Ausstieg aus Iran-Abkommen vorerst ohne Auswirkungen
Die USA sind aus dem Iran-Abkommen ausgestiegen – und die Börsen zucken nicht einmal. Allein der Ölpreis reagiert heftig. Der Preis für das Schwarze Gold ist steil nach oben gesprungen und nimmt nun sogar Kurs auf neue Jahreshochs. Die Marke Brent dürfte schon bald 85 US-Dollar je Fass, WTI um 80 US-Dollar je Fass kosten.
Die Lethargie an den Aktienmärkten verwundert uns. Denn einmal mehr hat US-Präsident Donald Trump mit gewaltigem Wortgetöse einen Stein ins Wasser geworfen – ohne offenbar eine Idee davon zu haben, welche Wellen er auslöst und wie er diese beherrschen kann.
Die Risiken steigen wieder
Die Auflösung des Iran-Abkommens schafft eine grundsätzlich neue Situation mit erhöhter Unsicherheit. Die Regierung des Iran sieht sich nicht mehr an die Beschränkungen des Abkommens gebunden. Der atomaren Forschung (und ggf. auch Aufrüstung) ist damit kein Riegel mehr vorgeschoben. Das wird in der Region zu großer Unruhe und Unsicherheit führen.
Entsprechend sind die Bemühungen der EU einzuordnen, die sich um eine Rettung des Abkommens bemüht. Gut möglich, dass die EU-Außenminister am kommenden Montag beschließen, das Abkommen einseitig aufrecht zu erhalten. Das allerdings würde ein Affront gegenüber der USA sein. Seriös zu prognostizieren ist der Ausgang freilich nicht.
Es scheint uns aber sicher, dass der US-Schritt wirtschaftlich negativ wirken wird. Entweder, die EU folgt den USA, dann werden etliche geschäftliche Beziehungen in die Region nicht mehr haltbar sein. Seit dem Atomabkommen im Jahr 2015 war der deutsch-iranische Handel um 42% auf 3,4 Mrd. Euro gewachsen. Hält die EU gegen die USA, um ihre wirtschaftlichen Interessen in der Region zu schützen, sind mindestens Unternehmen mit direktem Iran-Geschäft akut bedroht, unter US-Sanktionen zu fallen.
Gelassene Börsen
Warum also sind die Börsen im Moment so gelassen? Entweder, sie können noch nicht abschätzen, wie sich der US-Alleingang wirtschaftlich auswirken wird. Oder die Anleger spekulieren darauf, dass der übliche Trump-Mechanismus wirkt: Mit Pauken und Trompeten einen Pflock einschlagen – und erst in den Wochen danach konkret machen, was an wie langer Leine überhaupt an den Pflock gebunden werden soll. So war es auch bei den Strafzöllen, auf deren konkrete Ausgestaltung die Welt nach der US-Fristverlängerung noch wartet.
Der US-Alleingang mag den Dollar und die Börse zunächst beflügeln. Langfristig bremst Abschottung aber immer und sie wird die globale Wettbewerbsfähigkeit der USA nicht stärken. Das Land ist hoch verschuldet und stark auf externe Finanzierung angewiesen. Zugleich schafft die USA grenzüberschreitende wirtschaftliche und politische Unsicherheit. Das kann mittelfristig nicht folgenlos bleiben.
Fazit: Noch bleiben die Börsen davon unbeeindruckt. Der DAX wird nach seinem Freudensprung auf 13.000 Punkte vielleich kurz durchatmen. Wir rechnen aber weiter mit einem neuen Anlauf auf das Allzeithoch.