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Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

Die dunkle Seele des Geschäfts bei der Allianz

Die Allianz ernennt die Compliance zur Seele des Geschäfts. Für den Investor bleibt sie sehr dunkel – und damit hat er ein hohes Risiko aus dieser Sicht.
Die Allianz hält ihr Compliance-System am liebsten im Verborgenenen. Es soll die Seele des Geschäfts sein, aber für den Investor ist sie verdammt dunkel. Vorbildlich ist jedenfalls etwas völlig anderes. Von einem Lieferantenkodex scheint das Unternehmen  noch gar nichts gehört zu haben.

Kaum eine andere Branche ist in der Vergangenheit so häufig mit Kartellverfahren überzogen worden wie Stahl. Und das Auto-Kartell flog nur auf, weil die Staatsanwaltschaft mal wieder wegen eines Stahlkartells ermittelte und dabei den Autobauern auf die Schliche kam. Die Milliardenstrafen liegen nicht lange zurück, und jetzt lasten schon wieder schwerwiegende Korruptionsvorwürfe auf ThyssenKrupp.

Thyssen-Chef Heinrich Hiesinger war eigentlich angetreten, das Treiben der Seilschaften zu beenden. Die Untiefen im umstrittenen U-Boot-Rüstungsdeal scheint er monatelang nicht ernst genug genommen zu haben. Da hilft dann auch kein noch so gutes Compliance-Warnsystem mehr. Denn das Compliance Management System ist eigentlich gut konzipiert. Den Platz unter den ersten drei im Rating verdankt der Konzern seinem CMS.

Verhaltenskodex

Ein schlichter, wenig ansprechender Verhaltenscodex, der sehr legalistisch formuliert ist. Unpersönlich in Herkunft und Ansprache (das Wort „wir" taucht nur zweimal auf) und mittlerweile 11 Jahre alt. Kaum Hilfen zum Verständnis der Regelungen. Aus dem Verhaltenskodex selbst ist nicht ersichtlich, ob und wie eine Implementierung im Unternehmen erfolgt.

Der Mitarbeiter erfährt, dass in Zweifelsfällen eine Abteilung namens „Compliance" zu kontaktieren ist, bekommt aber keine konkreten Ansprechpartner an die Hand. Die Rolle der Führungskräfte ist kaum angesprochen, der Vorstand ist in dem Dokument seltsam abwesend. 

Lieferantenkodex

Die Suche nach dem Lieferantencodex war sowohl auf Google als auch auf der Allianz-Homepage erfolglos. Daher erfolgt eine minimale Bewertung auf der Basis knappster Informationen auf der Homepage und im Nachhaltigkeitsbericht. Für diese Intransparenz verdient die Allianz kein Verständnis.

CMS Compliance-Management-System

Die Probleme beginnen damit, dass nicht klar wird, wo die Compliance Abteilung angedockt ist. Mal ist von „Legal & Compliance" mal nur von Compliance die Rede. Nichts erfährt man über die Ressourcen für interne Ermittlungen, die Zahl der Verdachtsfälle oder wie Sanktionen durchgesetzt werden. Es ist nicht ersichtlich, ob das CMS auch durch Dritte überprüft wird, ob eine Zertifizierung stattfindet.

Gut ist das Verbot der Benachteiligung gutgläubiger Whistleblower: „Kein Mitarbeiter muss Nachteile befürchten, wenn er in redlicher Absicht auf Unregelmäßigkeiten hinweist, selbst wenn sich diese später als unbegründet herausstellen sollten". Es fehlen Hinweise zu Schulungen, Kontrollen und Evaluationen. Es findet sich ein Hinweis auf einen Standard für den Vertrieb, der aber online nicht abrufbar ist. Ziele bleiben im vagen: „Unser Geschäft basiert hauptsächlich auf dem Vertrauen unserer Kunden und unserer eigenen Integrität." Wie will man die schützen, wenn nicht ersichtlich ist, ob es so was wie eine Compliance Risikoanalyse überhaupt gibt? 

Kommunikation 

Die Homepage bietet ein Potpourri aus Artikeln, die nur wenig mit dem Geschäft des Versicherungskonzerns zu tun haben. Zu heiklen Themen muss man sich durcharbeiten. Was der Investor bei der Allianz über bekannte Fälle erfährt, ist widersprüchlich. Die Spekulation mit Nahrungsmitteln rechtfertigte man eben noch mit wissenschaftlichen Studien, im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht sagt die Allianz dazu plötzlich „deutlich Nein!"

Ob der Positionswechsel zu Renditeverlusten führte, erfährt der Investor nicht. Intransparent ist auch der neue „Score der Nachhaltigkeit", der mehr als 8.000 Unternehmen und Staaten in Bezug auf 37 Kernthemen (Energieeffizienz, Datenschutz, Geldwäsche) bewertet. Die Scorings der einzelnen Unternehmen bleiben allerdings geheim, auch ihre Berechnung und wie sie in die Investmententscheidungen einfließen.

Fazit: Vielleicht ist Compliance bei der Allianz ja die Seele des Geschäfts: Man sieht sie nicht, aber sie ist doch da. So viel Darknet ergibt ein hohes Investorenrisiko.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

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