Was Merz für die Parteiführung im Wege steht
Nach dem glanzlosen Abgang von AKK gibt es nur noch zweieinhalb ernsthafte Konkurrenten um den Parteivorsitz – und dreieinhalb fürs Kanzleramt. Für den Parteivorsitz kommen die Nordrhein-Westfalen Friedrich Merz, Armin Laschet und Jens Spahn infrage.
Laschet muss sich trauen
Traut sich Laschet gegen Merz in den Ring, steht seiner Wahl nicht viel im Wege. Denn auch wenn Merz in den konservativen Kreisen der CDU viele Anhänger hat, sein Black Rock-Manko (FB vom 27.1.) abgelegt hat und von der Presse zum Schwergewicht hochgeschrieben wurde, hat Laschet nicht nur beim Parteivolk, sondern auch unter den Ministerpräsidenten die meisten Befürworter. Und er führte erfolgreich die NRW-CDU (aus der auch Merz und Spahn kommen) in die Düsseldorfer Staatskanzlei.
Vor allem aber: Laschet stünde Schwarz-Grün weniger im Weg als Merz. Sein Vorteil: Da er nicht so polarisiert, drängt er die Grünen nicht automatisch ins linke Lager. Und die CDU war und ist vor allem Machtpartei.
Auch Söder träumt vom Fleischtopf
Für Spahn gilt: Er hat sein konservatives Profil als Gesundheitsminister abgeschliffen. Damit ist er zwar für die Grünen geländegängiger geworden. Aber er bleibt nur Ersatzkandidat, „wenn alle Stricke reißen“.
Beim Kampf ums Kanzleramt rechnet sich noch der Bayer Markus Söder Chancen aus. Allerdings bleibt es in der Hackordnung der Union wie gehabt: Das Experiment, Parteivorsitz und Kanzlerschaft zu trennen, wird keine Fortsetzung finden. Der CDU-Parteivorsitzende hat den Erstzugriff auf die Macht. Es müsste noch sehr viel passieren, dass er – eine Sie ist nicht mehr im Rennen – nicht zugreift.
Die CDU als Macht-Partei
Wir rechnen damit, dass die Union ihre Chancen auf die Kanzlerschaft 2021 bei der Wahl des Parteivorsitzenden berücksichtigt. Das geht absehbar nur mit Schwarz-Grün. Will Merz diese Option aufrecht halten, muss er schon heute verbal den Grünen weit entgegen kommen. Damit verlöre er aber automatisch das Profil, das er braucht, um innerparteilich für eine regenerierte CDU zu stehen, die deutlich weiter rechts steht als die jetzige Merkel-CDU.
Fazit: Merz muss sich für seine Wahl nicht nur um die eigene Partei, sondern auch um deren Wahlaussichten und Koalitionspartner kümmern. Da die SPD nicht mehr zur Verfügung stehen wird, müsste er auf den Grünen-Kurs von Merkel einschwenken. Auf dieses Dilemma hat er noch keine Antwort.