VDMA: China wird vom Chancen- zum Risikomarkt
Die Maschinenbauer vollziehen eine Kehrtwende bei der Beurteilung von China. Das Reich der Mitte habe sich vom Chancen- zum Risiko-Markt entwickelt. Das ist eine Erkenntnis, die FUCHSBRIEFE nach zahlreichen Gesprächen auf dem vom VDMA organisierten Branchen-Tag haben. Wir fassen unsere Ergebnisse für Sie zusammen.
Die deutschen Maschinenbauer haben China lange als Wachstumsmarkt gesehen. Doch jetzt folgen sie der Einschätzung anderer Industrien (FB vom 2.11.) und sehen große Risiken in China. Einerseits sind die die Wachstumszahlen in China schwach und tendieren im Trend nach unten. Beobachter des Landes, etwa der China-Denkfabrik Merics, zweifeln daran, dass es zu den hohen Wachstumsraten von früher zurückkehrt. Die Interventionen des Staates in die (nicht-staatliche) Wirtschaft stehen einem stärkeren Wachstum entgegen.
China versucht, ausländische Konkurrenten zu verdrängen
Ein weit größeres Problem ist aber der Versuch der chinesischen Politik, nationale Lieferketten aufzubauen und ausländische Lieferanten zu verdrängen. Daher fördert sie gezielt chinesische Konkurrenten deutscher Maschinenbauer (etwa durch günstige Kredite). Teils drängt Peking chinesische Unternehmen dazu, chinesische Produkte zu kaufen.
Hinzu kommen Probleme beim Export aus Deutschland. So verlangen Zöllner teilweise Ausfuhrgenehmigungen, obwohl diese für die Maschinen nicht nötig sind. Die Bafa, von der die Ausfuhrgenehmigungen bearbeitet werden, benötigt oft aber mehrere Monate (teilweise ein halbes Jahr) bis zur Erteilung. FUCHS meint: Unternehmen sollten in China daher eine Abschöpfungsstrategie fahren. Die Risiken dort nehmen weiter zu.
Auch 2024 schrumpfende Umsätze erwartet
Der Ausblick der Branche ist ebenfalls weitgehend nicht berauschend. 2024 erwartet der VDMA ein Minus von 2% beim Branchenumsatz. Auch 2023 wird der Umsatz der deutschen Maschinenbauer wohl um 2% sinken. Die Stimmung unter den Verbands-Mitgliedern ist geteilt. Je 23% der Unternehmen sind leicht optimistisch und leicht pessimistisch. Die Masse (39%) berichten von einer durchwachsenen Lage. Positiv sei, dass die Lieferketten wieder funktionieren. Aber seit Oktober 22 sinken die Auftragseingänge spürbar.
Derzeit zehrt die Branche vom hohen Auftragsbestand. Darum ist die Auslastung der Fabriken noch hoch. In der Prognose (-2%) ist allerdings ein wieder wachsender Auftragseingang spätestens ab Frühjahr 2024 eingepreist. Bislang ist davon noch nichts zu sehen. Gehen die Auftragseingänge weiter zurück, wird das kommende Jahr noch schwächer als bisher erwartet.
Hoffnung auf Bürokratieabbau
Große Hoffnungen setzt die Branche auf den Bürokratie-Abbau. Der Verband rechnet mit einem funktionierenden Bürokratieabbau in den kommenden Jahren. Im Wirtschaftsministerium und im Kanzleramt habe man das Problem erkannt, ebenso in der EU-Kommission und im EU-Parlament, meint Verbandspräsident Karl Haeusgen. Im Gegensatz zu früher sei das Thema damit an die politischen Schaltstellen durchgedrungen. Bei vielen neuen EU-Regularien, die erst beschlossen und noch nicht in Kraft getreten sind, geht es darum wie die Umsetzungsverordnungen aussehen werden. Hier könnte die EU erste Vereinfachungen ermöglichen.