Brüssel plant Windkraft-Protektionismus
Die EU plant protektionistische Maßnahmen für Hersteller von Windkraft-Anlagen aus der EU. Zum Schutz der europäischen Hersteller überlegt die EU, Importe solcher Anlagen (vor allem aus China) aufgrund von Sicherheitsanforderungen zu verbieten.
Hintergrund: EU-Politiker befürchten, die Branche an China zu verlieren. Denn in den vergangenen Jahren schrieben alle westlichen Anbieter Verluste. Ein Verlust der Industrie wäre für die EU aber ein strategisches Problem, weil Europa dann beim Aufbau einer CO2-neutralen Energieversorgung von ausländischen Anbietern abhängig wäre. Brüssel fürchtet hier ein ähnliches Szenario wie in der Solar-Industrie. Die Herstellung von Solarpanels ist jetzt schon fast komplett in chinesischer Hand.
Kriterien für Cybersicherheit noch in Arbeit
Derzeit arbeitet die EU-Kommission daran, neue Kriterien für die Cybersicherheits-Anforderungen für Windkraftanlagen zu definieren. Sie werden ab 2026 für öffentliche Ausschreibungen gelten. Bisher sind die Anforderungen optional, die EU-Staaten müssen bei Ausschreibungen also nicht auf ihre Erfüllung bestehen. Allerdings hat schon einmal eine Sicherheitsempfehlung der EU große industriepolitische Bedeutung erlangt: Nachdem die EU-Kommission den Mitgliedsstaaten empfahl, keine Technik des chinesischen Anbieters Huawei für die 5G-Netze zur verwenden, schlossen fast alle Staaten das chinesische Unternehmen von ihrem Markt aus.
Im Windenergiepaket der EU gibt es aber auch jetzt schon die Möglichkeit, ausländische Anbieter aufgrund von Sicherheitskriterien auszuschließen. Ein Risiko sind die Fernsteuerungseinrichtungen der Anlagen. Damit können die Rotorblätter aus dem Wind gedreht und die Anlage gestoppt werden, etwa wenn die Stromnachfrage zu gering ist. Würde das trotz hoher Strom-Nachfrage so gesteuert werden, könnte es zu großräumigen Stromausfällen kommen.
Trendwende bei den westlichen Herstellern
Derweil deutet sich bei den Herstellern eine Trendwende am Markt an. Alle Hersteller verbuchen mehr Aufträge. Vestas erwirtschaftete 2023 schon Gewinne, Nordex kam zumindest operativ in die Gewinnzone. Enercon erwartet nach harter Sanierung im Geschäftsjahr 2024 wieder Gewinne, ebenso die Windkraftsparte des neu abgespaltenen Energietechnikanbierters GE Vernova. Siemens Gamesa, das schwere technische Probleme hat, rechnet ab 2026 wieder mit Gewinnen.