweifeln wir.
Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Das Beratungsgespräch in TOPS 2025: Terminvereinbarung

Banken im Check: Unterschiede bei Terminvereinbarungen und Datensicherheit

© Verlag FUCHSBRIEFE mit DALL*E und Adobe Express
Etliche Banken haben Nachholbedarf bei der Sicherheit und Transparenz in der Kundenkommunikation. Die Analyse der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz aus den Protokollen der Kunden beleuchtet die Kundenservice- und Sicherheitsstandards von Banken im deutschsprachigen Raum. Im Fokus stehen Online-Terminvereinbarungen, die Dauer der Rückmeldung, der Einsatz von E-Mail-Verschlüsselung sowie der Umgang mit Telefon- und Videokonferenzen.
  • Die verschneiten Pfade zur Weisheit

Das Christkind, der Nikolaus und der verborgene Schatz in der Fuchsburg

Grafik erstellt mit DALL*E
In einem Land, wo die Winter neuerdings wieder kälter waren und die Nächte länger dauerten, lebte die Legende von der Fuchsburg, einem Ort voller Weisheit und Geheimnisse. Nur alle 75 Jahre öffnete sie ihre Tore für einen einzigen Tag, und jenen, die den Weg fanden, versprach sie kostbares Wissen und kluge Ratschläge – zu einem unschlagbaren Preis.
  • Der Ukraine-Krieg geht zu Ende

Kalter Krieg 2.0? Europa braucht neue Antworten

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber
Der Krieg in der Ukraine geht in die Endphase. Politische und wirtschaftliche Themen benötigen schon in Kürze Antworten. Wie sieht die Zukunft der Ukraine aus? Und wie kann Europa langfristig Stabilität schaffen, ohne in die Logik des Kalten Krieges zurückzufallen? Visionen sind gefragt, und Brüssel ist dabei gefordert, meint FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Gute Renditen bei Lira-Anleihen und Aktien

Anlagechancen in der Türkei

In der Türkei tendiert die Währung weiter nach unten. Der Grund ist die weiter hohe Inflation. Allerdings schwächt sich diese ebenfalls weiter ab und die Notenbank bleibt konsequent. Für Anleger sehen FUCHS-Devisen im aktuellen Umfeld einige Chancen.
  • Fuchs plus
  • Quantencomputer können zum Risiko für Kryptowährungen werden

Kann Googles Willow den Bitcoin knacken?

Google hat mit „Willow“ einen neuen, leistungsfähigen Quantencomputer präsentiert. Der ist ein Meilenstein in puncto Performance. Allerdings stellen Quantencomputer eine potenzielle Bedrohung für Kryptowährungen wie Bitcoin (BTC) dar. Theoretisch können sie die kryptografischen Algorithmen brechen, die Bitcoin schützen. Kann der Hochgeschwindigkeits-Rechner von Google Bitcoin und anderen Kryptowährungen gefährlich werden?
  • Fuchs plus
  • Das Beratungsgespräch in TOPS 2025: die Berater

Beratungsteams punkten: Wie Banken mit Teamarbeit überzeugen

© Verlag FUCHSBRIEFE mit DALL*E und Adobe Express
Während Einzelberater oft persönlicher agieren, bieten Teams eine strukturiertere und tiefere Beratung. Kunden bemängeln jedoch gelegentlich Verzögerungen und unklare Rollenverteilungen. Positive Beispiele zeigen, wie Teamarbeit effektiv funktioniert.
Zum Seitenanfang