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Zwischen Tradition und Moderne

Sachsen ist ein Geheim-Tipp für Kunstliebhaber

Dresden August der Starke. © Bumann / stock.adobe.com
Mannigfache Kunstmuseen zeugen von Sachsens Stellung als mitteldeutsche Kunstkammer. Pechstein, Schmidt-Rottluff, van de Velde, Feininger und viele andere hatten hier ihre Wirkungsstätten. FUCHSBRIEFE geben Kunstliebhabern einen Überblick und verraten gute Adressen, um tolle Kunstschätze zu erwerben.

Der Freistaat Sachsen ist in der Kunstszene zu einer bedeutenden Adresse geworden. Beharrlich und dabei durchaus taktierend hat Sachsen innerhalb weniger Jahrzehnte einen erstaunlichen Transformationsweg hingelegt. Der führt vom industriellen Zentrum der DDR mit Großbetrieben des Maschinen-, Anlagen- und Fahrzeugbaus und einer breiten Textilindustrie hin zu einer überwiegend mittelständisch geprägten, breit diversifizierten Industriestruktur. Das bringt eine reiche Museenlandschaft hervor und zieht auch immer mehr Kunstliebhaber an. 

Traditionsreiche Industrielandschaft

Die Grundlagen für diesen erfolgreichen Prozess sind in einer engen Verzahnung von Bildung, Kultur und Wirtschaft zu finden. Wer sich davon einen direkten Einblick verschaffen will, dem sei ein Besuch im Sächsischen Industriemuseum in Chemnitz empfohlen. Ingenieurskunst, universitäre Bildung (Bergakademie Freiberg, Technische Hochschule Mittweida, Universität Chemnitz usw.) und ein Potential an gut ausgebildeten Arbeitskräften ergab zusammen mit dem örtlichen Reichtum an Bodenschätzen (Silber, Blei, Steinkohle, Uran, Kupfer, Lithium, Wolfram etc.) ein solides Fundament für die industrielle Entwicklung. 

Die UNESCO vergab 2019 den Welterbe-Status Montanregion dem Erzgebirge. Nach den ersten mittelalterlichen Silberfunden im Jahr 1168 entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten eine wohlhabende Region. Die feudalen Herrscher und später auch Bürger hatten einen ausgemachten Sinn für Kunst und Architektur. So war es selbstverständlich, dass neben den großen Städten wie Chemnitz und Dresden, Orte wie Freiberg, Annaberg-Buchholz, Zwickau, Plauen eigene Theater und Orchester unterhielten. 

Schönheit der Landschaft zog schon immer Kunstschaffende an

Mannigfache Kunstmuseen zeugen vom Reichtum und Stolz der Bürger und ihrer Einbindung ins internationale Kunstgeschehen. Pechstein, Schmidt-Rottluff, van de Velde, Feininger und viele andere hatten ihre Wirkungsstätten im Mitteldeutschen Kulturraum. 

Die Kunstsammlungen Chemnitz zählen zu den bedeutendsten Sammlungen in Deutschland und Europa. Auf mehrere Standorte verteilen sich die Kunstsammlung, das Schlossbergmuseum und die Sammlung Gunzenhauser. Dem Besucher bietet sich ein breites Spektrum von der mittelalterlichen Holzbildhauerei bis hin zu Installationen und performativen Gegenwartskunst. Neben den ständigen Ausstellungsbereichen finden sich immer wieder spannende Sonderausstellungen. 

Wilder Architekturmix zeugt von bewegter Geschichte

Infolge massiver Bombenschäden 1945 ist die Stadt Chemnitz in ihrem architektonischen Befund zerklüftet. Mit dem Kasberg findet sich eines der größten und bedeutendsten Jugendstil- und Gründerzeitviertel in Deutschland, die Villa Esche, von Henry van de Velde für den Fabrikanten Esche entworfen, zählt zu den wichtigsten Bauten der Moderne weltweit. Zahlreiche Belege moderner Industriearchitektur und Verkehrsbauten wurden in den letzten Jahren denkmalpflegerisch aufgearbeitet. 

Ebenso bedeutsam sind die Zeugnisse der DDR-Architektur, welche von der Vision des neuen Bauens der 50er bis hin zu den 80er Jahren künden. Die Straße der Nationen, als sozialistische Prachtstraße konzipiert, das Wohngebiet Rosenhof, aber auch der monumentale Kopf von Karl Marx  u.a. sind Gründe für die Nominierung zur Kulturhauptstadt 2025. Im Umfeld von Chemnitz bieten sich zahlreiche Attraktionen für Ausflüge an.

Entdeckungen im Chemnitzer Umland und Erzgebirge

Ein Besuch im Adam-Ries Museum in Annaberg-Buchholz sei allen Freunden der Mathematik empfohlen. Wer wissen will, warum es nach Adam Ries oder etwas hat Hand und Fuß heißt, wird hier fündig. Zahlreiche historische Rechen- und Messinstrumente sind zu bestaunen. 

Wenn man vom Erzgebirge spricht, denken die meisten Menschen spontan an Weihnachten. Bergmannsfiguren, Lichterengel, Pyramiden und Räuchermännchen stehen vor unserem Auge. Handschnitzerei, Reifendrehen, Manufakturbetrieb und Handarbeit stehen für die Volkskunst aus dem Erzgebirge. 

Handwerksarbeit aus Sachsen genießt einen exzellenten Ruf

Gute Handarbeit hat ihren Preis und ist nicht mit preiswerter Industrieware für den Massenkonsum vergleichbar. Wer einmal historische Spielzeuge und Weihnachtsfiguren in authentischer Umgebung erleben möchte, dem sei die Manufaktur der Träume in Annaberg-Buchholz empfohlen. Die Schweizer Kunstsammlerin Dr. Erika Pohl-Ströher übergab 2006 der Stadt ihre überaus kostbare und mit Sachverstand zusammengetragene Sammlung als Dauerleihgabe der Stadt. Ihre Vorfahren verließen 1945 die Stadt Richtung Westen und entwickelten ihr Unternehmen Wella zum Weltkonzern.

Für einen Aufenthalt in der Montanregion sollte man unbedingt Zeit für den Besuch eines der zahlreichen Besucherbergwerke oder die Fahrt mit einer der Schmalspurbahnen einplanen. Die Strecke zwischen Cranzahl und Oberwiesenthal ist mit Sicherheit eine der schönsten Linien rund um den Fichtelberg. Das Gebiet zwischen Chemnitz und Oberwiesenthal ist wegen seiner geologischen Befunde reich an Thermalwässern. So ist das Erzgebirge neben einer Montan- auch eine Thermenregion.

Wo werden Kunstsammler fündig?

Interessenten für erzgebirgische Volkskunst sollten im Ort Seiffen, der Bergstadt Schneeberg oder Annaberg fündig werden. Günstige Angebote bieten sich auch bei den Auktionshäusern Heickmann und Bossard in Chemnitz bzw. Mehlis in Plauen. Die renommierte Galerie Weise in Chemnitz hält stets ein breites Angebot zeitgenössischer Künstler parat. Von Erich Heckel, Carlfriedrich Claus, Lydia Thomas bis hin Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer u.a. reicht die Offerte.

Ausstellungsempfehlungen im Erzgebirge

Chemnitz, Kunstsammlungen am Theaterplatz

  • Michael Morgner
  • vom 24. Juli bis 31. Oktober 2022

Chemnitz, Neue Sächsische Galerie

  • Gedankenrauschen- GrafikPartitur4
  • vom 21. Juni bis 11. September 2022

Chemnitz, Schlossbergmuseum

  • Guckkastenblätter des 18. Jahrhundert
  • vom 10. Juli bis 11. September 2022

Chemnitz, Galerie Weise

  • Werke von HANNE KROLL und LYDIA THOMAS und der Lissabonner Malerin ISABEL SABINO
  • vom 15. Juni bis 13. August 2022
Fazit: Sachsen ist ein vielfältiger Kulturraum mit tollen Angeboten der Hoch- und Breitenkultur. In den örtlichen kommerziellen Galerien kann man Kunstobjekte und Künstlerhandschriften erkunden, die einem breiten Publikum weniger bekannt sind. Das Preis- Leistungsverhältnis ist attraktiv.
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