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Moskau ist strategisch gut vorbereitet

Ölpreisdeckel wird keine Wirkung auf Moskau haben

Der Ölpreisdeckel, den die EU beschlossen hat, wird eine Sanktion sein, die Russland kaum beeinträchtigt. Denn das Land hat sich seit langem strategisch darauf vorbereitet. Außerdem liegt der Preisdeckel so hoch, dass er Russland nicht weh tut. So kann die EU weiter fleißig Öl importieren und wird dennoch mehr dafür zahlen.

Seit heute (Montag) gilt der Ölpreisdeckel auf russisches Öl. Diese neue Sanktion soll die russische Wirtschaft weiter unter Druck setzen. Darum hat die EU diese Maßnahme zusammen mit der G7 beschlossen. Ab heute darf in EU-Häfen kein Öl aus Russland mehr gelöscht werden.

Die Sanktion ist aber nur ein Polit-Theaterstück, das kaum eine substanzielle Wirkung gegen Russland entfalten wird. Dafür gibt es viele Gründe. So ist der Preideckel mit 60 US-Dollar je Fass präzise gewählt. Er liegt gut 3 US-Dollar über dem aktuellen Weltmarktpreis für russisches Öl. Das kostet momentan etwa 57 US-Dollar je Fass so Bloomberg. Aus diesem Grund hatte Polen einen Preisdeckel zwischen 20 und 30 US-Dollar je Barrel gefordert. Das haben aber die USA blockiert.

Russland hat Alternativen

Russland hat längst einen Öl-Shift vollzogen. Einen großen Teil seiner Öl-Exporte verkauft das Land inzwischen nach China und Indien. Besonders deutlich ist die Export-Verschiebung nach Indien. Zu Anfang des Jahres hatte russisches Öl einen Anteil von gut 1% an den indischen Öl-Importen. Aktuell sind es 22%. Die indische Regierung will die Importe von russischem Öl im nächsten Jahr nochmal verdoppeln. Eine deutliche Steigerung der russischen Ölverkäufe gab es auch in China.  

Die Blockade des Transports auf europäischen Schiffen (aus Zypern, Griechenland) wird Russland nicht auf den Rücken werfen. Das Land hat mit strategischem Weitblick in den vergangenen Monaten eine riesige Tankerflotte aufgebaut, die unter anderer Flagge fährt (FB vom 10.11.). Laut aktuellen Zahlen besteht diese aus mindestens 170 Schiffen. Die wurden hauptsächlich im Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten gechartert. Diese Tanker fallen nicht unter die EU-Sanktionen. Unterdessen wird die EU den europäischen Reedereien Ausgleichszahlungen für ausfallende Lieferungen aus Russland überweisen.

Das Öl fließt weiter - auch nach Europa

Abgesehen davon berichten Transporteure gegenüber FUCHSBRIEFE von „Umfrachtungen“. Dabei wird Öl aus Russland in einigen Ländern importiert, für eine logische Sekunde. Dann wird es wieder verkauft und mit neuen Transportpapieren nach Europa weitergeschickt.  Ähnlich läuft es auch schon bei Gas, das die SEFE jetzt z. B. über die Drehscheibe Dubai kauft – nur viel teurer als je zuvor. Randnotiz: Die EU-Importe von russischem Flüssiggas sind förmlich explodiert (+42%). Der Anteil des russischen LNG beträgt 16% aller Gasimporte, die auf dem Seeweg nach Europa kommen (insgesamt 17,8 Mrd. Kubikmeter).

Russisches Öl fließt wird weiter auf den Weltmarkt fließen – und über Umwege auch nach Europa. Denn Russland hat mehrfach erklärt, dass es nicht an Parteien verkaufen wird, die den Ölpreisdeckel stützen. Aufgrund der strategischen Vorbereitungen und die grundlegende Öl-Shift nach Asien und Arabien muss Russland das aber auch nicht. Moskau hat Alternativen und nutzt diese. Für die Verbraucher wird das russische Öl aller Voraussicht nach aber teurer als bisher.

Fazit: Der Ölpreisdeckel wird eine weitere für Russland nahezu folgenlose Sanktion sein. Moskau hat sich darauf vorbereitet. Nun können alle Seiten mit der „Sanktion“ gut leben und die EU wahrt mit dem neuen „Sanktionspaket“ ihr Gesicht. Sie wird aber allmählich erkennen, dass sie keine ernsthaften Sanktionen mehr ergreifen kann, ohne sich selbst massiv zu schädigen.
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