Ausgerechnet die zur „Speerspitze“ der NATO gehörenden deutschen Panzergrenadiere traten zum Manöver in Norwegen mit Besenstielen statt realen Waffen an. Die Blamage ist groß. Aber sie kommt keineswegs überraschend. Schließlich sind Gegner wie Verbündete längst im Detail mit den Problemen der Bundeswehr vertraut. Sie heißen fehlendes Personal und untaugliches Material.
Gegner wie Verbündete wissen ziemlich genau, dass die Bundeswehr auch nicht an technischen Problemen krankt. Zu Hochzeiten des Kalten Kriegs verfügte die Bundeswehr über 51 Panzerbataillone zu je 54 Panzern (Soll=2.754), für die 2.800 Panzer vorgehalten wurden. Heute sind es auf dem Papier noch 6 Bataillone zu 44 Panzern, deren Sollbestand (264 Panzer) aber Fiktion bleibt, weil die Bundeswehr etatmäßig nur 225 Panzer (entsprechend 5 Bataillonen) hat. Die Luftwaffe verfährt ähnlich. Die Jet-Besatzungen dürfen nur einen kleinen Bruchteil der nach NATO-Standards geforderten Übungsstunden tatsächlich fliegen. Sie werden aber trotzdem als vollwertig eingeplant.
Das System gilt auch im größeren Maßstab. Weil die wenigen verbliebenen Kampftruppen nicht mehr ausreichen, um alle Verpflichtungen (NATO, EU, UNO . . .) gleichzeitig zu erfüllen, werden sie mehrfach „genutzt“. Verbände werden einfach gleichzeitig sowohl den NATO- als auch den EU-Verpflichtungen zugeordnet. Wie ein Wertpapierdepot, das mehreren Gläubigern gleichzeitig als Sicherheit dient.
Fazit: Wer der Vertretung deutscher Interessen gegenüber den Verbündeten wie Dritten eine solidere Grundlage verschaffen will, muss sich mit dem erbärmlichen Zustand des Militärs befassen. Die gerade begonnene Diskussion über das neue Weißbuch liefert die Gelegenheit.