Preissenkungen bei Tesla lösen Rabattschlacht aus
Die Preissenkungen von Tesla werden eine Rabattschlacht bei E-Autos auslösen. Das US-Unternehmen hatte die Preise der kleinsten Modelle 3 und Y massiv gesenkt. Zunächst wurden die Verkaufspreise in China um gut 20% reduziert, dann in den USA. Anschließend senkte Tesla auch die Verkaufspreise in Europa erheblich ab. Das Einsteigermodell Tesla Y kostet jetzt immerhin 9.100 Euro weniger.
Mit seinen Preissenkungen setzt Tesla die E-Auto-Hersteller in verschiedenen Fahrzeugkategorien unter erheblichen Druck. Vergleichbar mit dem Model 3 sind die Mercedes C-Klasse oder 3er BMW, beim Model Y (SUV) konkurrieren BMW X3 oder Mercedes GLC). Ein Ziel der Preissenkung war vermutlich, auch 2024 noch die staatliche E-Auto-Förderung in Deutschland bekommen zu können. Sie wird dann nur noch für Autos mit einem Nettolistenpreis unter 45.000 Euro gewährt. 2023 erhalten E-Autos unter 40.000 Euro 4.500 Euro vom Staat, für E-Autos mit Listenpreisen zwischen 40.000 bis 65.000 Euro werden 3.000 Euro Subvention gezahlt. Die Autohersteller müssen die Hälfte des staatlichen Bonus dazugeben.
Deutsche Hersteller werden Preise für Stromer senken
Die anderen Hersteller werden bei den Preisen nachziehen müssen. Denn der immerhin eine Klasse kleinere VW ID3 kostet jetzt so viel wie das Tesla Model 3. Der ID4 ist teurer als das Model Y. Um den Preisabstand wieder herzustellen, muss VW die Preise erheblich senken. Immerhin bis zu 5.000 Euro wären nötig, um den alten Preisabstand halbwegs wieder herzustellen.
Auch andere Modelle wie der Mercedes EQE (eine Klasse größer als der Tesla 3) sind mit über 66.000 Euro Listenpreis nun vergleichsweise zu teuer. Zusätzlich sorgen die neuen chinesischen Konkurrenten (MG, Nio, Geely) für Preisdruck. Der Versuch, die Preise hoch zu halten, ist für die deutschen Hersteller keine realistische Alternative.
VW deutet Preissenkung an
Es wird in den kommenden Monaten zu einer Preissenkungswelle für Stromer kommen. Darauf deuten Aussagen hin, die FUCHSBRIEFE von deutschen Produzenten bekommen haben. Auf eine Anfrage von FUCHSBRIEFE heißt es von VW: "Unsere Auftragsbestände reichen noch weit ins Jahr 2023 hinein. Unsere Priorität liegt darin, die Fahrzeuge an die Kunden auszuliefern." Zugleich betonen die Wolfsburger aber, dass sie die "Marktentwicklung genau beobachten und ggf. entsprechende Maßnahmen ergreifen werden." Ein guter Zeitpunkt, die Preise anzupassen, könnte für VW der geplante Facelift des ID3 im Frühjahr 2023 werden. Mercedes hat auf die Anfrage von FUCHS de facto inhaltsleer reagiert.
Hersteller, die ihre Preise nicht signifikant senken, werden Marktanteile verlieren. Das ist vor allem für die deutschen Hersteller ein Problem. Denn die Margen bei E-Autos sind zwar noch hoch. Aber sie schrumpften bereits 2022. Es gibt Schätzungen, denen zufolge die deutschen Hersteller sogar mit Verlusten beim Verkauf von E-Autos rechnen müssen. Hier machen sich vor allem die steigenden Rohstoff- und Produktionskosten bemerkbar. In beiden Fällen hat Tesla mehr Luft. Einerseits ist die Produktion in den Gigafactories sehr schlank aufgestellt. Andererseits hat sich Tesla schon vor längerer Zeit mit massiven Investitionen viele der notwendigen Rohstoffe über langfristige Kontrakte gesichert.
Ein schwarzes Jahr für Zulieferbetriebe
Für die Autozulieferer hat das gravierende Folgen. 2023 wird der Druck durch die Autohersteller nochmals stark zunehmen. Auch ein guter Teil der Zulieferbetriebe muss mit Verlusten rechnen. Die Insolvenzzahlen der Branche werden weiter steigen. Denn die Autohersteller wälzen ihre Kostenprobleme auf die Zulieferer ab. Sie haben kaum noch eine andere Wahl, weil etwa zwei Drittel der Kosten eines Autos bei den Zulieferbetrieben entsteht. 2023 dürften etwa 470.000 E-Autos in Deutschland zugelassen werden (insgesamt 2,65 Mio. Neuzulassungen 2022).