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Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

Was ist das Gegenteil von Vorbild? Die Deutsche Bank.

Auch nach zahllosen Skandalen und Prozessen und entsprechenden Kursverlusten scheint es die Deutsche Bank nicht für nötig zu halten, Investoren ihre Compliance-Maßnahmen transparent darzustellen.

Die Aufräumarbeiten sollen endlich vorüber sein. Die Haupteigentümer, das Scheichtum Katar und die chinesische HNA, glauben daran und zogen bei der aktuellen acht Mrd. Euro schweren Kapitalerhöhung mit. Aber bei diesen Anteilseignern dürfte das Gespür für Compliancerisiken nicht so ausgeprägt sein. Beim Publikum hierzulande schon. Der Vertrauensverlust ist immer noch groß.

Das Sündenregister reicht von Razzien wegen Betrugsverdacht, Manipulation der Leitzinsen, bis hin zu endlosen Entschädigungszahlungen wegen irreführender Finanzprodukte, Beihilfe zu Steuervermeidung, e tutti quanti. Als systemrelevante Bank muss sie künftig wohl auch höhere Mindestvorgaben beim Eigenkapital erfüllen. Vorstandschef John Cryan hat den Vorstand komplett umgebaut und Compliance verstärkt. Ein Kulturwandel ist eingeleitet, steckt aber noch in den Anfängen.

Verhaltenskodex

Ein sehr dürftiger Verhaltenskodex. Wer auch immer der Autor sein mag – der Vorstand ist komplett unsichtbar – es kam ihm vor allem auf die Außenwirkung an, weniger auf eine echte Hilfestellung an die Mitarbeiter, um Rechtsverstöße zu verhindern. Erstellt am 10.9.2015, wäre die nächste Überarbeitung fällig gewesen am 31.5.2016, das ist aber offenbar unterblieben. Hatte der Autor keine Lust mehr? Auffällig viele Bekenntnisse dazu, dass das Unternehmen vertrauensvoll mit seinen Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten will, und die Mitarbeiter uneingeschränkte Kooperation sowie vollständige und korrekte Informationen schulden. Ein Papiertiger zur Haftungsvermeidung, mehr nicht. 

Lieferantenkodex

Es findet sich kein Supplier Code of Conduct der Deutschen Bank. Allerdings steht auf der Homepage der DB unter dem Thema „Nachhaltige Lieferkette" folgender Hinweis: „Alle Lieferanten haben die im DB-Verhaltenskodex niedergelegten Prinzipien zu beachten." Dessen Schwächen sind erheblich: keine Verweise auf internationale Richtlinien, kein Hinweise zu Sanktionen bei Verstößen, keine Vorgaben zu Sublieferanten und keine Überwachungsmaßnahmen. Es ist offenkundig, dass der Kodex für die Mitarbeiter bestimmt ist, für die Lieferkette aber eher unbrauchbar ist. Daher können nur sehr wenige Punkte vergeben werden.

CMS Compliance-Management-System

Angesichts der Diskussion um die Deutsche Bank ist es erstaunlich, dass ein klarer tone at the top fehlt. Nur wenige Angaben, wie das CMS aufgebaut ist. Der Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung von sowieso verpflichtenden Gesetzesvorschriften und der Zusage, sie einzuhalten. Die verschiedenen Hinweise, dass sich der Aufsichtsrat mit Compliance Themen beschäftigt, reichen nicht. Fast alle Mitarbeiter haben mittlerweile Compliance-Trainings abgeschlossen. Immerhin wurden zuletzt die Prozesse verbessert und standardisiert und es wurden „klare Eskalationsmechanismen eingeführt", um die Einhaltung Richtlinien zu überwachen und Fehlverhalten zu sanktionieren." Nichts ist zu finden zum Hinweisgebersystem. 

Kommunikation 

Eigentlich erst in der Ära Cyran hat die Bank die Unternehmenswerte, Compliance-Organisation und Vergütungsstrukturen angepasst. Doch so halbherzig wie die Praxis ist auch die Kommunikation. So verzichtet im Juli 2017 der frühere Chef, Joe Ackermann, zusammen mit anderen Ex-Topmanagern auf 38,4 Mio Euro Boni, wegen früherer Versäumnisse der skandalgeschüttelten Bank. Aber nichts davon findet sich auf der Homepage.

Die eigenen Skandale sind tabu. Eine Suchfunktion leistet man sich nur auf der Nachrichtenseite. Aber immerhin stellt die Bank sich kontroversen Themen: Sehr gut bei Palmöl, manchmal in anderen Bereichen arg dünn. In die Offensive geht die Deutsche Bank bei der Frage, ob es ethisch vertretbar ist, mit Lebensmitteln zu spekulieren: „Man darf nicht nur, man muss sogar."

Fazit: Wo so lange so viel schleifen gelassen wurde, wundert auch ein dürftiges Bild bei der Compliancekultur nicht. Poor John. Poor investor living with high risk.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

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