Ein OPEC-Staat vor der Pleite
Mißwirtschaft im Innern und außenpolitischer Druck treiben Venezuela immer weiter in Richtung Bankrott.
Der niedrige Ölpreis trifft Venezuela stärker als Russland. Das OPEC-Land steht offenbar vor der Pleite. Venezuela hat sich an den vom früheren Präsidenten Hugo Chavez vertretenen politischen Programmen und Ambitionen verhoben. Schon die Subvention des Treibstoffs im Volumen von etwa 15 Mrd. Dollar/Jahr für die knapp 30 Mio. Venezolaner ist eine beachtliche Last für den Haushalt. Dazu kommen noch Lebensmittelsubventionen. Die außenpolitisch motivierten Verpflichtungen dürften noch schwerer wiegen. Der größte Brocken ist die Versorgung Kubas mit täglich 100.000 Barrel Öl. Aber auch Jamaica oder die Dominikanische Republik erhalten zu Vorzugspreisen laufend große Mengen venezolanischen Öls. Beide Staaten verkaufen es zum Teil direkt weiter, um die Handelsbilanz mit dem Gewinn zu verschönern. Alles in allem haben diese fiskalischen Belastungen dazu geführt, dass der Haushalt erst bei einem Ölpreis um 120 Dollar je Fass ausgeglichen wäre. Damit steckt die Regierung des Chavez-Nachfolgers Maduro in der Klemme, denn konsequentes Sparen bedeutet den Verzicht auf die von Chavez formulierten politischen Ambitionen. Zudem hat schon 1989 der Versuch, die Treibstoffsubvention fühlbar zu begrenzen, zu gewalttätigen Protesten geführt. Eine Wiederholung scheint wahrscheinlich. Denn die wirtschaftlichen Verhältnisse haben sich seitdem weiter verschlechtert und die Subventionskürzungen würden die Bevölkerung heute noch härter treffen. Die mittlerweile über 60% liegende Inflation trifft vor allem die Arbeitnehmer, deren Einkommen verdampfen. Der Verfall ist an der Währung ablesbar: Es existieren längst Devisenkontrollen und gespaltene Wechselkurse, je nach Verwendung der Devisen. Der Abstand des offiziellen Kurses von 6,2 Bolivar (VEF) je Dollar zum Schwarzmarkt mit etwa 170 VEF/USD zeigt das tiefe Misstrauen in die Währung. Eine reguläre Kreditaufnahme etwa auf dem US-Markt ist ebenso schwer vorstellbar wie eine weitere Stützung durch China. Peking hält bereits etwa 45% der Staatsschulden und lässt sich diese aus den Öleinnahmen bezahlen. Konsequenzen der Krise über Venezuela hinaus sind vor allem in den karibischen Staaten zu erwarten, die direkte Einbußen befürchten müssen. Allein Kuba erhält bislang etwa 15% seines BIP durch Vergünstigungen und Transfers Venezuelas.
Fazit: Der Druck auf Venezuela ist enorm. Damit besteht ein starker Zwang, möglichst viel Öl zu vermarkten. Der kommende Default dürfte aufgrund der Isolierung des Landes aber kaum Folgen über die Region hinaus haben.