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Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

ThyssenKrupp mit einem gelungenen Compliance Management System

Die Milliardenstrafen liegen nicht lange zurück, und jetzt lasten schon wieder schwerwiegende Korruptionsvorwürfe auf ThyssenKrupp. Am Compliance Management System liegt das kaum, das ist eigentlich gut konzipiert. Den Platz unter den ersten drei im Rating verdankt der Konzern seinem CMS. Thyssen-Chef Heinrich Hiesinger scheint die Untiefen im umstrittenen U-Boot-Rüstungsdeal monatelang nicht ernst genug genommen zu haben. Da hilft dann auch kein noch so gutes Compliance-Warnsystem mehr. 

Kaum eine andere Branche ist in der Vergangenheit so häufig mit Kartellverfahren überzogen worden wie Stahl. Und das Auto-Kartell flog nur auf, weil die Staatsanwaltschaft mal wieder wegen eines Stahlkartells ermittelte und dabei den Autobauern auf die Schliche kam. Die Milliardenstrafen liegen nicht lange zurück, und jetzt lasten schon wieder schwerwiegende Korruptionsvorwürfe auf ThyssenKrupp.

Thyssen-Chef Heinrich Hiesinger war eigentlich angetreten, das Treiben der Seilschaften zu beenden. Die Untiefen im umstrittenen U-Boot-Rüstungsdeal scheint er monatelang nicht ernst genug genommen zu haben. Da hilft dann auch kein noch so gutes Compliance-Warnsystem mehr. Denn das Compliance Management System ist eigentlich gut konzipiert. Den Platz unter den ersten drei im Rating verdankt der Konzern seinem CMS.

Verhaltenskodex

Ein knapper Verhaltenskodex, der zudem an einer Reihe von Defiziten leidet. Die zentralen Bereiche Korruption und Kartell werden in zwei Absätzen gemeinsam unter der Überschrift „Fairer Wettbewerb" abgehandelt mit einem summarischen Verweis auf weitere Konzernrichtlinien. Zwar zeigt das Unternehmen den Mitarbeitern die „klare Kante", dass Verstöße nicht toleriert werden. Zur Implementierung (Schulungen, Reporting, Sanktionen bei Verletzung) findet sich erstaunlich wenig, und das in einem von zahlreichen Compliance-Krisen heftig gebeutelten Unternehmen. Hier muss man sagen: Lessons not learned. 

Lieferantenkodex

Der Lieferantenkodex deckt die üblichen Themen ab, ist gut in internationale Richtlinien eingebettet und bindend formuliert. Die Vorschriften werden sehr detailliert erklärt. Dies ist ein großes Plus. Positiv ist ebenfalls, dass die Konsequenzen im Falle des Nichteinhaltens des Kodex beschrieben werden.

Die Abzüge erfolgen für Schwächen im Auditsystem und für die zu vagen Vorschriften zu Sublieferanten. So trägt im Falle eines Audits zur Überprüfung der Nachhaltigkeitsstandards der Lieferant die Kosten: „ThyssenKrupp werden die Auditergebnisse übermittelt." Erstaunlich, weshalb die Lieferanten die Kosten der Audits tragen sollen. Zumindest hätte hierzu mehr gesagt werden können.

CMS Compliance-Management-System

Thyssen berichtet im Geschäftsbericht und auf seiner Homepage sehr detailliert zu den verschiedenen Aspekten des Compliance-Programms, zur Organisation und zur Strategie. Dies ist vorbildlich. Die zurückliegenden Skandale haben bewirkt, dass nun Compliance Risk Profile erstellt werden sowie eine umfassende Compliance-Risikoanalyse. Im Geschäftsjahr 2013/14 wurde mittels Fragebogen und Workshops in hundert Konzernunternehmen die Compliancekultur etabliert.

Die regelmäßige Überprüfung erfolgt durch einen risikoorientierten Audit-Ansatz. Weltweit arbeiten 70 hauptamtliche Compliance-Mitarbeiter mit Zugriff auf ein Netzwerk von über 350 lokalen Compliance Managern, die für den richtigen tone from the top sorgen. Bei der Veröffentlichung von Zahlen und Fakten ist das man offen, manche sind allerdings etwas veraltet. 

Kommunikation 

Stahl lässt sich gut recyceln, was es glaubhaft macht, dass der Konzern bei internen Prozessen und Rohstoffen auf Kreisläufe setzt. Fortschritte sind aber bei den berichteten Kennzahlen nicht ganz ersichtlich, die Reichweiche der Audits ebenfalls nicht. Auch zu der langen Liste an alten Skandalen oder den Luxusreisen findet sich auf der Homepage nichts. Der Investor soll wohl auch nichts finden, denn die Homepage hat nicht mal eine Suchfunktion.

Der Risikobericht diskutiert nur das Stahlwerk in Brasilien. Beim proaktiven Umgang mit Problemthemen kann Thyssen also noch zulegen.Dazu bekommt man lediglich den Gegenantrag kritischer Aktionäre zur Hauptversammlung per Suchfunktion zu Gesicht. Eine Auseinandersetzung mit Fragen des Landgrapping – immerhin besitzt Munich Re weltweit Anteile an Landflächen in Höhe von 100.000 Hektar – findet nicht statt.

Fazit: In der Theorie zumindest ist ThyssenKrupp in Sachen Compliance gut aufgestellt, in der Praxis muss man noch nachziehen. Dennoch sind die Risiken inzwischen gering.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

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